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Wissenschaft in gesellschaftlicher Verantwortung: Prävention und menschenfreundliche Entwicklung
„Wanja und Sam und Jim wollen einander nicht an die Kehle, weil ihre Landesverfassungen divergieren: Freiheit und Gleichheit. (...) Die Aufgabe der Menschheit ist heute, ein neues Gleichgewicht zwischen ihnen zu finden, sie eine neue Verbindung eingehen zu lassen, in der sich freilich nicht die Tatsache wird verleugnen lassen, daß Gerechtigkeit die herrschende Idee der Epoche, ihre Verwirklichung, soweit sie in Menschenkräften steht, eine Angelegenheit des Weltgewissens, geworden ist. Die bürgerliche Revolution muß sich ins Ökonomische fortentwickeln, die liberale Demokratie zur sozialen werden.“
Thomas Mann: „Meine Zeit“, Vortrag, zuerst gehalten an der Universität Chicago, 1950.
Die Menschheit befindet sich heute in einer tiefgreifenden Krise ihrer Zivilisation.
Hauptsächlich, weil die hier formulierte erkennbare Schlussfolgerung aus der letzten großen Menschheitskrise nicht konsequent verfolgt, sondern zugunsten von „free enterprises“, machtpolitischer Sicherung von Einflusssphären, aus nationaler Borniertheit und egoistischer Vorteilsnahme von Seiten der Herrschenden vielfach bekämpft wurden.
Thomas Mann, bürgerlicher Schriftsteller und Antifaschist, hat am Ende seiner Schaffenszeit zahlreiche Vorträge an Universitäten gehalten; 1953 auch in Hamburg. Er setzte – zurecht – darauf, dass Bildung und Wissenschaft, studentische Neugier und soziale Ambition für ein Leben in Frieden und Würde weltweit bedeutsam sind, nicht hilflose Appelle an die „Mächtigen“.
Es sind einfache Prinzipien, die aber nur durch Aufklärung und menschengerechte Sorgfalt in der Forschung wirksam werden:
Technologische Forschung soll das Leben, die Kommunikation und Mobilität der Menschen dauerhaft verbessern, nicht substanziell gefährden.
Ökonomische Entwicklung soll die Partizipation an Arbeit, die Qualität und allgemeine Nützlichkeit der Produkte, die Verträglichkeit der Produktion mit den Umweltverhältnissen erhöhen, nicht untergraben.
Recht soll Gerechtigkeit herstellen, nicht Unterdrückung.
Krankheiten soll vorgebeugt werden; sie sollen kein Geschäft sein.
Bildung und Psychologie soll aufrechte, souveräne Persönlichkeiten in einem solidarischen Gemeinwesen hervorbringen, nicht verängstigte Egoisten und Ausgeschlossene.
Politik und Soziologie sollen das Allgemeinwohl gestalten, nicht die Herrschaft weniger über viele sichern.
Körperliche Bewegung soll Gesundheit, kooperatives Spiel und Freude fördern, nicht Wehrtüchtigkeit und grenzenlosen Kommerz.
Kultur(en) und die Wissenschaft davon sollen das Leben aller Menschen heben, nicht Verachtung mehren.
An der Universität sind alle Teil dieser Möglichkeit. Jedes Problem, jedes Hindernis, hat seine erkennbaren Ursachen, die analytisch erfasst und kooperativ überwunden werden können. Im Kleinen wie im Großen. Die Substanz und der Motor menschenwürdigen Fortschritts sind wir Alle. Die Geschichte ist dafür eine Quelle und Orientierung des Lernens.