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Opposition für Humanität als Wahrheit
„Welt am Sonntag: Dieter Lenzen von der Freien Universität Berlin steht nun als neuer Präsident der Universität Hamburg fest. Wollen Sie sich mit ihm treffen?
Kutsch: Auf jeden Fall. Die Universität Hamburg kann nur durch Kooperation mit der Industrie Exzellenzuniversität werden. Außerdem möchte ich ihm eine Mitgliedschaft beim IVH schmackhaft machen. Einige Hochschulen sind bereits Mitglied, die Universität nicht.“
Hans-Theodor Kutsch, Chef des Industrieverbandes Hamburg (IVH) im Interview mit der WamS: „Manches Projekt kommt viel zu langsam voran“, 13.12.09.
„Ein Mensch glaubt an Tomaten und Tabak. Der Mensch bin ich.“
Wolfgang Borchert: „Die lange, lange Straße lang“, Erzählung, 1947.
Das Dogma, Wissenschaft und Bildung den Forderungen privater, profitabler Industrie und ebensolchem Handel auszuliefern, wird fortgesetzt vertreten. Die Alternative dazu muß couragiert sein.
So?
Oder so?
Senatorin Gundelach und Uni-Präsident in spe Dieter Lenzen haben eine gemeinsame Erklärung veröffentlicht*. Es ist eine trauliche Vereinbarung über das „Weiter so“ im Falschen.
Denn: „Planungssicherheit“ in der Unterfinanzierung ist nicht öffentlich und demokratisch finanzierte Vielfalt der Fächer und kritische Pluralität der Methoden und Theorien. Dürftig Gestopfte Löcher machen keinen neuen Mantel.
„Studierbare“ Bachelor-/Master-Studiengänge sind kein solidarisches Lernen mit aufgeklärten Ambitionen in egalitären Strukturen.
Privatisierung der Finanzierung von Lehre („Sponsoring“) und eine anreizorientierte Lehrintensivierung stärken nicht die Einheit von Lehre und Forschung, das forschende Lernen und die Rechte der Universitätsmitarbeiter und Studierenden.
Sogenannte Exzellenz und deren finanzielle Förderung ist die Umverteilung des politisch geschaffenen Mangels nach opportunen Kriterien auf Kosten von Bildung und Wissenschaft zum allgemeinen Wohl. Elite und allgemeine Nützlichkeit sind unvereinbar.
Die bauliche Entwicklung in Abhängigkeit von dieser „Exzellenz“ ist Glas, Beton und Prestige statt einer menschlich brauchbaren, sozial vernünftigen und geschichtsbewußten Erweiterung der Universität. Transparenz und Ästhetik entstehen nicht durch Reih’ und Glied.
Und die vage Möglichkeit rudimentärer Beteiligung ist noch keine Befreiung von privater Einflußnahme und erst recht nicht die kollegiale und demokratische - also gemeinsame - Verfügung über die Entwicklung der Universität.
Der Akademische Senat, der dieser Tage neu gewählt wird, steht also wiederum vor der Herausforderung, alles besser zu machen. Das erfordert kritisch engagierte Vernünftige im Widerspruch zur hechelnden Erfolgsdoktrin des gescheiterten Marktradikalismus und Paraden nach konservativen Werten.
So oder so: Der Mensch macht’s. Möglich.
* Die Erklärung findet sich unter:
http://praesidentenfindung.wachsender-widerstand.de