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Was ist die Alternative zum organisierten Stumpfsinn?
„Die Stadt Hamburg ist eine gute Stadt; lauter solide Häuser. Hier herrscht nicht der schändliche Macbeth, sondern hier herrscht Banko. Der Geist Bankos herrscht überall in diesem Freistaate, dessen sichtbares Oberhaupt ein hoch- und wohlweiser Senat.“
Heinrich Heine, „Memoiren des Herren von Schnabelewopski“, 1833. html
„Was sich nicht rechnet, darf nicht bleiben“ textete der Künstler Michael Batz im „Hamburger Jedermann“. (Er hat seine ironische Weisheit inhaliert und verkauft sich nun im Hafen als Szeneausleuchter – „blau“ – der Wachsenden Stadt.)
„Was sich nicht rechnet, darf nicht bleiben“ ist auch die Ideologie, der die Wissenschaftssenatorin Gundelach und die Uni-Präsidentin Auweter anhängen. Aus diesem zweifelhaften Motiv erwägen sie, die Universität einzustampfen und den Campus auf den Kleinen Graasbrook in die eckig-öde Hafen-City zu verlegen. Dabei geht es um „Renomée“ und um die Zerstörung kritisch-aufklärerischen Erbes, keinesfalls um Vernunft. Die Degradierung von Bildung, Wissenschaft und Mensch zum Standortfaktor soll auch insbesondere baulich verordnet werden.
Es wäre ein Irrtum, daß diese tumbe Phantasie der Verbesserung der Lehr-, Lern- und Forschungsbedingungen diene und in diesem Zusammenhang kostengünstig sei. Tatsächlich sind in die vollendeten Sanierungen am Campus (Rechtshaus, PI, Philturm-Fassade, ESA, Audimax, Pferdestall-Foyer sowie riesige Neu- und Umbauten in der Bundesstraße) schon viele kluge Gedanken, Arbeitsstunden und etliche Millionen Euro investiert worden. Außerdem wäre selbst ein substanzerhaltender, aber gestalterisch großzügiger Umbau der promblematischen Gebäude „Wiwi-Bunker“ und Geomatikum mindestens um das 15-fache günstiger als ein Abriß und Neubau. Zu berücksichtigen ist zudem, daß die Verwertung der alten, hochwertigen Bausubstanz eine höhere Qualität verspricht als alle Universitäts-Gebäude, die unter den Vorzeichen neoliberaler Hochschulmodernisierung gebaut sind. Auch könnte selbst die von der Präsidentin angemeldete Erweiterung der Universitätsfläche um ein Drittel vor Ort realisiert werden. (Es fragt sich allerdings, wofür? Denn die Uni – inkl. HWP – hat etwa 8.000 Studierende weniger als zu ihren Hochzeiten. Daran würde erst eine weitgehende demokratische Bildungsreform etwas ändern.)
Die Androhung der brachialen Umgestaltung hat also auf keinen Fall zur Folge, das humanistisch-universell Nützliche als das wahrhaft Schöne bzw. Praktische zur Geltung zu bringen. Sie dient vielmehr ebenso der Ablenkung von den schon jetzt überdimensionierten Problemen der Hochschule nach einer langen Phase betriebswirtschaftlicher Deformationen und der Verhinderung von kritischer Kooperation zur Verbesserung der Lage. Auch soll wohl der Weg für die Durchsetzung wissenschaftlich, politisch und funktional zweifelhafter Private- Public-Partnership-Verträge (z.B. für das Geomatikum) freigeräumt werden. Derweil kumulieren die Probleme - inhaltlich, strukturell und baulich.
Schlicht bedenklich ist schon pure Eitelkeit. Wie bedenklich ist erst, diese auf eine konzeptionelle Grobheit zu gründen?
Der Bogen ist somit zum Reißen gespannt.
Die Verbesserung der architektonischen Gestaltung der Universität setzt stattdessen eine Renaissance kritischer Verantwortung der Wissenschaften für die Gesellschaft, eine Neubelebung demokratischer Partizipation und sozialer Öffnung voraus. Dafür lohnt es sich kooperativ zu streiten:
Wider die entwürdigende Versetzung der Universität!