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„Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“ (Bertolt Brecht)
Ein theatralisches Gleichnis gegen die Diktatur

Filmsichtveranstaltung

„Epilog
Ihr aber lernet, wie man sieht, statt stiert
Und handelt, statt zu reden noch und noch.
So was hätt’ einmal fast die Welt regiert!
Die Völker wurden seiner Herr, jedoch
Dass keiner uns zu früh da triumphiert –
Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.“

Bertolt Brecht, „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“, geschrieben 1941, Uraufführung 1958.

„im ui kam es darauf an, einerseits immerfort die historischen vorgänge durchscheinen zu lassen, andererseits die ›verhüllung‹ (die eine enthüllung ist) mit eigenleben auszustatten, d.h. sie muß – theoretisch – auch ohne ihre anzüglichkeit wirken“.

Bertolt Brecht, „Arbeitsjournal“, 1.4.1941.

Die Gegenwart drängt: Aus der Geschichte ist zu lernen. Wir drängen auf Verbesserungen.

Auch aus der engagiert künstlerisch deutenden Verarbeitung der Entscheidungsmöglichkeiten in der Geschichte läßt sich für die aktuelle Gestaltung der gesellschaftlichen Welt lernen.

Bertolt Brecht hat sein Theaterstück „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“ in knapp drei Wochen (10. März-1. April 1941) während seines finnischen Exils geschrieben. Es umfaßt die nahe Zeit von 1929 – Beginn der Weltwirtschaftskrise – bis 1941, der wesentlichen Beendigung des Werkes.

Geschildert wird der vermeidbare Aufstieg Adolf Hitlers anhand einer Parabel über den Gangster Arturo Ui, die in das Gangstermilieu von Chicago während der Prohibitionszeit in den USA gelegt wird.

Brecht legte Wert darauf, er halte Hitler (Arturo Ui) nicht für einen „großen Verbrecher“, sondern für einen „Verüber großer politischer Verbrechen“. Darüber hinaus ginge es ihm darum – auch durch Gelächter –, den falschen Respekt mancher Leute vor Hitler zu nehmen. Die Hauptfigur des Stückes hätte ohne die schwer eigennützige Mithilfe mächtiger Personen niemals diesen gewalttätigen und folgenreichen Aufstieg nehmen können. Somit hätte Hitler (Arturo Ui) an den verschiedenen Stufen seines Aufstiegs durch die entsprechenden Gegenkräfte aufgehalten werden können.

Zudem ist für die Brecht’sche Dramatik typisch, daß die Zuschauerinnen und Zuschauer sich nicht durch das Stück mitreißen lassen, sondern mittels der kritischen Betrachtung eine souveräne Position zum (veränderbaren) Geschehen bilden können.

Darum geht es uns auch – bei der Filmbetrachtung, der anschließenden Diskussion und wenn wir das „Kino“, auch humorvoll erweitert, wieder verlassen. Für eine neue Gegenwart.

Filmsichtveranstaltung:
»Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui«

eine Aufzeichnung aus dem Berliner Ensemble von 1996 (3Sat)
Regie: Heiner Müller.
Besetzung: Martin Wuttke als Arturo Ui, Stefan Lisewski als Dogsborough,
Bernhard Minetti als Schauspieler u.v.a.m.
Eine Einführung zum Werk mit historischer Einordnung gibt
Dr. Wolfgang Beutin
Literaturwissenschaftler, Dozent und Autor.
Dienstag, den 11. Dezember 2018, um 19.00 Uhr, im Raum 05
im Gebäude der Erziehungswissenschaft (PI), Von-Melle-Park 8.