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Aufbruch

„Es wächst hienieden Brot genug
Für alle Menschenkinder,
Auch Rosen und Myrten, Schönheit und Lust,
Und Zuckererbsen nicht minder.

Ja, Zuckererbsen für jedermann,
Sobald die Schoten platzen!
Den Himmel überlassen wir
Den Engeln und den Spatzen.“

Heinrich Heine, „Deutschland ein Wintermärchen“, 1844.

Selbst der Internationale Währungsfonds (IWF), jene globale Institution, die weltweit (inkl. in der EU) eine brutale Kürzungspolitik forciert, hat jetzt erkannt: „Sparen“ in den öffentlichen Haushalten führt in eine Abwärtsspirale aus Kürzungen, Rezession, weniger Steuereinnahmen und dadurch verschärftem „Sparzwang“. Eine politische Kehrtwende wird unvermeidlich:

Der bisher so weiter getriebene Gegensatz von Arm und Reich - das reichste Zehntel der bundesrepublikanischen Bevölkerung besitzt knapp 5 Billionen Euro Privatvermögen und damit weit über 60 Prozent des Gesamtvermögens, während das Ärmste 14 Mrd. Euro Miese hat - ist durch kein Argument zu rechtfertigen - noch weniger der Gegensatz von Reich und Arm im Weltmaßstab. Die Kritik daran führt zu einem erheblichen Mentalitätswandel: „Die materielle Basis ist zu wichtig, als dass die Bevölkerung sie geringschätzen könnte. Dass trotzdem nur eine Minderheit es für wichtig hält, dass das Wohlstandsniveau künftig steigt, die Mehrheit sich aber einen Bedeutungsverlust materieller Ziele wünscht, signalisiert vor allem Unbehagen über die mentale Veränderung der Gesellschaft, die auch mit dem Wohlstand und dessen Stellenwert in Verbindung gebracht wird. [...] Entsprechend wünscht sich die überwältigende Mehrheit für die Zukunft vor allem einen mentalen Wandel, eine geistige und moralische Wende sozusagen. Drei Viertel der Bürger wünschen sich mehr Solidarität und Zusammenhalt und eine Zunahme der Hilfsbereitschaft, zwei Drittel weniger Egoismus und mehr Rücksicht auf Schwächere.“ Dies ermitteln die geübten konservativen Meinungsforscher von Allensbach (F.A.Z. 24.9.2012) und beruhigen sich, daß die meisten Menschen (noch) nicht danach handeln würden.

Die Kluft zwischen resignierter Alltagsbewältigung in der profitorientierten Konkurrenzgesellschaft und dem eindeutigen Bedürfnis nach Solidarität gilt es zu schließen. Dann können auch die Probleme (zwischen Menschen, Ländern und Kontinenten) überwunden werden. Wie also ausbrechen aus der Enge der Konkurrenzverhältnisse? Wie ist sich rational und menschlich den gesellschaftlichen Aufgaben unserer Zeit zu stellen? Eine Anregung kann folgende Darlegung des Präsidenten der Uni Hamburg zur Begründung ihres Ausstiegs aus Hochschulrankings sein: „Demzufolge kann unsere Aufgabe nicht darin bestehen, Leistungsvergleiche methodisch zu verbessern, sondern wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass sie, egal wie gut, aus sozialpsychologischen Gründen zu den beschriebenen Effekten führen und damit dysfunktional sind. Die zerstörerischen Wirkungen bestehen im Alltag aus Missgunst, Misstrauen, Frustration und anderen Formen der Aggression. [...] Das ist die Exemplifizierung eines weisen Satzes von Ludwig Marcuse, der hieß: »Das Leid der Unterlegenen kommt aus dem Vergleich.« Da wir uns an dem Leiden von Unterlegenen nicht beteiligen möchten, hat das Präsidium der Universität Hamburg beschlossen, Rankings bis auf weiteres nicht zu beliefern.“

Aktive Kritik, angewandt auf die Studienreform (Leistungspunkte? Noten?), die Überwindung der Mangelfinanzierung und auf die Demokratisierung der Hochschulen, als Alternative zur kommerziellen Dekultivierung, als gemeinsamer Kampf gegen ihre Ursachen, wäre ein Schritt ins Helle: Alle Emanzipation ist Zurückführung der menschlichen Welt, der Verhältnisse, auf den Menschen selbst. (Karl Marx, „Zur Judenfrage“, 1843, MEW Bd. 1, S. 370.)