Home › Publikationen › Flugblatt von Liste LINKS und harte zeiten mit SDS* vom
Im Kern:
Worum es eigentlich geht
„Eigentlich der größte Sieg der weltbeherrschenden Oligarchien des Finanzkapitals ist die Entfremdung des Kollektivbewußtseins durch die neoliberale Wahnidee, […], die die Welt heute weitgehend beherrscht als Legitimationstheorie der kannibalischen Weltordnung. Sie sagt: den Menschen als historisches Subjekt oder als Klasse gibt es gar nicht mehr – weder kollektiv noch individuell. Eine einzige Regulationsinstanz besteht. Das ist die unsichtbare Hand des Weltmarktes. […] Die neoliberale Wahnidee sagt, die Marktkräfte gehorchen Naturgesetzen. Und alles, was der Mensch tun kann, ist sich zu assimilieren, sich zu funktionalisieren [...]. Und das betoniert das Identitätsbewußtsein. Aber: […] Wenn ein Mensch […] ein Kind sieht, das geschlagen wird, bricht in ihm etwas zusammen. […] Die Unmenschlichkeit, die einem anderen angetan wird, zerstört die Menschlichkeit in mir. Und dieses Identitätsbewußtsein, das die Quelle ist aller Zivilisation, ist heute zubetoniert durch die neoliberale Wahnidee. […]
Aber es gibt keine Ohnmacht in der Demokratie. […] Die Französische Revolution hat die Welt verändert. Das deutsche Grundgesetz ist fast die wörtliche Kopie der Menschenrechtserklärung von 1793 […] Es geht um die Werte der Aufklärung. Es gibt keine Universitäten ohne Aufklärung. Diese unglaublichen Institutionen, die wir dem Bürgertum abgetrotzt haben; die freien Universitäten, die kritische Intelligenz, die sich dort entwickeln kann! […] Die weltoffenste Stadt
dieses Kontinents ist vermutlich Hamburg. Und die Bilder gehen um die Welt: die gepanzerten Limousinen, die Stacheldrahtverhaue…, aber: der Widerstand ist eben auch da! Der geht eben auch um die Welt. Und da ist die Hoffnung.“
Jean Ziegler (Vizepräsident des UN-Menschenrechtsrats) im Hörsaal der Sozialökonomie an der Uni Hamburg, 29. Juli 2017.
Alle Menschen können sich ein Bild von der Welt machen, wie sie besser wäre: ohne Not, Furcht und Gewalt. Mit sinnvoller Arbeit, solidarischem Alltag, guter Gesundheit, substantieller Bildung und Kultur für Alle. Der gesellschaftliche Reichtum dafür ist da; die technologische Produktivität ist da; die Bildungs- und Kulturstätten sind hierzulande errungen und vorhanden; viele Erkenntnisse sind entwickelt und werden verbreitet. Die Menschenrechte definieren die Möglichkeit eines global menschenwürdigen, zivilisierten Zusammenlebens.
Allerdings: die obszöne Macht extremen privaten Reichtums und eine diesem hörige Politik sind auch da. Und sie zerstören oder verunstalten die Lebensmöglichkeiten der Vielen. In diesem Spannungsverhältnis bewegt sich die ganze Welt.
Mit dem Gipfel der „Group of Twenty“ und den vielfältigen Protesten dagegen tritt es in Hamburg besonders offen zu Tage. Die Universität befindet sich nicht nur räumlich, sondern auch funktional dauerhaft im Zentrum dieses Konflikts: Dient sie der Anpassung an die zu Natur erklärten Marktkräfte? Oder trägt sie durch Forschung, Lehre und Bildung zur mündigen, solidarischen Gestaltung der Welt – von der Mehrheit für die Mehrheit – bei?
In dieser dynamischen Entwicklungskontroverse können zur Zeit Alle aktuell Position beziehen: im Rahmen der „Akademischen Tage zu G20“* an der Uni, durch Beteiligung an aufklärenden Aktivitäten und Manifestationen, durch eine weltzugewandte Umgestaltung von Studium und Lehre, durch solidarische Weltoffenheit im Alltag und auch bei den Wahlen zu den Fakultätsräten. (Bis zum 7.7.: Kritische Aktive kandidieren in allen Fakultäten!)
Wesentlich für eine menschenwürdige Gegenwart und Zukunft ist, den Blick zu heben und Seinesgleichen aktiv wahrzunehmen. Dann ist an die Inszenierung der Bedeutungslosigkeit menschlicher Entscheidung und Tat nicht mehr zu glauben, weder bei Studium und Arbeit noch in der sogenannten Freizeit und nicht einmal in Institutionen und Ämtern.
Die Befreiung beginnt damit, die Notwendigkeit einer grundsätzlichen gesellschaftlichen Veränderung persönlich zu begrüßen. Wer sich dafür aufmacht, findet Freunde, Verbündete und schafft eine neue Wirklichkeit. Jeder Versuch lohnt sich.