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Jetzt ist übergenug mit den Zumutungen
Solidarität ist die Entwicklung aller
„John Neumeier: (...) Als Künstler ist man ohne Netz. Ich habe keine Sicherheit. Aber ich liebe, was ich mache, und glaube, dass das der Sinn meines Lebens ist.
(...) Es ist falsch, zu glauben, dass Künstler zu sein ein Opfer ist. Es ist ein Privileg. Ich lebe sehr intensiv, wenn ich arbeite und habe nicht das Gefühl, dass ich auf irgendetwas verzichte.
Hamburger Abendblatt: In welchen Momenten haben Sie gedacht: Ich will einfach nicht mehr?
Neumeier: Gerade jetzt, in diesem Moment, mit dem Nicht-Ausgleich der Tariferhöhungen. Hallo?! Ich habe 40 Jahre lang etwas aufgebaut, Leute kommen von überall her, um uns zu sehen und laden uns ein. Wir sind ein Aushängeschild für Hamburg – sollen aber mit zehn oder zwölf Tänzern weniger auskommen. Wie soll das gehen? Was für eine Form von Respekt ist das gegenüber meiner langen Arbeit? Da denke ich, warum muss ich so viel Energie investieren, es wäre vielleicht doch der richtige Moment zu sagen, lass es fallen.“
John Neumeier (Ballett-Intendant an der Hamburger Staatsoper): „Das ist der Sinn meines Lebens“, Interview im „Hamburger Abendblatt“, 15./16.09.2012.
Nicht nur John Neumeier hat 40 Jahre lang etwas aufgebaut ...
Die schon masochistisch anmutende Kürzungspolitik tifft alle entwickelten Bereiche in der Stadt.
Deshalb wird auch allerorten Widerspruch gegen die Kürzungspolitik der handelskammerfrommen SPD-Regierung artikuliert.
So geht es nicht weiter.
Künste und Gesundheit, Soziales und Bildung, Wissenschaft und Mobilität sind gesellschaftliche Arbeit von Menschen.
Ist die Entwicklung sozialer und kultureller Bedürfnisse mit einer „Schuldenbremse“ zu stoppen? Das spartanische Haushaltsdiktat ist eine ökonomische und ideologische Hürde gegen Vernunft, Wohlfahrt und Fortschritt – es läßt sich jedoch, wenn nicht anerkannt, mit Kritik und Solidarität auch überwinden. Das Lösen der Bremse ist eine Herausforderung zur Verständigung, Initiative und verantwortlichem Eingreifen in die Politik: für die soziale Entfaltung!
Der Senat aber will sich zusätzlich mit einem „Haushaltsrahmengesetz“ künftig verbieten, bedarfsgerecht bei den staatlichen Ausgaben „nachzusteuern“. So erniedrigen sich Politiker selbst zu Controllern von Sozialabbau und Kulturverfall. Zivilisatorischer Fortschritt ist mit gebundenen Händen kaum machbar.
Behandelt man aber ungebunden das Problem der öffentlichen Mittelknappheit, liegen deren Ursachen auf der Hand: Die Staatsverschuldung rührt daher, daß das soziale Ziel von Vollbeschäftigung mit steigenden Löhnen politisch aufgegeben wurde. Dadurch stiegen Armut und Sozialausgaben. Außerdem sanken die Steuereinnahmen, auch, weil zudem die Vermögens- und Gewinnbesteuerung massiv gesenkt wurde. Deshalb explodierten die Gewinne der großen Konzerne. Mit den Extra-Gewinnen wurde riskant spekuliert. Banken brachen daran zusammen und werden ein weiteres Mal aus dem Steuersäckel entschädigt („gerettet“). Das ist der neoliberale Unfug, der seit Mitte der 1970er Jahre (Thatcher, Reagan, Kohl and so on) wirtschaftspolitisch in die Krise führt.
Notwendig ist, diese Tendenz vollständig umzukehren. Vollbeschäftigung, sinnvolle Arbeit, kulturelle Lebendigkeit, demokratisches Engagement und Bildung für alle sind die Prämissen, die die zu verwirklichende Alternative ausmachen. Es ist also Zeit für eine solidarische Wende der
gemeinsamen Geschichte.