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Trotz Schwarz-Grün und alledem: Für Gebührenfreiheit !
,,Die Gier steckt - mehr oder weniger - bei der ganzen Spezies Mensch in allen Poren. (...) Der Rückblick zeigt: Kapitalistische Werteordnungen haben sich im Großen und Ganzen als geeignetes Mittel zur Steigerung des Wohlstandes erwiesen. Der Kapitalismus - solange er ein soziales Antlitz hat - bietet den Menschen die Chance, ihre Talente zu mehren.“
Wendelin Wiedeking, ,,Verdirbt Kapitalismus den Charakter?“, ,,Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“, 9.11.2008, S. 42.
,,Es ist alles still. Wie in einer verschneiten Winternacht. Nur ein leiser monotoner Tropfenfall. Das sind die Zinsen, die fortlaufend hinabträufeln in die Kapitalien, welche beständig anschwellen. Man hört ordentlich, wie sie wachsen die Reichtümer der Reichen. Dazwischen das leise Schluchzen der Armut. Manchmal auch klirrt etwas, wie ein Messer, das gewetzt wird.“
Heinrich Heine, ,,Lutetia“, 1855.
Man weiß nicht genau, mit welchem ,,Talent“ Porsche-Vorstandschef Wiedking seine geschichtlichen Informationen ermittelt hat. Wahr ist jedenfalls, daß von Manchester bis Madras die Entstehung, Verbreitung und mittlerweile tiefgreifende Krise des Kapitalismus in den ca. 200 Jahren seiner Entwicklung millionenfach Menschen Not und Elend gebracht hat und bringt. Woher Herr Wiedeking hingegen seine ,,Talente“ bezieht, ist allgemein bekannt. Im Jahre 2007 betrug sein Managereinkommen etwa 60 Millionen Euro; der Luxuswagenhersteller Porsche machte im letzten Jahr einen Rekordgewinn von 5,9 Milliarden Euro.
Die Unternehmerfamilien Porsche und Piech bereichern sich nicht allein an der Porsche Holding, sondern auch an der durch sie majorisierten Volkswagen AG. Im Oktober hatte eine einzelne Aktie von VW zeitweise den historischen Spitzenwert von 1000 Euro. Die zu erwartende Dividene der Aktieninhaber wird die Gewinne der Inhaberfamilien und Einkommen der Manager dieses Doppelkonzerns in nie dagewesener Weise mehren. Aus dieser Warte kann behauptet werden: ,,Kapitalistische Werteordnungen haben sich im Großen und Ganzen als geeignetes Mittel zur Steigerung des Wohlstandes erwiesen.“ (s.o.)
Gut unterrichtete Kreise aus Manchester und Madras berichten aber, daß der Reichtum der einen die Armut der anderen schafft. Ein ,,soziales Antlitz“ dieses Systems mutet daher an wie zweifelhaft kosmetisches Lippensilicon. Sozial vernünftige gesellschaftliche Bedingungen sehen anders aus.
Dementsprechend könnten beispielsweise wirklich progressive Einkommenssteuern, Vermögens- und Unternehmenssteuern, die Verhinderung der Vererbung privat angehäuften Groß-Kapitals sowie streng regulierende Eingriffe in die spekulative Finanzwirtschaft erheblich zu einer sozialeren Praxis des gesellschaftlichen Lebens beitragen. Staatliche, demokratisch gestaltete Ausgaben für Gesundheit, Bildung und Kultur, höhere Löhne und kürzere Arbeitszeiten wären rationale Schlußfolgerungen im Interesse der Mehrheit wie der Gesamtentwicklung.
Mangel und ,,Gier“ sind die Kehrseiten derselben Münze. Von der Antike bis zur Gegenwart sind allerdings immer wieder nachdrückliche Versuche unternommen worden, den sozialen Gegensatz von Elend und Reichtum zu überwinden. Aktuell ist der Mangel zum Elend der Mehrheit eindeutig politisch-ökonomisch geschaffen. Soziale Kämpfe und wissenschaftlich-technischer Fortschritt können bewirken, daß alle angenehm leben bzw. sich gemeinschaftlich entfalten können. Die Krise ist, daß das - für wenige profitable - Verhältnis von ,,Unternehmenden“ und ,,Unternommenen“ deshalb zwar deutlich unangemessen, aber noch nicht überwunden ist. Vernunft, der Sinn von Wissenschaft, kann eine menschenwürdige Entwicklung befördern. Die Beseitigung von Beschränkungen eröffnet eine neue Perspektive. Studiengebühren sind weiterhin rundum abzulehnen.