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Sein oder Nichtsein

Eine Komödie mit ernstem Hintergrund

„Hamlet:
Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage:
Ob´s edler im Gemüt, die Pfeil´ und Schleudern
Des wütenden Geschicks erdulden oder
Sich waffnend gegen eine See von Plagen,
Durch Widerstand sie enden.“

William Shakespeare, „Hamlet, Prinz von Dänemark“, Dritter Aufzug/Erste Szene, 1601.

Die Strukturen, aus denen Diktatur und Krieg (1933-1945) hervorgingen, sind noch nicht wesentlich überwunden. Weiterhin treiben Nazis ihr Unwesen, Rassismus, Antisemitismus, Nationalismus, Führerkult, Kriegsbejahung und die Verharmlosung des historischen Faschismus gehören nicht vollends der Vergangenheit an. Deshalb ist es nach wie vor lohnend, aus der Geschichte zu lernen – zum besseren Verständnis der Gegenwart, zur Gestaltung des Hinkünftigen. Durch Widerstand zu enden eine See von Plagen.

Ernst Lubitsch (1892-1947), der 1933 die US-amerikanische Staatsbürgerschaft annahm, ist der Regisseur des Films „Sein oder Nichtsein“ von 1942. Die literarische Vorlage für den Film verfaßte der ungarische Schriftsteller Melchior Lengyel für seinen Freund.

Der Film spielt 1939 in Warschau. Die Schauspieler proben kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs eine antifaschistische Komödie, die aber, weil die polnische Regierung nicht in Konflikt mit den deutschen Nazis geraten will, abgesetzt wird. Anstelle der Satire wird „Hamlet“ von Shakespeare aufgeführt. Während einer der Aufführungen wird von deutscher Seite der Zweite Weltkrieg begonnen und Warschau bombardiert. Durch Verbindungen mit dem polnischen Widerstand und einen bemerkten Verrat ist die Schauspielgruppe gefordert, sich zu positionieren und einzugreifen. Durch allerlei Tricks und den Einsatz ihrer Schauspielkunst gelingt es dem Ensemble, die Not zu wenden. Die Gruppe der Schauspieler steigert im Verlauf der Handlung ihren Mut und ihren Einfallsreichtum.

Der Film gehört zu den zeitgenössischen Antinazifilmen Hollywoods und ist eine pointierte Hitlersatire. Schon Kurt Tucholsky beantwortete die Frage danach, was die Satire dürfe – vorausgesetzt, sie sei eine – mit: Alles!

Die aktuelle Präsentation von „Sein oder Nichtsein“ darf als kultureller Kontrapunkt zur zeitgleichen Veranstaltung der „Feuerzangenbowle“ (1944) – eine propagandistische Zerstreuungskomödie zur Hebung der Kriegsmoral an der „Heimatfront“ –
verstanden werden.

Filmabend:
»Sein oder Nichtsein«

ein Film von 1942 (USA),
Nach dem Text „Noch ist Polen nicht verloren“ von: Melchior Lengyel,
Regie: Ernst Lubitsch,
Hauptrollen: Jack Benny als Joseph Tura,
Carole Lombard als Maria Tura,
Robert Stack als Stanislaw Sobinski.

Eine Einführung zum Werk mit historischer Einordnung gibt
Dr. Wolfgang Beutin
Literaturwissenschaftler, Dozent und Autor.
Donnerstag, den 5. Dezember 2013, um 19.00 Uhr,
im Hörsaal G, Philosophenturm, Von-Melle-Park 6.