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„Wir haben den Frieden in der Hand!“
„NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat die künftige Bundesregierung aufgefordert, die nukleare Teilhabe Deutschland zu sichern und sich mit deutlich höheren Verteidigungsausgaben an der gemeinsamen Sicherheit des Bündnisses zu beteiligen. SPD, Grüne und FDP diskutieren momentan hinter verschlossenen Türen über die Lagerung amerikanischer Atombomben in Deutschland und den Erhalt der Fähigkeiten, sie an deutschen Kampfflugzeugen zu montieren.
Die SPD blockierte gegen Ende der großen Koalition Beschlüsse zur Beschaffung eines Nachfolgers der alten, waffenfähigen Tornado-Flugzeuge und diskutiert über eine Abkehr von der nuklearen Teilhabe. Auch bei Grünen und FDP gibt es Stimmen, die einen Abzug der Atombomben und einen Ausstieg aus der nuklearen Teilhabe fordern. Die Entscheidung einer Ampelkoalition hierzu gilt neben der Diskussion über bewaffnete Drohnen und die Höhe des Verteidigungsetats als Schlüsselfrage der rot-grün-gelben Sicherheitspolitik.“
Peter Carstens, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“), 20.11.2021, S. 5.
„LYSISTRATE: Kein Mannsbild, so da lebt, soll mehr / Den Spieß erheben wider seinesgleichen -“
Aristophanes, „Lysistrate“, Erste Szene, 411 v.u.Z.
Rüstung, Krieg, strukturelle Gewalt, militärischer Ungeist so- wie das undemokratische Prinzip von Befehl und Gehorsam sind immer noch ein – globales – Problem; die zivile Entwicklung wird dadurch eingeschränkt und deformiert, die Mehrheit der Menschen leidet darunter.
Zum antiken Stück in Kürze: Lysistrata versammelt die attischen und die Frauen Spartas, um den schon dreißig Jahre währenden Krieg, den Peleponnesischen, zwischen den beiden Städten zu beenden. Da- für sollen sich die Frauen ihren Männern zu Bette verweigern und die Akropolis samt der Staatskasse besetzt werden. Im Zuge vieler kluger Dialoge gelingt dieser Friedenscoup – Athen und Sparta schließen Frieden.
Zur Adaption des Stückes im Film („Die Sendung der Lysistrata“, 1961, Regie Fritz Kortner): Drei Ehepaare, darunter zwei Schauspielerinnen der Theateraufführung, kommen privat zusammen, um das Stück im Fernsehen zu schauen. In sehr enger bürgerlicher Atmosphäre werden die An- wesenden durch die pazifistische Komödie in eine substantielle Kontroverse gebracht. Der Ehemann von Agnes Salbach, die auch die Lysistrata im Theaterstück spielt, hat einen neuen chemischen Treibstoff entwickelt und ein lukratives Angebot aus den USA erhalten. Seine Frau fürchtet die militärische Nutzbarkeit sowie generell einen Atomkrieg. Dabei sind noch der Chef des Chemikers, ein Fabrikant sowie ein Ewiggestriger, der den Pazifismus mit „undeutsch“ und „antiamerikanisch“ nichtig zu machen versucht. Auch Uschi, im Theater Lysistratas wachsende Kumpanin, streitet sich mit ihrem Lebenspartner Herrn Hellwig. Ein weitere Schauspieler ist auch in der Fernsehrunde sowie ein liberaler Journalist und Kriegsgegner.
Nach auch emotionalen Szenen siegt die Friedensbotschaft.
Im Januar 1961 wurde die Ausstrahlung vom Bayerischen Rundfunk boykottiert mit der Begründung, die Komödie verletze das sittliche Empfinden der Bevölkerung. Auch die CDU-regierten Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Saarland hatten ursprünglich Bedenken geäußert, strahlten die Sendung aber aus. In Bayern wurde die Komödie statt- dessen in Kinos gezeigt. Im Hintergrund befand sich das damalige Bestreben der konservativen Adenauer- Regierung, die Bundesrepublik atomar aufzurüsten, worauf die Verfilmung deutliche Hinweise gibt.
Für eine heutige Haltung sind Theaterspiel und Verfilmung ein Lehrstück.