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Der Mitschnacker

Dieter Lenzen soll nun durch einen peinlichen Handstreich Präsident sein

„In solch einem Land will ich nicht leben. Aber auswandern werde ich auch nicht.“

Michael Moore, „Kapitalismus: eine Liebesgeschichte“, 2009.

„Der Akademische Senat sagte: ›Wir sind davon überzeugt, dass es Professor Lenzen gelingen wird, die Stärken der Universität sichtbar zu machen und sämtliche Mitglieder bei diesem Neuanfang mitzunehmen.‹“

Aus der Erklärung der Pressestelle der Universität vom 20.11.2009.

Der derzeitige Präsident der Freien Universität Berlin, Dieter Lenzen, ist am vergangenen Freitag in streng verborgener Sitzung vom Hochschulrat und vom Akademischen Senat (AS) gegen begründeten Widerstand ins Amt des Präsidenten der Uni Hamburg gerufen worden. Der AS votierte mit 14 Ja- und zwei Nein-Stimmen sowie einer Enthaltung. Die Studierenden der AStA-Listen stimmten für den Kandidaten. Am Donnerstag war die sogenannte Wahl durch über 1.000 kritische Besucher des AS aus der ganzen Universität massiv in Frage gestellt worden. Eine demokratische Alternative wurde gefordert und aufgezeigt.

Herr Lenzen hat nun angekündigt, sein Amt nach Verhandlungen mit der zuständigen Behörde über Zustimmungsgeschenke im Februar antreten zu wollen. - Also nun noch tiefer in die Krise?

Der Kandidat hat dem AS unter expliziter Beibehaltung seines elitären Standpunktes eine große Tüte Himbeerbonbons versprochen: Demokratisierung, faire Berufungsverfahren, Modifikationen an Ba/Ma, Abschaffung der Gebühren, die Behebung der Baukrise, die soziale wie geschichtsbewußte Orientierung der Wissenschaften und vor allem Geld - weniger vom Staat und mehr von der privaten Wirtschaft. So seien die Zeiten. Dem ist aufmerksam zu mißtrauen - zumal nach den Erfahrungen mit dem Kandidaten an der FU Berlin. Nicht von der Hand zu weisen ist: Die universitären Proteste gegen die inhumane Zurichtung von Bildung und Wissenschaft und wider ein undemokratisch anmaßendes Präsidentenfindungsverfahren müssen von den ratlosen Akteuren des marktfrommen Mainstreams integriert werden. Dies wurde auch bei einem Rechtfertigungsbesuch des AS im besetzten Audimax am Freitag deutlich. Dort ist man wegen des verfahrenen Verfahrens und seines skurrilen Ergebnisses weiterhin rational erzürnt.

Zwischen Betriebswirtschaft für alle und Emanzipation aller bestehen nach wie vor gewisse Unterschiede. Deshalb sind auch „Exzellenz“ und „Leistung“ von produktiver wissenschaftlicher Kooperation für die Allgemeinheit alternativ zu unterscheiden. Diese gesellschaftliche wie hochschulpolitische Kontroverse wird damit in die nächste Runde gehen, der Kandidat ist den Bedürfnissen der Universität nicht angemessen. Er will in die falsche Richtung. Niemand sollte sich dahin mitschnacken lassen.

Die Bewegung für die soziale Öffnung der Hochschulen, ein gegenseitig förderliches Zusammenwirken aller Universitätsmitglieder, die lebendige Erweiterung engagierter Mitbestimmung und vor allem: kooperatives Lernen und kritisches Forschen für eine menschengerechte Welt ist wieder begonnen.

Der Triumph von Imperatoren fällt in sich zusammen, wenn er auf das Gelächter des öffentlichen Forums trifft.

In dieser gegenwärtigen Öffentlichkeit liegt das vitale Potential einer erfreulichen Zukunft.

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