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Humanistische Initiative statt Verwaltungsstarre
„Der Blick des Forschers fand
Nicht selten mehr, als er zu finden wünschte.“
Gotthold Ephraim Lessing, „Nathan der Weise“, 1779; der „Tempelherr“, Zweiter Aufzug/Siebter Auftritt.
Auch in Hamburg sind sozialer Fortschritt und dogmatische „Haushaltskonsolidierung“, Demokratie und Bankenfinanzierung, Menschenwürde und „Realpolitik“ real existierende und umkämpfte Gegensätze. Der SPD-Senat aber will den Eindruck erwecken, er könne diesen Konflikt aussitzen. Die „Schuldenbremse“ ist eine Entwicklungsbremse.
Wie überall muß die Mehrheit der Bevölkerung selbstbewußt für das allgemeine Wohl sorgen. In diesem Zusammenhang steht der universitäre „Kampf um die Zukunft“.
Die Universität hat infolge studentischer Bewegung mit einer gründlichen Revision des Bologna-Systems zur Beseitigung von Restriktionen begonnen. Bildung mündiger Menschen ist dafür der orientierende Anspruch.
Gleichzeitig erarbeiten AS und Fakultätsräte Leitlinien für eine verantwortliche Entwicklung der Wissenschaften: Auch die Universität muß sich von der destruktiven Mentalität der neoliberalen Standortkonkurrenz lösen, um Bildung und politische Partizipation für Alle zu praktizieren, die sozial und ökologisch sinnvolle Beantwortung der internationalen Krise zu ermöglichen und vernunftbildend in öffentliche Auseinandersetzungen einzugreifen.
Demokratisierte Hochschulen als Orte kritischer Reflexion sind dafür unverzichtbar.
Folglich ist auch das Engagement für die bedarfsgerechte öffentliche Finanzierung der Hochschulen erforderlich, damit diese humanistische Erneuerung gelingt.
So wird der Sinn materiell und das Materielle erhält einen Sinn. Das ist, wie gesagt, der „Kampf um die Zukunft“.
Der SPD-Senat betet hingegen nur „die Einhaltung der Schuldenbremse“. Anstelle einer vernünftigen Konzeption für Wissenschaften und Gesellschaft wird damit nicht nur eine räumliche Nähe zur Handelskammer realisiert. Die bürokratische Verwaltungspolitik ist für die Uni mit dem avisierten Verlust von weiteren rund 10% ihrer Grundfinanzierung bis 2020 verbunden. Das ergibt sich aus der „Hochschulvereinbarung“ zwischen der Behörde für Wissenschaft und Forschung und dem Uni-Präsidium. Sie ist nur ein Zwischenergebnis des „Kampfes um die Zukunft“. Angesichts inakzeptabler gesellschaftlicher Lebensverhältnisse infolge dekadent angehäuften Reichtums, der dem Allgemeinwohl entgegensteht, ist sie grob ungenügend.
Das gilt insbesondere, weil die Vereinbarung gleichzeitig verdeutlicht, daß durch intensives solidarisches Engagement aus den Hochschulen bemerkenswerte Verbesserungen bereits erreicht werden konnten: die Abschaffung der Studiengebühren zum kommenden Wintersemester, ihre (noch nicht vollständige) Kompensation aus staatlichen Mitteln, ein beabsichtigter 1:1-Übergang vom Bachelor zum Master sowie der politisch verbindlich zugesagte Ausgleich von Tarif- und Inflationssteigerungen in den staatlichen Zuweisungen an die Universität.
Deshalb kann die Uni – und das sind alle ihre Mitglieder – diese „Vereinbarung“ überschreiten, indem sie für Besseres kämpft.
Zur heilsamen Wende ist eine weitere Etappe zu beginnen: Mit wachsenden Ansprüchen für kritische Erkenntnistätigkeit, eine solidarische Entwicklung des Alltags, demokratische Teilnahme, kulturelle Entfaltung und sinnvolle Arbeit samt ihrer sozialen Voraussetzungen.
Bündnispartner in Stadt und Land sind vorhanden.