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Wer gibt Hoffnung:
Papst oder Heine?
„Der Protest gegen Gott um der Gerechtigkeit willen ist nicht dienlich. Eine Welt ohne Gott ist eine Welt ohne Hoffnung (Eph 2,12). Nur Gott kann Gerechtigkeit schaffen. Und der Glaube gibt uns die Gewissheit: Er tut es.“
Zweite Enzyklika von Joseph Ratzinger, genannt „Papst Benedikt XVI.“, 30.11.2007.
„Ärgert dich dein Auge, so reiß es aus, ärgert dich deine Hand, so hau sie ab, ärgert dich deine Zunge, so schneide sie ab, und ärgert dich deine Vernunft, so werde katholisch.“
Heinrich Heine, Brief an Karl August Varnhagen von Ense, 19. Oktober 1827. html
Gott ist eine menschliche Erfindung, die nicht mehr nötig ist.
Die Enzyklika des Papstes trägt dieses Jahr – 180 Jahre nach Heines Brief – den schönen Titel „spe salvi [facti sumus.]“ (Auf Hoffnung hin sind wir gerettet.
Röm 8,24)
Die Quintessenz des langatmigen Rundschreibens „an alle Christgläubigen“ ist, daß alle menschlichen Handlungen zur Erlangung allgemeinen Wohlgefallens auf Erden gefährlich fehl gingen. Die Französische Revolution und die Kämpfe der Arbeiterbewegung im 19. und 20. Jahrhundert als Versuche, „die Herrschaft der Freiheit und Vernunft auch politisch real aufzurichten“, seien notwendig dem Untergang geweiht gewesen, weil sie das unauslöschliche Böse im Menschen nicht berücksichtigt hätten. Gutes könne dem Menschen also nie gelingen.
Da freilich helfe das „Fegefeuer“ (kein Witz), denn jede Schandtat könne sich ein Jeder so herunterbrennen lassen und letztlich doch Einkehr an der Tafel des ewigen Hochzeitmahls finden.
Wir schreiben das 21. Jahrhundert und reiben uns die Augen.
Diese Frage sei gestattet: Wo wären wir heute, wenn sich alle nach der katholischen Kirche gerichtet hätten?
Die Mythen vergangener Jahrhunderte haben denselben bitteren Kern, wenn sie heute neu serviert werden: Ewig sei die gesellschaftliche Macht und der soziale Reichtum der Wenigen und damit das Elend der Vielen.
Die Menschen sind zivilisatorisch immer erheblich voran gekommen, wenn solche Märchen mehrheitlich systematisch in Zweifel gezogen wurden. Diese Bewegungen waren immer gegen Beengungen gerichtet und orientiert auf die soziale und kulturelle Entfaltung des Menschen.
Es lohnt sich somit auch heute, nicht zu wollen, was man soll.
Es wächst hienieden Brot genug
Für alle Menschenkinder,
Auch Rosen und Myrten, Schönheit und Lust,
Und Zuckererbsen nicht minder.
Ja, Zuckererbsen für jedermann,
Sobald die Schoten platzen!
Den Himmel überlassen wir
Den Engeln und den Spatzen.
Heinrich Heine, „Deutschland ein Wintermärchen“, 1844.
Die Bedingungen des Lebens menschlich zu gestalten, ist unsere solidarische Angelegenheit – im Bewußtsein historischer Beispiele gemeinsamen Vorankommens.
Kritische Wissenschaften sollten hierfür neu entstehen.
Wissen sei engagierte Gestaltung.