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Etwas Anderes, etwas Besseres schaffen
„Wissenschaftssenatorin Dorothee Stapelfeldt: ‚Im Sinne einer besseren Studierbarkeit muss es nicht richtig sein, dass ein Bachelor-Studiengang in allen Fächern sechs Semester umfasst, auf den dann ein viersemestriges Masterstudium aufsetzt. Ich sage ganz deutlich: Der sechssemestrige Bachelor-Studiengang ist für mich kein Dogma. [...] Die Studiengänge müssen so weiterentwickelt werden, dass sie den Erfordernissen der einzelnen Fächer entsprechen. Wenn es beispielsweise in einem geisteswissenschaftlichen Fach besser ist, den Bachelor in acht statt in sechs Semestern zu machen, dann sollte das möglich sein.‘
Uni-Präsident Dieter Lenzen: ‚Der Prozess Bologna 2.0 muss die Philosophie der kontinentalen Universitäten wieder stärker machen und dafür das Maß an Verschulung zurückdrängen.‘“
Beide zitiert nach Hamburger Abendblatt: „Zu starr, zu verengt, zu verschult – Bachelor-Reform in Sicht“, 14. April 2013.
Eine grundlegende Reform von „Ba und Ma“ wurde begonnen. Die Universität will sich durch vielfältige kritische Initiativen vom Studium in schmaler Spur verabschieden - mit weitgehender Perspektive.
Lediglich „Studierbarkeit“ ist dagegen ein bescheidenes Über-die-Runden-Kommen.
„Philosophie“ macht klug, muß aber auch eingreifend sein, mit dem praktischen Zweck, alle sozialen Verhältnisse menschlich zu gestalten. Beim „Dies Academicus“ soll sich daher insbesondere mit der Frage befaßt werden, wie die beschränkte Ausrichtung des Studiums auf „Beschäftigungsfähigkeit“ durch „Allgemeine Bildung“ überwunden werden kann. In einer vorbereitenden Tagung zu diesem Thema im März 2013 wurden dafür entscheidende Denkanstöße erarbeitet:
Einigkeit bestand darin, daß „ABK“ (Allgemeine Berufsqualifizierende Kompetenzen) ein Mittel zur Durchsetzung falscher Zwecke ist. Nun soll dem bisherigen „ABK-“ und „freien Wahl-Bereich“ eine Vorreiterfunktion in der Erprobung, Entwicklung und Verallgemeinerung wissenschaftlichen, kritischen, verantwortlichen und kooperativen Lernens zukommen. Bildung sollte dafür als Prozeß einer analytischen Aneignung von Strukturen und Erscheinungen der menschlichen Kultur verstanden werden; allgemeine Bildung wird sie, wenn sie zur Verständigung und kooperativen Handlungsfähigkeit Aller beiträgt.
Der Mut, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen, ein Imperativ der Aufklärung, bedeutet heute Kritik und solidarische Überwindung egoistisch begrenzter, instrumenteller Schein-Rationalität eines destruktiven zwischenmenschlichen, ökonomischen und internationalen „Wettbewerbs“. Die Diskussion zeigte auch, daß eine verantwortliche gesellschaftliche Praxis die kritische (Selbst-)Reflexion der Lernenden, der Wissenschaften und der realen Welt, wie sie ist und wie sie werden soll, erfordert. Mehr Zeit ist dafür unabdingbar.
So verstanden steht „Allgemeine Bildung“ nicht unverbunden neben fachlicher Spezialisierung, sondern wird durch exemplarische Vertiefung entwickelt. Die Orientierung auf eine wirklich demokratische, also förderliche Entwicklung von Ökonomie, Politik, Recht, Kunst und Kultur, Bildung und Gesundheit erfordert die Bildung kooperativer, projektorientierter und experimenteller Lehr- und Lernformen, die unproduktive Hierarchien (Prüfungen!) und Konkurrenzen (Leistungspunkte, Noten!) beenden.
Diese humanen Ansprüche sind zu vertiefen und sollten praktische Konsequenzen für die Reform der Studiengänge und der Universität haben. Die Kritik am Bestehenden und entsprechende Argumente und Sichtweisen können im produktiven Austausch aller Uni-Mitglieder geschärft werden. Dafür ist der „Dies Academicus“ da. Auch die Schuldenbremse als Gedankenbremse und politisches Tabu läßt sich auf diese Weise lösen.
Treiben wir Allgemeine Bildung durch Kritik voran.
Dies academicus 2013
Gesamtuniversitärer Tag zur Hochschulentwicklung
am Dienstag, den 23. April 2013, ab 9 Uhr
im Ernst-Cassirer-Hörsaal (A) des Uni-Hauptgebäudes (ESA1)
Mit welchem Sinn und Ziel für Gesellschaft und Wissenschaft betreiben wir die Studienreform?