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Hoher Besuch?
„Geld.
Millionen strömen morgens aus den grauen, rußigen Vorortbahnhöfen in die Stadt, ihre Schritte
schlurren, eine Wolke von Menschendunst liegt auf ihnen;
Freunde verraten ihre Freunde, während sie suchen;
der Rentier entfaltet die Gewinnliste;
der Bettler sucht einen, der ihm glaubt, daß er blind ist;
Spieler suchen, halbirr, einen Pump unterzubringen;
der Bankier sucht fremdes Geld.
Alle suchen.“
Kurt Tucholsky, „Alle Welt sucht“, 1925.
Zwischen dem Hochschulrat und dem Akademischen Senat (AS) wird kaum kommuniziert.
Jüngst begab es sich aber zu der Zeit, daß Frau Doris André, die nunmehrige Vorsitzende des Hochschulrates, dem AS die Ehre gab, den Akademischen Senat auf seiner Sitzung am 21.12.’06 zu besuchen und sich den Fragen des Gremiums zu stellen.
Frau André kommt – politisch gewollt – aus dem Management von British-American-Tobacco (BAT) und war dort für Personal und soziale Angelegenheiten zuständig.
Sie befürwortet, standesgemäß, obgleich sie selbst mit Hilfe von BAföG studiert hat, Studiengebühren.
Auf unsere Frage hin, wie denn der Wechsel in der Leitung des Hochschulrates von der Wissenschaft (Prof. Timm) zur Wirtschaft (Kapital/Management) zu bewerten sei, kam die schnöde Antwort, daß „die“ Wirtschaft wichtig in der Gesellschaft und der „Hauptabnehmer der Absolventen“ der Hochschulen sei. (Was übrigens nicht den Tatsachen entspricht.) Antenne geerdet, aus.
Unsererseits befragt danach, warum der Hochschulrat den im Entwurf des Akademischen Senats für die Grundordnung vorgesehenen Konvent (Beratung von Grundsatzfragen der Entwicklung durch gewählte Vertreter aller Bereiche, Ebenen und Mitgliedergruppen) abgelehnt habe, antwortete Frau André kurzerhand, daß das Gremium zu Drägers und unternehmerischen Gnaden den Konvent nicht für opportun gehalten habe und die dafür vorgesehenen Angelegenheiten ja auch so beraten werden könnten. Klappe zu, Debatte tot.
Insgesamt war der vermeintlich hohe Besuch recht kurz gehalten. Freundlich und gesetzt in der Form, wurde hier der Herr-im-Hause-Standpunkt vertreten und vermittelt. Ein gemeinsamer Ausblick ist nicht entstanden. Vereinbarungen sind nicht getroffen worden.
Frau André hinterließ ein einigermaßen verblüfftes Gremium und den bestärkten Eindruck, daß Wissenschaft – zumal aufgeklärt, demokratisch und sozial verantwortlich – und Wirtschaft – zumal konservativ und von Oben herab – nicht zusammenpassen.
Ein Lehrstück, das zu widerstrebendem Handeln auffordert.
Wir setzen diese Arbeit fort.