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Reichtum richtig investieren
„Die Online-Plattform ProPublica hat die Steuerzahlungen der Multimilliardäre zu deren Vermögenszuwächsen in Verbindung gesetzt und als den ›wahren Steuersatz‹ beschrieben, der für die 25 reichsten Amerikaner zwischen 2014 und 2018 nur bei 3,4 Prozent gelegen habe.
Jeff Bezos zum Beispiel, Gründer des Onlinehändlers Amazon und laut Forbes der derzeit reichste Mann der Welt, habe in diesem Zeitraum sein Vermögen um 99 Milliarden Dollar gemehrt, aber nur knapp ein Prozent davon – rund 973 Millionen Dollar – an Steuern bezahlt.“
Roland Lindner, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“), 10.6.2021, S. 22.
„Entwicklungsorganisationen kritisieren G7-Beschlüsse
18.35 Uhr: Entwicklungsorganisationen haben die Ergebnisse des Gipfels der reichen Industrienationen (G7) scharf kritisiert. Nach dem Abschluss des dreitägigen Treffens am Sonntag im englischen Carbis Bay wurde bemängelt, dass nicht genug für die Impfkampagne im Kampf gegen die Corona-Pandemie in armen Ländern getan worden sei. Auch im Klimaschutz drückten sich die sieben Wirtschaftsmächte weiter um ihre Verantwortung. ›Eine kolossale Enttäuschung‹, sagte Jörn Kalinski von Oxfam International.
›Angesichts des größten Gesundheitsnotstands seit einem Jahrhundert und einer Klimakatastrophe, die unseren Planeten zerstört, ist die G7 den Herausforderungen in keiner Weise gerecht geworden‹, sagte Kalinski. ›Noch nie in der Geschichte der G7 war die Kluft zwischen dem, was die Welt braucht, und dem, was beschlossen wurde, so groß.‹ Der Schutz der Patente von Pharmaunternehmen sei ihnen wichtiger als der Schutz der Menschen. Es müsse Know-how transferiert und eine Produktion in ärmeren Ländern aufgebaut werden.“
„Hamburger Abendblatt“, 13.6.2021.
„In Deutschland gibt es, der sozialistischer Agitation unverdächtigen Boston Consulting Group zufolge, derzeit 2900 Ultrareiche. Auch das ist kein Kampfbegriff, sondern die Übersetzung des Fachterminus Ultra-High-Net-Worth-Individuals. Dazu werden Leute gezählt, die ein ›Finanzvermögen‹ von mehr als hundert Millionen Dollar besitzen. Weltweit gibt es von dieser Sorte demnach etwa 60.000, die meisten leben in den USA, dann folgt auf der Rangliste China (ohne Hongkong), Deutschland liegt auf Platz drei. Diese Ultrareichen sind, anders als sehr viele andere Menschen, hervorragend durch die Coronakrise gekommen: Sie wurden noch reicher. Der Trend ist ungebrochen. Gleichzeitig wächst ihr Anteil am weltweiten Vermögen immer weiter.“
Christian Stöcker, „Lobbyarbeit vor der Bundestagswahl/ Komm, wir kaufen uns einen Kanzler“, „SPIEGELONLINE“, 13.6.2021.
Eigentlich ist klar erkennbar: Reich und arm ist ein gesellschaftliches Verhältnis, das politisch gestaltet wird. Diese Erkenntnis bzw. Tatsache gilt global wie auch in den reichen Industrieländern selbst, ist also eine internationale, regionale und persönliche Angelegenheit oder Aufgabe.
Der Reichtum wird gesellschaftlich – von Vielen – erarbeitet und privat – von Wenigen – an- geeignet. Dieser Zusammenhang wird mit großem Aufwand geleugnet.
Dennoch ist deutlich: Diese Kluft ist in den letzten Jahrzehnten deutlich (politisch) vergrößert worden.
Steuersenkungen, mangelnde Steuerfahndung sowie intensive Steuervermeidung bei größten Einkommen oder Vermögen führen zum Wachsen der Vermögen, die stark spekulativ eingesetzt werden. Diese massiven Summen fehlen in den öffentlichen Einrichtungen (Soziales, Bildung, Gesundheit, Kultur), bei den Einkommen der Erwerbstätigen und auch bei Investitionen einer erforderlich ökologischen und arbeitsfreundlichen Industrie oder einer emissionsarmen Energiegewinnung.
Zudem bedeutet eine zunehmende Konzentration von Reichtum eine zunehmende Konzentration von Macht. Diese wird erfahrungsgemäß nicht dafür eingesetzt, die menschlichen Lebensbedingungen sozial und kulturell rundum angenehmer und auch demokratischer zu gestalten.
Gleichwohl gibt es genügend Probleme, Herausforderungen und Aufgaben, die zur positiven Gestaltung der Welt, auch zur mündigen Entfaltung von gesellschaftlich aktiven Persönlichkeiten, dringend gelöst bzw. realisiert werden sollten: Die Beendigung von Kriegen, die zivile Konfliktregulierung, der entsprechende Umbau der Rüstungsindustrie, eine ökologisch nachhaltige Produktion respektive Energiegewinnung, die Beseitigung von Armut und Elend, sinnvolle Arbeit, Bildung, Gesundheit und Kultur für Alle, sind die wesentlichen übergreifenden Vor- haben für die Schaffung allseitig menschenwürdiger aufgeklärter Lebensbedingungen.
Das Alles ist sinnvoll, notwendig, möglich und wird teilweise schon engagiert unternommen, ist aber nicht zu machen ohne die erweiterte Verantwortlichkeit in Wissenschaft, Kunst und kritischer Politik, nicht ohne gemeinschaftlich persönlichen Einsatz, auch nicht ohne die Infragestellung üblicher Gewohnheiten sowie eine gewisse Konfliktbereitschaft.
Auf diese Weise können Alle eine neue uneingedämmte Bedeutung erfahren. Dabei mag ein freundlicher Humor nicht fehlen: Ein Schelm denkt und findet Seinesgleichen. Fortsetzung folgt.