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Problemlösung gefragt

Frieden ist machbar

Hamburger Abendblatt: Unterm Strich ist zu befürchten, dass es Kriege auch noch in 500 Jahren geben wird, oder?
Prof. Ursula Schröder: Davon gehe ich aus. Wir sehen zurzeit eher die Verstetigung von bewaffnetem Konfliktaustrag über mehrere Jahrzehnte.
Prof. Jürgen Scheffran: Ich würde daran ansetzen, langfristige Konfliktursachen wie Ungleichheit oder Klimawandel einzudämmen. Das ist nicht einfach, weil dahinter auch wirtschaftliche Interessen stehen. Trotzdem muss man die Frage stellen, warum nach dem Ende des Kalten Krieges die Geißel des Krieges nicht stärker zurückgedrängt wurde. Es reichte nicht, dass die westliche Welt gesagt hat: Der Kalte Krieg ist zu Ende, wir sind die Sieger, und alle müssen uns jetzt folgen. Das hat nicht funktioniert.“

Hamburger Abendblatt: „Warum gibt es Kriege?“ 3. März 2018.

Ist Frieden unmöglich? Bei dieser Diagnose der globalen Entwicklung sind Alle – auch alle Wissenschaften – gefragt, verändernd einzugreifen: mit Ursachenforschung in Bezug auf Krisen, Konflikte und Kriege, auf Gewalt und Rohheit in allen gesellschaftlichen Beziehungen, aber auch in Bezug auf Friedensursachen und Gewaltprävention.

Die Forscherin am Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Uni Hamburg (IFSH) und der Klima- und Konfliktforscher, die dem Abendblatt und damit der Öffentlichkeit Auskunft geben, verschweigen nicht: Die größte gegenwärtige Konfliktursache ist eine unerträglich gesteigerte soziale Ungleichheit. Sie liefert den Nährboden für Populismus, Nationalismus, Religionismus und andere Aggressionsideologien. Ebenso ist der Klimawandel konfliktverschärfend. Und: Es findet zu wenig Rüstungskontrolle und Abrüstung statt, stattdessen aber massiver Export von Kriegsgütern. Erkenntnisse wie diese zu vertiefen und handlungsrelevant zu verbreiten, ist der „Wissenstransfer“, auf den es am meisten ankommt.
Was ist also erkennbar dem Menschheitsinteresse entgegengesetzt?

Gewinnträchtige Konzerngeschäfte: durch Raubbau an menschlicher Arbeit („Ungleichheit“) und an den natürlichen Lebensgrundlagen („Klima“) sowie entsprechende menschenfeindliche, fatalistische, ablenkende oder lügenhafte Meinungs- und Kulturproduktion (Politik, Religion, Wissenschaften, Medien, Unterhaltung, Künste, „Freizeit“…).

Kein gesellschaftlicher Bereich, keine geistige und praktische Tätigkeit, die in dieser globalen Kontroverse nicht Partei wäre – für das gelingende Miteinander der Gattung Mensch in Gegenwart und Zukunft oder dagegen. Unbeteiligtheit ist eine trügerische Illusion, Ohnmacht eine machtvolle Suggestion.

Der Möglichkeiten, sich dagegen zivilisierend einzumischen sind viele: in der Verbindung von Bildung, Wissenschaft und öffentlicher Aufklärung, in der Studierendenschaft, der Friedensbewegung, (sozialen) Initiativen, in (potentiell) progressiven Gewerkschaften und Parteien, in alltäglichen Begegnungen und mit kontinuierlicher Aktivität. Wer sie ergreift, verbündet sich mit der Menschheit, vervielfältigt die eigenen wie gemeinsamen Wirkungsmöglichkeiten und ist auf diese Weise gewiß nicht allein.