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Achtung: Wechsel!
„Concerti: Angesichts der innovativen Ansätze hinsichtlich des Saals – was wäre ihnen lieber: dass er am Ende ein strahlendes Unikat bleibt oder dass er zur Blaupause wird für weitere derartige Konzertorte in anderen Städten?
Daniel Barenboim: Wenn der Mensch etwas Positives erschafft, gehört es ihm nicht mehr allein, sondern der ganzen Gesellschaft. Das ist meine Überzeugung.“
Interview mit dem Dirigenten und Intendanten Daniel Barenboim in „concerti“, März 2017, S.13.
Am 2. März besuchte Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank den Akademischen Senat, um über das Gutachten des Wissenschaftsrats zu den Geistes- und Sozialwissenschaften zu beraten. Der politische Senat wolle die Analysen und Empfehlungen des Wissenschaftsrats sehr ernst nehmen. Dieser habe sich im Ganzen positiv geäußert, jedoch sei enttäuschend, daß – anders als bei dem Gutachten über die mathematisch-naturwissenschaftlich-technischen Fächer – keine generelle Steigerung der öffentlichen Mittel für die Wissenschaften gefordert werde – außer bei den Lehrämtern. Auch seien kaum Maßnahmen ableitbar. Lediglich die – strittigen – Fragen der Akkreditierung von Studiengängen und die Reform der Lehrerbildung nach den Erfordernissen des zweigliedrigen Hamburger Schulsystems sowie der Hinweis, die innere Entscheidungsstruktur klarer zu gestalten, seien in dieser Weise zu verstehen.
Die Diskussion im Akademischen Senat zeigte dann auch, daß es um grundsätzlichere Fragen geht, als der Wissenschaftsrat zu bearbeiten bereit war:
Um „etwas Positives“ für die „ganze Gesellschaft“ zu schaffen, ist die Universität mit ihrer Schwerpunktbildung und ihrem Leitbild für nachhaltige Beiträge zu Frieden, sozialer Gerechtigkeit, Lösung der ökologischen Krise und demokratischer Bildung weiter positioniert.
Das heißt in dieser Zeit, im Widerspruch zu Trump & Co die Persönlichkeitsbildung, die Kultivierung der Gesellschaft und die Qualität der Demokratie zu entwickeln. Dazu seien die öffentliche Finanzierung und damit die Lage der Beschäftigten der Universität zu verbessern. Besonders erforderlich sei aber ein Achtungswechsel in der Gesellschaft und den Wissenschaften, weg von einem kommerziellen Utilitarismus, der oberflächlich den „MINT“-Fächern nutzt, hin zu einer Wertschätzung von Philosophie, Wahrhaftigkeit, Geschichtsbewußtsein, kulturellem Reichtum und argumentativer, analytischer Begründetheit. Die Wissenschaften müssen und können mutiger in gesellschaftliche Prozesse eingreifen: Für die Humanität und eine konsequent soziale Demokratie.
Die Senatorin reflektiert diesen Impuls tendenziell aufgeschlossen: „Achtungswechsel“ sei ein gutes Motto – auch in Abgrenzung zu dem vom Bürgermeister oft betonten „Leitbild des Ingenieurs“. In der Lehrerbildung sei von der Bildung von Menschen für Menschen und nicht für „Schulformen“ auszugehen, Persönlichkeitsbildung habe angesichts wachsender „Unsicherheitsgefühle“ und „Abstiegs-ängste“ in der Bevölkerung erhöhte Bedeutung. (Daß es sich dabei nicht nur um subjektive Wahrnehmungen, sondern um schwerwiegende soziale Verwerfungen handelt, ist eine wachsende Erkenntnis.) Gemeinsam solle man sich in Hinblick auf die nächsten Haushalte für eine bessere Grundfinanzierung stark machen. Lediglich ein Demokratiedefizit in den Hochschulen sei schwer auszumachen.
Sowohl die Senatorin als auch das Präsidium betonten, die Empfehlungen des Wissenschaftsrates sollten als „Rat“ und nicht als „Befehl“ verstanden werden. Nun sei die Diskussion eröffnet und Beiträge von allen seien erwünscht.
„Nachhaltigkeit“ mit sozialem Bewußtsein, Verantwortung für den Frieden und die produktive Freude am politischen Diskurs kann also für alle eine positive Orientierung sein. In der Tat.