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Wider die Verwertung – Jetzt gilt: Verbesserung!

„Hochschulbildung hat für mich drei Kernaspekte: Persönlichkeitsentwicklung, Wissensvermittlung und Berufsvorbereitung. Aber wenn ich an die Entwicklung der Stadt denke, an die Frage von Zukunftsfähigkeit und an Lösungsorientierung, brauchen wir eine viel stärkere Öffnung der Universitäten in alle Bereiche der Gesellschaft hinein, auch und vor allem in die Wirtschaft. Wenn etwa Studierende schon während des Studiums in Start-up-Ausgründungen Praxiserfahrungen sammeln und eine berufliche Perspektive entwickeln, ist das für mich nichts Negatives. Im Gegenteil: Ich sehe das als Standortvorteil in Hamburg.“

Katharina Fegebank (Bündnis 90/Die Grünen und neue Wissenschaftssenatorin) im Interview mit dem Hamburger Abendblatt, 25. April 2015.

Als die amerikanische Publizistin Naomi Klein ihr Buch „Kapitalismus vs. Klima“ jüngst in Berlin vorstellte, formulierte sie eine aktuell wissenschaftspolitisch relevante Erkenntnis „[D]ie Austeritätslogik [ist] mit einer wissenschaftlich begründeten Klimapolitik absolut unvereinbar. Ja, die Brisanz der Klimakrise ist, glaube ich, das beste Argument, das Anti-Austeritäts-Aktivisten und die ihnen nahestehenden Parteien für einen radikal anderen Umgang mit der Wirtschaftskrise jemals ins Feld führen konnten.“ Zur Begründung verweist sie darauf, daß man im Namen der „Schuldenbremse“ beispielsweise „die Förderung der erneuerbaren Energien in Griechenland, Spanien, Portugal und Italien drastisch beschnitten [hat].“ Der Mangel an nicht regenerativen Ressourcen, die Zerstörung der staatlichen Infrastruktur – die auch überall eine soziale und humanitäre Antwort auf Umwelt-„Katastrophen“ behindert – und die kulturelle Brutalisierung (Egoismus, Nationalismus) in Folge des neoliberalen Diktums, die Zeit für gesellschaftliches und geschichtlich bewußtes Handeln sei vorbei, müßten im globalen Maßstab mit solidarischen Alternativen beantwortet werden.

Damit ist die gegenwärtige Aufgabe der Wissenschaften und Hochschulen herausfordernd formuliert. Die neue Wissenschaftssenatorin klebt hingegen in den Dogmen der 1990er Jahre.

Bildung und Wissenschaft für zivile, nachhaltige Entwicklung, Demokratie und Menschenwürde sind mit „Standortkonkurrenz“ und Anbiederung an kurzfristige Forderungen des Arbeitsmarktes und an die Politik mit der „Schuldenbremse“ nicht zu versöhnen.

Die Hochschulen haben das mit ihrer öffentlichen Kritik im vergangenen Herbst zum Ausdruck gebracht.

Und weiterhin ist Unzufriedenheit auf der Tagesordnung: Die Reform von Ba/Ma für kooperatives, sinnvolles Lernen, eine weitere Demokratisierung, die gründliche Verbesserung der staatlichen Grundfinanzierung und der verantwortliche Gesellschaftsbezug der Wissenschaften sind mit einiger gemeinsamer Konsequenz erreichbar. Diese Verantwortung wahrzunehmen und öffentlich zu vertreten ist direkt wirksam und die Verbesserung der Kultur der Hochschulen.

Gemeinsames Engagement ist die konkrete Veränderung mit allgemeiner Bedeutung.