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„Nachhaltige Universität“:
Welt erkennen und verbessern

„Was ist aber diese große Aufgabe unserer Zeit? Es ist die Emanzipation.“

Heinrich Heine, „Reisebilder“, 3. Teil – Italien, Kapitel XXIX, 1830.

Das „Kompetenzzentrum Nachhaltige Universität“ (KNU) ist ein Nukleus von in der Wissenschaft Aktiven, die sich „in reflektierter Weise“ mit der Frage beschäftigen, wie „die Gesellschaft so zu gestalten [ist], dass deren künftiger Entfaltungsspielraum gestärkt wird“ (Thesenpapier* des KNU, 7.7.2013).

Angesichts einer universalen (sozialen, ökologischen, kulturellen) Zivilisationskrise wird hier das Leitbild der Universität Hamburg aufgegriffen, das als verbindendes Ziel universitärer Aktivität Welterkennen und -verändern für eine „friedliche, gerechte und demokratische“ Gesellschaft definiert. Bei einem „Wissenschafts-Café“ am 27. November haben die Verantwortlichen ihr Anliegen vorgestellt, die Universität neu zu positionieren – fußend auf dem aufklärerischen Gedanken des „Austritts der Menschheit aus ihrer selbstverschuldeten Unmündigkeit“ und der Ambition Wilhelm von Humboldts, die Wissenschaften in der Gestalt einer akademischen Republik kooperativ und humanistisch zu entwickeln.

Die Thematisierung der großen Entwicklungsherausforderungen der Menschheit, (selbst-)kritische Wissenschaft, eine Befürwortung von Mündigkeit in Studium und Lehre sowie eine entsprechende Kultur und Verfassung der kollegialen Partizipation aller Universitätsangehörigen sollen die vier gleichberechtigten Säulen dieses Modells bilden.

Orientierend ist dabei besonders die Einsicht in die Notwendigkeit des „Heraustretens aus der mentalen Verfassung des bisherigen Lebensvollzugs“ – also die kooperative Überwindung pragmatisch-verwertungsangepaßter Arbeitsweisen und -inhalte. Infolge dessen wird hier – analog zu den Studienreformbemühung in nahezu allen Fakultäten – die Frage aufgeworfen, wie insbesondere Studierende ermutigt werden können, ihre Hochschule und Gesellschaft als kritische Subjekte ethisch verantwortlich und sozial fortschrittlich zu gestalten.

Das KNU hat mit seinen Thesen einen weiteren Anstoß für eine uni-weite Diskussion über den Beitrag von Bildung und Wissenschaft zu einer global vernünftigen Entwicklung gegeben. Der ambitionierte Anspruch spiegelt die gesellschaftliche Möglichkeit, den materiellen Reichtum und das wissenschaftliche, technologische und kulturelle Erbe der Menschheit zum allgemeinen Wohl zu heben und zu verallgemeinern.

In diesem Zusammenhang wäre eine größere Offensivität in der Kritik an der Gängelung durch die „Schuldenbremse“, an Ideologie und Praxis von Standort-Wettbewerb und Ba/Ma, eine von Wissenschafts-Marketing deutlich unterscheidbare Kultur sowie eine selbstbewußte Interpretation der grundgesetzlichen Wissenschaftsfreiheit (auch: Solidarität) durchaus möglich und angebracht.

Der Impuls kann von allen Hochschulmitglieder in Studium, Lehre, Forschung und (Selbst-)Verwaltung aufgegriffen werden. Ausdrücklich sollen die Thesen in den Gremien der Universität erörtert und weiterentwickelt werden. Eine Stärkung von Aufklärung und Emanzipation bei den Wahlen zum Studierendenparlament und zum Akademischen Senat kann dies nur begünstigen.


* Thesenpapier des „KNU“ unter http://www.nachhaltige.uni-hamburg.de/de/downloads/positionspapier-knu_uhh-nachhaltige-zukunft_07_07.pdf