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Pessimismus, Optimismus?

Ein Frage der sozialen Progression

Konservativ, marktwirtschaftlich
„Die Deutschen sind traditionell eher vom pessimistischen Philosophen Arthur Schopenhauer geprägt. Der blickte bis 1860 mürrisch aus seinem Frankfurter Fenster. Vom Fortschrittsglauben, der schon seinerzeit im Wilden Westen herrschte, war er nicht beseelt. Aber seine Landsleute hätten seither lernen können, dass ihre Zukunft nicht von äußeren Umständen diktiert wird, sondern von der Bereitschaft, diese aktiv [für wen?] zu gestalten. Die Weltlage gibt ja fast nie Anlass, zur Leichtigkeit: Derzeit erschüttern uns Kriege, die Klimakrise verschärft sich. Künstliche Intelligenz stellt unser Menschenbild infrage, die internationale Ordnung destabilisiert sich. (…) Technologiegetriebener Wandel aber führt auch dazu, dass günstigere und bessere Produkte zusätzliche Nachfrage [ Einkommen?]und damit neue Arbeitsplätze schaffen, die nicht zwangsläufig nur im Ausland entstehen müssen, wenn denn eine vernünftige Wirtschaftspolitik [gewinnkonform?] betrieben würde. Dafür ist es nie zu spät: ›Jeder Tag ist der erste Tag‹, hat der Amazon-Gründer Jeff Bezos einmal gesagt. Der beschleunigte technologische Wandel eröffnet Möglichkeiten, von denen vor einem Jahrzehnt kaum jemand zu träumen wagte. Technologiekonvergenz, die Kombination von zwei oder mehr bisher getrennter Technologien, schafft neue Ansatzpunkte für Produkte und Geschäftsmodelle. Man kann sie nutzen. Immerhin: Deutsche Start-ups verzeichnen trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten steigende Gründungsaktivitäten.“
Carsten Knop, „Warum Optimismus die einzige Lösung ist“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“), 14.11.2025, S. 1 (Leitkommentar).

Bedenkenswerte Haltung
„Frau Berben, Sie sind nicht auf Instagram zu finden. Führen Sie nicht heimlich einen Account unter anderem Namen?
Berben: Ich weiß nicht einmal, wie es geht. Aber das ist eine der Freiheiten, die ich mir erarbeitet habe. Verweigerung.“

Die Schauspielerin Iris Berben im Gespräch mit der Schauspielerin Lary („Was ist Schönheit ohne Haltung?“), „Frankfurter Allgemeine magazin“, November 2025, S. 22.

Klassische Erkenntnis
„Da, wo die Spekulation aufhört, beim wirklichen Leben, beginnt also die wirkliche, positive Wissenschaft, die Darstellung des praktischen Entwicklungsprozesses des Menschen. Die Phrasen vom Bewußtsein hören auf, wirkliches Wissen muß an ihre Stele treten.“
Karl Marx/Friedrich Engels, „Deutsche Ideologie“ (1846), Marx-Engels-Werke (MEW), Bd. 3, S. 27.

„Start-ups“ für Alle? Nach der sogenannten Kriegstüchtigkeit, der Aufrüstung, gestrigem Militärgeist und dem Gebot der kollektiven Sterbebereitschaft, soll nun der Optimismus folgen, der auf rein technologischem Fortschritt basiere. („Die Deutschen“ - welch eine grobe Verallgemeinerung – sollen sich von dem Pessimisten Schopenhauer lossagen. Allerdings war er nicht der erste und letzte Philosoph. Es gab wahrlich kritischere und letztlich optimistischere.)

Allein (auch fragwürdiger) technischer Fortschritt schafft keine Arbeitsplätze, sinnvolle Arbeit, auch keine angemessene Qualifikation und Bezahlung.

Durch „Künstliche Intelligenz“ (KI) wird nicht die Klimakrise bewältigt oder Hunger und Elend auf der Welt beseitigt. Auch das Menschenbild läßt sich dadurch nicht wirklich ändern. Der Mensch ist und bleibt ein gesellschaftliches (soziales, politisches und kulturelles) Wesen, das seine Bedingungen und Möglichkeiten eigenständig (gemeinsam) positiv zum steigenden Allgemeinwohl gestalten kann, Die KI kann lediglich nach gesetzten Prämissen schon Vorhandenes zusammenbatseln. (Meist werden die Prämissen nicht offengelegt. Sie können einschränkende Wirkung haben.) Auch die Zusammensetzung mehrerer Techniken, folgt sie dem strukturellen Gewinndiktat, garantiert keineswegs die Verbesserung der allgemeinen Lebensbedingungen.

Da lohnt es sich schon, skeptisch zu sein, Distanz aufzubauen und zu verneinen. Illusionen schaffen keine optimistische Perspektive. Sie entsteht erst durch gärende Ansprüche für ein besseres (welt-)gemeinschaftliches Leben. Gebaut darauf, wie das gesellschaftliche Leben wirklich ist bzw. sein soll. Mit den Möglichkeiten, die innenwohnender Teil der Wirklichkeit sind. Mit Bildung, Daseinsvorsorge, Kultur für Alle und einem Gesundheitswesen, das seinen Namen verdient. Mit Arbeit ohne Burnout. Frieden als Gewaltlosigkeit und internationale Solidarität gehören unbedingt dazu. Ein universelles menschenwürdiges Leben stehe dabei als Leitlinie an erster Stelle.

Auch die Hochschulen stehen inmitten dieser Aufgabe, die kontrovers und gemeinsam zu realisieren ist. Dabei handelt es sich nicht um „Künstliche Intelligenz“, sondern um angewandte Intelligenz. Sie ist im Prinzip Ambition und Not wendende Aufgabe der überwiegenden Mehrheit. Für die meisten und eine neue, angenehme Stufe der menschlichen Entwicklung. Optimismus der Tat.