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Vom Guten lernen
„Hervorzuheben ist außerdem die Einhaltung der Planung sowie Umfang und Zeitbudget der einzelnen Projekte. Für die Zukunft wünsche ich dem Institut eine weiterhin so hervorragende Zusammenarbeit mit seinen Partnern und Förderern, die viele Projekte und Publikationen unterstützt bzw. erst ermöglicht haben.“
Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach, Presseerklärung zum 50. Jubiläum der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg (FZH) vom 25. Oktober 2010.
„Geist ist Tat, die für den Menschen geschieht; – und so sei der Politiker Geist, und der Geistige handle!“
Heinrich Mann: Geist und Tat, Franzosen von 1780 bis 1930, „Zola“ (1915), F.a.M. 1997.
Im Idealfall lernt der Mensch, ohne seine begangenen Fehler zu wiederholen.
Historisch-kritische Analyse und Erfahrung machen Fortschritte und Fortschritt möglich.
In der derzeitigen Weltkrise offenbart sich, daß für die Entfaltung gesellschaftlicher Humanität am besten mit historischer Erfahrung zu kämpfen ist.
In diesem Zusammenhang ist beispielsweise die Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg (FZH) eine Errungenschaft aufklärender Wissenschaft. Sie hat ihre institutionellen Wurzeln in der „Forschungsstelle für die Geschichte des Nationalsozialismus in Hamburg“ und der „Hamburger Bibliothek für Sozialgeschichte und Arbeiterbewegung“. Der Gegensatz von sozial-emanzipatorischem, solidarischem Engagement und dessen brutalen Gegnern ist dort ein wesentlicher Gegenstand der wissenschaftlichen Arbeit; ebenso die Aufarbeitung und Tradierung des jüdischen Erbes und neuerdings der Durchleuchtung der Nachkriegszeit und des demokratischen Aufbruchs in der Bundesrepublik rund um „68“.
Damit sind historische Merksteine gesetzt, die für eine heutige zivilisatorische Wende nach 20 Jahren brachialer Restauration des Profitdiktates über die ganze Gesellschaft beachtet werden können: Jugend-, Schüler- und Studierendenbewegung als Ausbruch aus einer bieder und sozial beengten Normalität, Friedensengagement und Kulturkritik als das Engagement für eine gewaltfreie (internationale) Gesellschaft sind gute Erfahrungen für Gegenwart und Zukunft.
Die Zeitgeschichte birgt vieles dafür.
Der konservativen Senatorin aber geht dieses Erbe gegen den Strich. Die FZH soll deshalb ca. 10 Prozent des Etats einbüßen. Für die Betriebskosten wird das noch reichen. Der kantige Geburtstags-Wunsch, die (nicht staatlichen!) Förderer mögen der Forschungsstelle erhalten bleiben, läßt also an Dreistigkeit nichts vermissen. Dabei könnte Frau Gundelach (und Schwarz-Grün in Gänze) langsam gemerkt haben, daß Politik gegen die Bevölkerung und ihre sozialen und kulturellen Errungenschaften in der reichen Hansestadt auf zunehmenden Widerstand stößt, der auf die Erweiterung öffentlicher Einrichtungen für Alle gerichtet ist.
Zur Erinnerung: Der Akademische Senat hat schon im Jahre 2003 gegen die vom damaligen Senator Jörg Dräger gegen die Abwicklung des FZH (sowie des Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik und des Instituts für die Geschichte der deutschen Juden) opponiert und – im Verein mit studentischen Protesten und Engagement aus Wissenschaft und Bevölkerung – eine integrale Erweiterung dieser unverzichtbaren Institute erwirkt.
Schwarz-Grün hat keine Zukunft.