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Progression durch orientierte Zusammenarbeit
„Rein wirtschaftlich hat Roosevelts Deal gar kein Paradies geschaffen. (…) Dafür scheint der Präsident dereinst mit seinem Stakkato von Maßnahmen so glaubhaft vermittelt zu haben, dass er mit dem Irrsinn einer entglittenen Globalisierung und Finanzliberalisierung ein Ende machen will, dass das reichte, um die Leute nicht rechten Populisten zu übergeben. Und nach einer fatalen Krise wieder der Eindruck entstand, dass Politiker das Geschick unter Kontrolle haben. Wenn das stimmt, ist es höchste Zeit, dass die Europäer jetzt einspringen – und einen ähnlich spektakulären New Deal entwerfen wie einst Roosevelt für die USA. Für die, die bislang auf der Strecke blieben. Und für einen richtig großen Investitionsschub.“
Thomas Fricke: „Was Europa von Amerikas Großen lernen kann“, Spiegel-Online, 11.11.2016.
Franklin D. Roosevelt war US-Präsident von 1933-1945. In dieser Zeit wütete in Europa der Faschismus. Der Kampf für seine Überwindung wurde couragiert geführt.
Im Unterschied zu Deutschland hatte sich in Amerika – nachdem eine marktradikale Regierung an der Wirtschaftskrise krachend gescheitert war – ein demokratischer Regierungschef in Wahlen durchgesetzt. Roosevelts Regierung berief sich auf die Ideen der Aufklärung und des universellen Menschenrechts, handelte auf Basis sozialer Kämpfe der Arbeiterschaft respektive der Landbevölkerung und forderte ökonomische Analysen ein, die den Bedürfnissen der Mehrheit statt der Sicherung maximaler Profite dienen sollten. Befeuert wurde diese Alternative durch eine weltumspannende, systemüberschreitende antifaschistische Allianz.
Der „New Deal“ beendete die ökonomische Krise und führte zu Prosperität des politischen, sozialen und kulturellen Lebens: Am sozialen Fortschritt (inklusive Bildung, Gesundheit und Kultur) sollten tendenziell alle partizipieren – produktiv, organisiert, demokratisch, kreativ.
Auch: Sinngebung für alle! Dafür wurde öffentliche Beschäftigung enorm ausgeweitet, zum Ausbau von Energie und Infrastruktur staatlich investiert, die Steuern auf größte Einkommen wurden kräftig angehoben. Geschäftsbanken durften nicht mehr spekulieren. Darüberhinaus wiesen Sozialreformen zur Verkürzung der Arbeitszeit und Lohnerhöhungen sowie für ein umfassendes Netz von Sozialversicherungen und öffentlichen Dienstleistungen.
Diese gesellschaftliche Ambition für Progression hatte Gegner: Als streikende „GM“-Arbeiter durch vom Management gedungene Streikbrecher und von der Polizei attackiert wurden, kam die Nationalgarde zum Einsatz – zum Schutz der Arbeiter! Diese beispielhafte Episode berichtet der Dokumentarfilmer Michael Moore in „Kapitalismus: Eine Liebesgeschichte“ (2009). Zu den zeitgenössischen Fürsprechern des „New Deal“ zählte der Schriftsteller Thomas Mann, der mit seiner Roman-Trilogie „Joseph und seine Brüder“ dieses ästhetisch-soziale Programm als Weltliteratur reflektierte.
Auch heute: Eine gute Wendung der Geschichte ist möglich. Sie erfordert die Zusammenarbeit aller positiv Unzufriedenen. Viele soziale Bewegungen in der Welt demonstrieren dies. Die Hochschulen sind darin vorwärtstreibende Faktoren und oft Orte des Widerstands gegen die Unmenschlichkeit – nicht zuletzt in den USA.
An der Universität Hamburg hat zur Entwicklung gemeinsamer Ziele, Arbeitsweisen und Aktivitäten der Akademische Senat (AS) große Verantwortung. Das höchste demokratisch gewählte Gremium der Uni ist aus Mitgliedern aller Bereiche und Gruppen zusammengesetzt (Studierende, Technisches und Verwaltungspersonal, wissenschaftliche Mitarbeiter*innen und Hochschullehrer*innen). Hier werden im besten Fall notwendige Verbesserungen und Vorhaben diskutiert, vereinbart und initiiert – ohne falsches Zögern vor „Sachzwängen“ und anderen Suggestionen. Dafür wirken wir.