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Freude der Kritik: Vom Egoismus zur globalen Gerechtigkeit

Zum Ausgang der Wahlen zum Akademischen Senat

„Der Terminus »Katharsis« läßt sich verwenden, um den Übergang vom bloß ökonomischen (oder leidenschaftlich-egoistischen) Moment zum ethisch-politischen Moment zu bezeichnen, das heißt die Hinaufarbeitung der Struktur zu Superstruktur im Bewußtsein der Menschen. Dies bedeutet auch den Übergang vom »Objektiven zum Subjektiven« und von der »Notwendigkeit der Freiheit«. Von einer äußerlichen Kraft, die den Menschen erdrückt, ihn sich assimiliert, ihn passiv macht, wird die Struktur transformiert in ein Mittel der Freiheit, in ein Instrument zur Schaffung einer neuen ethisch-politischen Form, in den Ursprung neuer Initiativen.“

Antonio Gramsci: „Einführung in das Studium der Philosophie“, Gefängnishefte B6, H10/II, §6, S.1259.

Der Vorwahlkampf in den USA um die Präsidentschaft zeigt: Einerseits hetzt der reaktionäre Unternehmer Donald Trump („Ich bin gierig, jetzt möchte ich gierig sein für unser Land.“), andererseits formiert sich bei den Demokraten ein ungewöhnlich klarer Aufbruch um Bernie Sanders für eine Politik großzügiger Umverteilung von Oben nach Unten, gegen Rassismus, gegen die Waffenlobby und für zivile Konfliktlösung.
Die beispielhafte Kontroverse im ökonomisch und militärisch dominantesten Land der Welt spiegelt die globale Herausforderung, die strukturelle Gewalt sozialer Ungleichheit sowie ihre militärische und ideologische Aufrechterhaltung zu beenden.
Hilfreich dafür ist kritischer Realismus: Ein gesellschaftlich menschenwürdiges Leben erfordert Abrüstung, Frieden, eine schnelle Energiewende sowie die Überwindung der großen sozialen Ungleichheit. Die produzierende Ökonomie ist dafür produktiv genug. Stünde jetzt die Industrie unter der demokratischen Prämisse allgemeiner Wohlfahrt und nicht der des Profits: das allermeiste Elend der Welt wäre zu beseitigen; menschliche Entfaltung in solidarischen Verhältnissen ist möglich.

Das Bewußtsein dieser Möglichkeit entwickelt sich weltweit und schafft große, berechtigte Erwartungen. Zur Unmenschlichkeit (zur Erinnerung: 62 Personen verfügen über genauso viel Vermögen wie die Hälfte der Weltbevölkerung) und zur fatalistischen Verwaltung veränderungswürdiger Verhältnisse wächst entsprechend überall die Opposition. Das ist global und alltäglich heilsam. Auch die Universität kann so verstärkt zur Verwirklichung von Frieden und Menschenrecht beitragen. Der Akademische Senat hat sich – unter Zutun der studentischen Linken – vorgenommen, dies in nächster Zeit grundlegend zu erörtern.

In dieser Lage ist sehr förderlich, daß die Zusammensetzung des höchsten Uni-Gremiums ab April besser wird: Bei den studentischen Wahlen bekam das „Bündnis für Aufklärung und Emanzipation (BAE!)“ 1056 Stimmen (+214). Wir können nun wieder mit Sitz und Stimme initiierend für Solidarität in allen Belangen eingreifen. Die Grünen sind mit 1.605 Stimmen (-466) auch wieder dabei. Noch gibt es konservative Beharrung: Das Konglomerat aus CDU-Jugend („RCDS“), Liberalen, WiWi/Jura/MIN-Liste zieht mit 926 Stimmen ein. Einen lehrreichen Hinweis erhält die Senatsjugend („Jusos“), die mit 462 Stimmen (-434) nicht vertreten ist. Auch in den anderen Mitgliedergruppen wurde zum Besseren gewählt. (Es fehlt aber weiterhin an einer linken Prof-Gruppe.)
Wir freuen uns darauf, die Verbindung von Wissenschaft und globaler Verantwortung zu beleben, damit auch die Studienreform zu forcieren, Marktideologie und Willkür („Exellenzinitiative“) zurückzudrängen und im Konzert aller Hochschulmitglieder das Engagement für öffentlich gut finanzierte Hochschulen zu erweitern, damit die Universität souverän als ein Faktor der Vermenschlichung wirkt.

Liste Stimmen Prozent Sitze
Bündnis für Aufklärung und Emanzipation! (BAE!) 1054 (+214) 26,0% (+5,6%) 1 (+1)
CampusGrün 1605 (-466) 39,7% (-10,7%) 1 (-1)
Realo-"Jusos" 462 (-434) 11,4% (-10,4%) 0 (-1)
RCDS, LHG et al. 926 (neu) 22,9% (neu) 1 (neu)
Wahlbeteiligung 4081 (-34) 10,0% (-0,3%)