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Die Uni ist unbefriedigend -
Was tut der Akademische Senat?
„Kaufen, was einem die Kartelle vorwerfen; lesen, was einem die Zensoren erlauben; glauben, was einem die Kirche und Partei gebieten. Beinkleider werden zur Zeit mittelweit getragen. Freiheit gar nicht.“
Kurt Tucholsky, „Schnipsel“, 1932. html
Die Universität ist unausgesetzt in einer Krise. (Mogeln gilt da nicht.) Das liegt daran, daß nach wie vor ihre politische Zurichtung auf die unersättlichen Forderungen einer privaten Ökonomie betrieben wird; an kontinuierlichem, begründeten und organisierten Widerspruch dagegen besteht noch ein behebenswerter Mangel.
Die „neue“ Wissenschaftssenatorin hat kein Programm vorgelegt (wie auch), aber bereits die – sogar bauliche – Zerlegung der Universität vor Augen. Eine kantige Vision.
Die Präsidentin pflegt folgsam auch hochschulpolitisch die Traditionen deutscher Ingenieure und ist für ein demokratisches, sozial verantwortliches, weltoffenes und kritisches akademisches Leben nicht ansprechbar. Die Uni-Kanzlerin rechnet. Und lächelt. Und ordnet an.
Der Akademische Senat (AS) ist das verbliebene, halbwegs repräsentative Gremium der gesamten Universität. Er hat seit Juni nicht mehr getagt und soll erst Ende Oktober wieder zusammenkommen. Nach allem, was gut und richtig ist: So kann der Ausgang aus der fremd- und selbstverschuldeten Unmündigkeit nicht aussehen bzw. gelingen.
Die kritische Beratung und Stellungnahme zu den Plänen einer beabsichtigt geschichtsvergessenen Universitätsverlagerung ist hingegen angebracht.
Dasselbe gilt für eine dezidierte und begründete Ablehnung des Gesetzes zur vermeintlichen Nachlagerung der Studiengebühren.
Dringend erforderlich ist ebenso eine Initiative für eine Humanisierung und baldige Überwindung des verschulten BA/MA-Systems (inkl. StiNE).
Nach der verordneten Fakultätenbildung muß die wissenschaftliche – und konstruktive – Zusammenarbeit der verschiedenen Fächergruppen gefördert werden; dafür muß auch der finanzielle Mangel in nicht profitträchtigen Fachbereichen gemeinsam bekämpft werden.
Der AS täte wohl daran, das 10-jährige Jubiläum des Universitäts-Leitbildes (im November) zu nutzen, um dem politisch verschuldeten betriebswirtschaftlichen Chaos eine Konzeption für eine allgemeinnützliche Universitätsentwicklung entgegenzustellen.
Die 90-jährige Wiederkehr der Universitätsgründung im Mai 2009 sollte genutzt werden, um verbindlich zu erörtern, wie sich heute an das Ideal einer sozial offenen, demokratisch verfaßten und human nützlichen „universitas“ (wieder) ohne Scheu angenähert werden kann.
Bildung und Wissenschaft sind auf diese Weise ein bedeutsamer Motor für eine zivilisierte Zukunft. Dafür müssen sie aber den Frieden, den sozialen Fortschritt, das vernünftige kooperative Miteinander, die „Herrschaft“ der Argumente und kulturelle Entfaltung zielgerichtet verfolgen.
Daran können und sollten die VertreterInnen der Studierenden, des wissenschaftlichen und nicht-wissenschaftlichen Personals, der Hochschullehrer aus allen Fächergruppen weltanschauungsübergreifend zusammenwirken.
Diese praktische Verantwortung ist rationale Opposition gegen alle Übel, menschliche Mühsal und soziale Beschränkungen. Der Akademische Senat könnte sich so aus seiner bürokratischen Erstarrung lösen.