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Fragen an das Uni-Präsidium und dessen Antworten
Zur Möglichkeit einer gemeinsamen Perspektive für die Wissenschaft
„Eine Schwalbe flog auf ein Schaf, ihm ein wenig Wolle für ihr Nest auszurupfen. Das Schaf sprang unwillig hin und wider.
»Wie bist du denn nur gegen mich so karg?« sagte die Schwalbe. »Dem Hirten erlaubst du, daß er dich deiner Wolle über und über entblößen darf, und mir verweigerst du eine kleine Flocke. Woher kömmt das?« –
»Das kömmt daher«, antwortete das Schaf, »weil du mir meine Wolle nicht mit ebenso guter Art zu nehmen weißt als der Hirte.«“
Gotthold Ephraim Lessing, „Das Schaf und die Schwalbe“, in: „Fabeln“, 1759.
Inhalt
I. Fragen an das Präsidium zur AS-Sitzung am 25.1.2018
II. Fragen an das Präsidium zur AS-Sitzung am 22.2.2018
III. Fragen an das Präsidium zur AS-Sitzung am 5.4.2018
IV. Fragen an das Präsidium zur AS-Sitzung am 26.4.2018
V. Fragen an das Präsidium zur AS-Sitzung am 7.6.2018
VI. Fragen an das Präsidium zur AS-Sitzung am 28.6.2018
VII. Fragen an das Präsidium zur AS-Sitzung am 13.9.2018
VIII. Fragen an das Präsidium zur AS-Sitzung am 18.10.2018
IX. Fragen an das Präsidium zur AS-Sitzung am 8.11.2018
X. Fragen an das Präsidium zur AS-Sitzung am 13.12.2018
Editorial
Liebe Kommilitoninnen und Kommilitonen!
Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Mit dieser Broschüre dokumentieren wir unsere Fragen an das Präsidium der Universität und dessen Antworten. Sie sind Teil der „Mitteilungen und Fragen“ zur Eröffnung jeder Sitzung des Akademischen Senats (AS), dem wir als studentische Mitglieder seit April 2018 wieder angehören und an dessen Arbeit wir in den letzten Jahren rege und initiativ teilnehmen.
Der Akademische Senat ist das höchste Wahl-Gremium der Uni. Er ist nicht ganz demokratisch zusammengesetzt, weil 10 Professor_innen dort vertreten sind und jeweils nur drei Mitglieder der Gruppe der Studierenden, des Akademischen Personals und des Technischen-, Verwaltungs- und Bibliothekspersonals. Diese Hierarchie ist ein Überbleibsel alter Universitätstraditionen, jedoch zugleich ist die Mitbestimmung aller Gruppen eine Errungenschaft der großen demokratischen Aufbrüche, besonders von 1918, 1948 und 1968. Das sind Daten, die für die Uni-Geschichte vielfach eine Rolle spielen. Wir nehmen in unseren Fragen darauf Bezug, weil das demokratische und soziale Erbe der Universität Hamburg gegen allerhand Gängeleien (Unterfinanzierung, „Exzellenz“-Drill, Management, Studiendeform und Egoismen...) wachgerufen und handlungsrelevant werden kann und muß.
Die Aktuelle Stunde am Beginn jeder Senatssitzung birgt die gute Möglichkeit, das klärende Gespräch über gemeinsame Hoffnungen und Ziele, Probleme und Risiken zwischen den repräsentierten Mitgliedern der Universität und der Uni-Leitung herzustellen. Nicht allein alltägliche Verwaltungsaufgaben, sondern die gesellschaftliche, historische, kulturelle, bildungsmäßige und persönliche Bedeutung universitären Wirkens und Werdens wird hier zur Sprache gebracht. Das löst manche Verknotungen, die Folge oberflächlicher Händeleien sind, und zugleich mag es die verständige Behandlung der nachfolgenden Tagesordnungspunkte durch das Gesamtorgan (Leitung und Akademischer Senat) befördern.
Die Fragen sind – nur scheinbar ein Gegensatz – gleich den Antworten: Statements. Sie folgen der wissenschaftlichen Haltung, dass der Standpunkt der Fragenden in die Reflexion einzubeziehen ist. Insofern vermittelt diese Broschüre einen Eindruck wesentlicher Prämissen unserer Arbeit im Akademischen Senat zu aktuellen wissenschaftspolitischen Fragen: Beteiligung an der „Exzellenz“-Strategie, Struktur- und Entwicklungsplan der Uni, Uni-Jubiläum, Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, Umgang mit der politisch verordneten Unterfinanzierung. Und gleichzeitig werden die Ansprüche und Absichten des Präsidiums in dessen eigenen Aussagen der Universität konturiert.
Wir wünschen also aufschlussreiche und anregende Lektüre!
Liste LINKS, harte zeiten – junge sozialisten, SDS* sowie zahlreiche Freunde
– Zusammen das Bündnis für Aufklärung und Emanzipation! (BAE!) –
I. Fragen an das Präsidium zur AS-Sitzung am 25. Januar 2018
„Demokratie ist Alltag und Ausnahme, mit diesem Widerspruch fängt es schon mal an. Sie passiert jeden Tag, auf der Straße, an der Ampel, in der Schule, in der Arbeit, und sie passiert im Parlament, in den Büros der Verwaltung, in den Stuben der Polizei, sie ist weitgehend unsichtbar – bis sie nicht mehr da ist, dann merkt man es.
Demokratie ist also etwas, das die, die in ihr leben, nicht andauernd wahrnehmen, was das Problem für viele beschreibt, die sie verteidigen wollen. Sie ist zugleich gelernt und intuitiv, konkret und abstrakt. Sie ist etwas, das man versteht, ohne wirklich zu verstehen, und wenn man anfängt, dafür zu kämpfen, ist es oft fast schon zu spät.“
Georg Diez: „Wie retten wir die Demokratie?“, Spiegel-Online, 21. Januar 2018.
Herr Lenzen: Wenn Hochschulen lebendige Republiken sein wollen, worauf kommt es dann besonders an?
Der Präsident gibt nachträglich zu Protokoll: „Auf ein mündiges ‚demos‘.“
Herr Hecht: Welche Vorstellungen für eine selbstbewußte Partizipation der Uni-Mitglieder an der Gestaltung ihres Arbeitsalltags haben Sie, die noch zu verwirklichen sind? Was können wir tun?
Der Kanzler gibt nachträglich zu Protokoll: „Partizipation beginnt bei der Gestaltung des unmittelbaren Arbeitsumfeldes und basiert auf einem aufgeklärten Vorgesetzten-Mitarbeiter-Verhältnis.“
Frau Frost: Wie lässt sich an der Universität das „Unsichtbare“ (s.o.) der Möglichkeiten und die Tatsache von Einflussnahme sichtbar machen?
Vizepräsidentin Prof. Dr. Frost gibt nachträglich zu Protokoll: „Durch wissenschaftliche Redlichkeit.“
II. Fragen an das Präsidium zur AS-Sitzung am 22. Februar 2018
„Anlässlich des Jubiläums in 2019 wird es eine Serie der »100 großen Fragen des Lebens« geben, die die Menschen immer wieder beschäftigen, z.B. »Was ist gesund?«, »Was ist Glück«, »Wann müssen wir die Erde verlassen?« oder »Wie klug ist mein Bauch?«. Einmal in der Woche wird eine komplette Seite im Abendblatt dieser Frage pro sono (sic!) gewidmet sein. […]“
Aus dem schriftlichen Bericht des Uni-Präsidiums zur 754. AS-Sitzung am 22.2.2018.
„Wie den unberechenbaren Naturkatastrophen der alten Zeit stehen die Menschen von heute ihren eigenen Unternehmungen gegenüber. Die bürgerliche Klasse, die der Wissenschaft ihren Aufschwung verdankt, den sie in Herrschaft verwandelte, indem sie sich zur alleinigen Nutznießerin machte, weiß gut, daß es das Ende ihrer Herrschaft bedeuten würde, richtete sich der wissenschaftliche Blick auf ihre Unternehmungen.“
Bertolt Brecht, „Kleines Organon für das Theater“, 1954.
Herr Lenzen: Wie kann es gelingen, dass das Jubiläum der Universität die emanzipatorischen Anliegen und Wirkungen wissenschaftlicher Weltaneignung kenntlicher und bedeutsamer macht?
Der Präsident gibt nachträglich zu Protokoll: „Unter anderem durch eine geschichtsbewusste Präsentation der UHH in Veranstaltungen und insbesondere der Dauerausstellung zur Universitätsgeschichte.“
Herr Hecht: Welchen Beitrag kann die Universität leisten, um gesellschaftliche Benachteiligungen auszugleichen? In welcher Weise ist diese Aufgabe bisher berücksichtigt?
Der Kanzler gibt nachträglich zu Protokoll: „Das Bildungsangebot der Universität ist an sich ein sehr relevanter Beitrag um gesellschaftliche Benachteiligungen auszugleichen. Dieses ist u.a. durch die Fächervielfalt und sehr gute Beratungsangebote für Studierwillige berücksichtigt.“
III. Fragen an das Präsidium zur AS-Sitzung am 5. April 2018
Zeitenwende? – Wieder eine neue Etappe
Im Allgemeinen Vorlesungswesen wird dieses Sommersemester eine Reihe unter dem Titel „Im Geiste von Weimar? Die Hamburger Universität als erste demokratische Universitätsgründung in Deutschland“ angekündigt. Die gegenwärtige öffentliche Debatte sehe die Demokratie auf dem Prüfstand; die Universität Hamburg als demokratische Gründung sei also geradezu verpflichtet, sich mit dem Thema „Demokratie“ gerade in Hinblick auf ihr nahendes Jubiläum zuzuwenden.
Dies vorausgeschickt fragen wir:
Herr Lenzen: Wie sehen Sie das Verhältnis von sozial(staatlich)er Progression und demokratischer Partizipation grundsätzlich und zu entwickeln bestimmt? Welche Bedeutung messen Sie dieser Frage in der Überwindung menschenfeindlicher Auffassungen in der Gesellschaft bei? Und welche hochschulpolitischen Konsequenzen sollten daraus gezogen werden?
Der Präsident gibt nachträglich zu Protokoll: „Das Beispiel der Schweiz zeigt, dass Partizipationsrechte nicht umstandslos zu aufgeklärten Entscheidungen führen (z.B. Moscheeentscheidung). Es ist die Aufgabe von Universitäten, ihren Beitrag zu solcher Art Aufklärung zu leisten.“
Frau Rupp: Die freie Wahl der Ausbildungsstätte und des Berufs ist ein Grundrecht, das ohne entsprechende soziale Grundlagen nicht realisiert werden kann. Dazu gehören ebenso soziale Leistungen wie das BAföG wie auch die Offenheit der Hochschulen, deren Numerus Clausus in der Öffentlichkeit (und der Bürgerschaft) verstärkt wieder in die Kritik kommt. Was wäre in diesem Zusammenhang für die Universität eine wegweisende Eigenpositionierung?
Vizepräsidentin Prof. Dr. Rupp gibt nachträglich zu Protokoll: „Im Bewerbungsverfahren zum Wintersemester 2017/18 waren 60 von 72 Studiengängen für Studienanfänger im BA zulassungsbeschränkt. Auf 5.580 Studienplätze gingen 33.642 Bewerbungen ein. Ein Verzicht auf Zulassungsbegrenzungen kann bei gleichbleibender Nachfrage nach Studienplätzen nur erreicht werden, wenn das Budget der Universität dauerhaft erhöht und damit zusätzliche Studienplätze geschaffen werden können.“
Herr Louis: In welcher Weise ist die Universitätsgeschichte durch das Jubiläum verstärkt Gegenstand in der Forschung? Wie kommt dies zum Ausdruck? Was ist geplant?
Vizepräsident Prof. Dr. Louis gibt nachträglich zu Protokoll: „Die Wahl der Forschungsgegenstände liegt bei den Kolleginnen und Kollegen. In den Fächern und Einrichtungen gibt es eine Vielzahl von Projekten, die sich mit einzelnen Aspekten der Universitätsgeschichte auseinandersetzen, häufig unter Beteiligung von Studierenden. Die Geschichte der Universität ist Thema einer Dauerausstellung, die zurzeit erarbeitet wird und im Herbst 2019 im Hauptgebäude eröffnet werden soll. Zur Geschichte der Universität Hamburg entsteht zzt. eine Publikation unter Federführung von Prof. Dr. Rainer Nicolaysen.“
Frau Frost: Welches Potential steckt in der Konzeption demokratischer Selbstverwaltung der Hochschulen und wie sollte es stärker zum Ausdruck gebracht werden? Welche Bedeutung hat dabei der Akademische Senat?
Vizepräsidentin Prof. Dr. Frost gibt nachträglich zu Protokoll: „Universitäten werden in der Organisations- und Hochschulforschung regelmäßig als „set[s] of acitivities held together by common parking lots“ (Mintzberg/Rose 2003: 286) charakterisiert. Danach wäre eine Uni nicht mehr als die Summe ihrer Teile. Demokratische Selbstverwaltung hat das Potenzial dazu beizutragen, dass die Institution Universität mehr als diese Summe ist, indem sie unterstützt, für die Organisation relevante „Commons“ zu identifizieren, erzeugen und zu teilen. Es geht um kollektive Rationalität. Dem Akademischen Senat kommt besondere Verantwortung zu, über diverse Partikularinteressen hinaus, das Gesamtwohl der Institution im Auge zu behalten.“
Herr Hecht: Wie groß ist die Souveränität der Selbstverwaltung der Universität im Verhältnis zu Senat und Bürgerschaft? Welche Einflussfaktoren im Äußeren und Inneren sind bestimmend für diese Souveränität? Und wie könnte diese gestärkt werden?
Der Kanzler gibt nachträglich zu Protokoll: Die Souveränität der Selbstverwaltung wird über fachliche Kompetenz sichergestellt.
IV. Fragen an das Präsidium zur AS-Sitzung am 26. April 2018
„Wir setzen uns von denjenigen Auffassungen ab, für welche nicht der Mensch, sondern die Forschung an der Spitze steht. Wir glauben, dass Hochschulbetrieb nur soweit gerechtfertigt ist, als er Dienst am Menschen bleibt. Dieser Dienst ist nicht auf den Studenten beschränkt, der unterrichtet und gebildet werden soll, sondern er gilt mittelbar oder unmittelbar dem ganzen Volk. Menschliches Leben ist gemeinsames Leben von verantwortlichen Personen in der Welt. Nur als Teil dieses Lebens ist die Hochschule gerechtfertigt“.
Aus: „Gutachten zur Hochschulreform (Das Blaue Gutachten) einer von der britischen Militäradministration eingesetzten Kommission, 1948.
Herr Lenzen: Eine Initiative von jüngeren Hochschullehrer*innen fordert bundesweit die Abschaffung des Lehrstuhlprinzips. Auf welche strukturellen und mentalen Probleme ist dies aus Ihrer Sicht eine Antwort? Und: Bildet das Lehrstuhlprinzip ein Hindernis für Wissenschaft als „Dienst am Menschen“?
Der Präsident gibt nachträglich zu Protokoll: „Das Lehrstuhlprinzip existiert in Hamburg nicht, sondern nur noch in einigen anderen Bundesländern. Zu deren Politiken äußere ich mich nicht.“
Frau Frost: Die Universität Hamburg hat seit 1969 in großen Teilen strukturell das „Lehrstuhlprinzip“ überwunden und sich dabei auch an Vorbildern öffentlicher US-amerikanischer Hochschulen orientiert. Welchen Handlungsbedarf sehen Sie dennoch heute?
Vizepräsidentin Prof. Dr. Frost gibt nachträglich zu Protokoll:“ Die Etablierung verschiedener Wege der Nachwuchsförderung und deren durchlässige Gestaltung bleiben ein vornehmliches Ziel unserer weiteren Entwicklungen.“
Herr Hecht: Wenn, wie Sie sagen, dass die Kompetenz ausschlaggebend ist für die Souveränität und Qualität der Hochschulselbstverwaltung – wie entsteht sie? Und wie ist das Verhältnis von Kompetenz, Demokratie und Veränderung in der Selbstverwaltung vernünftig zu gestalten?
Der Kanzler gibt nachträglich zu Protokoll: „Kompetenz ergibt sich durch eine konsequente Qualitätsorientierung bei der Besetzung von Positionen in der Universität sowie von Gremienplätzen. Kompetentes Wirken bedeutet emanzipiertes Handeln verbunden mit gegenseitigem Respekt. Dieses führt zu sachbezogener Beteiligung und Reformfähigkeit.“
Herr Louis: In welcher Weise widerspricht die grundgesetzliche Wissenschaftsfreiheit der Praxis, die Inhalte von Forschung und Lehre zur (öffentlich finanzierten) Privatsache der Professor*innen zu machen?
Vizepräsident Prof. Dr. Louis gibt nachträglich zu Protokoll: „Die grundgesetzliche Wissenschaftsfreiheit bedeutet nicht, dass die Inhalte von Forschung und Lehre Privatsache der Forscherinnen und Forscher sind.“
Frau Rupp: Wie hoch ist der Anteil der an der Universität von Professor*innen geleistete Lehre im Verhältnis zu Lehre durch Mitglieder anderer Gruppen?
Vizepräsidentin Prof. Dr. Rupp gibt nachträglich zu Protokoll: „Der Anteil entspricht gem. Kapazitätsbericht 2018 dem ZLV-Ziel 40% professorale Lehre:
V. Fragen an das Präsidium zur AS-Sitzung am 7. Juni 2018
Mehr Dialektik wagen!
„Da hat der Volkswirt die Rechnung ohne das Volk gemacht. Und Deutschland hat zur aktuellen Krise womöglich zwar weniger beigetragen, als es der eine oder andere italienische Populist oder US-amerikanische Präsident nahelegt, aber viel mehr, als es hierzulande bislang wahrgenommen wird.
Höchste Zeit aufzuwachen – und auch in Deutschland ernster zu nehmen, was da gerade in anderen Teilen der Welt passiert. Nicht weil das komische Länder mit kurioser Folklore, einem strafwütigen Staatschef oder vermeintlich unterentwickeltem ökonomischem Verstand sind – oder der Süden einfach nicht zum Norden passt, wie der eine oder andere Quacksalber palavert. Wir können immerhin auch gut betrügen, wie eine größere Wolfsburger Firma seit Kurzem zu belegen sich bemüht. Sondern weil hiesige Verantwortungsträger über Jahre eine Politik gepriesen haben, die einen Teil des Desasters erklärt. Und die jetzt auf uns zurückfällt.“
Thomas Fricke: Wut auf die Deutschen; Keiner mag uns – warum nur?, Spiegel-Online, Kolumne, 1. Juni 2018.
Herr Lenzen: Ökonomische Repression gegen verbreitete Erkenntnisse und öffentliche Erwartungen für mehr soziale Gleichheit und Wohlfahrt trifft auch die Universität. Wenn Appeasement sich bislang als falsch erwiesen hat – was ist dann heute für eine Verbesserung der Situation zu tun?
Der Präsident gibt nachträglich zu Protokoll: „»Diskutieren, was sonst.« (J. Habermas)“
Herr Hecht: Welche Hoffnungen und Erwartungen verbinden Sie mit den nun beginnenden Haushaltsverhandlungen? Wirkt die (detaillierte materielle) Aufklärung bereits?
Der Kanzler gibt nachträglich zu Protokoll: „Die Unterstützung der Wissenschaft durch die Hamburger Politik soll sich in einer verbesserten Budgetsituation widerspiegeln neben dem Ausgleich des strukturellen Defizits nach 2020 ist ein jährlicher Budgetanstieg von 3% dauerhaft anzustreben. Die Politik kennt die Fakten.“
Frau Frost: Welche Faktoren befördern eine international und menschenrechtsorientierte Ökonomik? Brauchen wir ein neues „68“?
Vizepräsidentin Prof. Dr. Frost gibt nachträglich zu Protokoll: „Für die ökonomische Forschung ist in diesem Zusammenhang vermutlich zentral, die bisher vornehmlich axiomatisch eingeführten Verhaltensannahmen des „homo oeconomicus“ nicht auf eine „ceteris paribus“-Klausel zu reduzieren, sondern zu endogenisieren, d.h. nicht als vorderminierte Verhaltensdisposition zu behandeln, sondern zum erklärenden Verhalten zu machen, um gemeinsames Wissen und organisationale Lernprozesse zu fördern.“
Herr Louis: Ist Ethik und gesellschaftliche Verantwortung an der Universität Hamburg ein „Querschnittsthema“ in den Wissenschaften? Wenn ja, wie kommt das zur Geltung? Wenn nein, warum nicht?
Vizepräsident Prof. Dr. Louis gibt nachträglich zu Protokoll: „Aktuell sind regelmäßige Veranstaltungen zu den Regeln Guter Wissenschaftlicher Praxis weitgehend etabliert, eine Diskussion zu den Themen Open Access und Umgang mit Forschungsdaten wird zurzeit in verschiedenen Bereichen geführt.“
Frau Rupp: Wie steht es um die Studienvorbereitung für Geflüchtete (#uhh hilft)? Welche gesellschaftliche Chance sehen Sie damit verbunden? Was ist erreicht? Welche Schwierigkeiten müssen überwunden werden?
Vizepräsidentin Prof. Dr. Rupp verweist auf ihre obenstehenden Ausführungen (s. nachstehende Klammer; die Hg.) zum Thema #UHHhilft.
[„Auf Nachfrage von Frau Sepehrnia nach der Zukunft des Programms #UHHhilft teilt Vizepräsidentin Prof. Dr. Rupp mit, dass der DAAD angekündigt habe, Mitte Juli eine weitere Ausschreibung herauszugeben und zurzeit davon ausgegangen werde, dass das Programm an dieser Stelle in dem bisherigen Umfang fortgeführt werden könne.“]
VI. Fragen an das Präsidium zur AS-Sitzung am 28. Juni 2018
„Der Anteil des globalen Vermögens, der von Millionären gehalten wird, ist im Jahr 2017 auf 50 Prozent gestiegen – gegenüber 45 Prozent im Jahr 2012, angetrieben hauptsächlich von den sehr vermögenden Individuen, die in Kapitalanlagen mit höheren Ertragsaussichten investieren.“
Boston Consulting Group: Global Wealth Report, Juni 2018.
„Es hat sich wiederholt gezeigt, dass gute soziale Beziehungen und öffentliches Engagement Gesundheit und Glück stark positiv beeinflussen können. Doch auch hier wirkt sich große Ungleichheit negativ aus. (…) Gesellschaften, in denen die Ungleichheit nicht so stark ausgeprägt ist, zeichnen sich dadurch aus, dass sich die Menschen häufiger gesellschaftlich engagieren, sich gegenseitig stärker vertrauen, eher bereit sind, anderen zu helfen und seltener gewalttätig werden. Während die Ungleichheit wächst, entwickeln sich all diese Parameter in die entgegengesetzte Richtung. Das öffentliche Leben verkümmert, die Menschen vertrauen einander nicht mehr, Tötungsdelikte nehmen zu. (…) Die Ungleichheit zu verstehen bedeutet zu verstehen, dass sie zu mehr Schießereien an Schulen führt, zu mehr Mobbing, Angst, psychischen Störungen und Konsumismus – denn sie bedroht das Selbstwertgefühl.“
Kate Pickett, Richard Wilkinson: Die große Depression, in: Der Freitag, 15.06.2018.
Herr Lenzen: Soziale Ungleichheit ist auch Ungleichheit in den Bildungschancen. Wieso gelingt es im Bildungssystem der Bundesrepublik fortgesetzt wenig, diesem Zusammenhang entgegenzuwirken? Was muss in Bezug zur wissenschaftlichen Bildung wesentlich geändert werden?
Der Präsident gibt nachträglich zu Protokoll: „Alle denkbaren Maßnahmen hat der von mir geleitete Aktionsrat Bildung niedergelegt und empfohlen in: vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (Hg.): Bildungsgerechtigkeit. Jahresgutachten 2007, 1. Auflage, Wiesbaden 2007.“
Frau Rupp: Die Sonderauswertung der Sozialerhebung des Studierendenwerks zeigt, dass das Leben in Hamburg besonders teuer ist, die Studierenden besonders viel erwerbstätig sind und nur 18% überhaupt noch BAföG erhalten. Welche Schlussfolgerungen sollte die Universität daraus ziehen?
Vizepräsidentin Prof. Dr. Rupp gibt nachträglich zu Protokoll: „Die Universität muss sich gemeinsam mit den anderen Hochschulen auf politischer Ebene für eine bessere Finanzierung des Studierendenwerks sowie eine Ausweitung der Bafög-Berechtigung einsetzen.“
Herr Hecht: Wertschätzung im universitären Alltag bedarf ebenso einer sozialen Grundierung. Was kann und muss geändert werden, damit diese für mehr Beschäftigte der Universität möglich ist?
Der Kanzler gibt nachträglich zu Protokoll: „Wertschätzung baut auf Respekt und Offenheit auf. Der Diskurs darüber kann in der Universität geführt werden.“
Herr Louis: Wie stellt sich die universitäre Forschung exemplarisch und vertiefend dem globalen wie lokalen Problem der sozialen Ungleichheit?
Vizepräsident Prof. Dr. Louis gibt nachträglich zu Protokoll: „Die universitäre Forschung stellt sich dem mit entsprechenden Forschungsprojekten, z.B. denen im Rahmen des Potenzialbereichs »Globalisierung und Globalisierungsfolgen« (WiSo), oder den Projekten »Soziales Kapital im Lebensverlauf. Beschäftigungsrisiken und ökonomische Unsicherheit in ihren Auswirkungen auf soziale Netzwerke« (Prof. Dr. Petra Böhnke), »Armut über Generationen bei Personen mit und ohne Migrationshintergrund« (Prof. Dr. Petra Böhnke), Forschergruppe »Bedarfsgerechtigkeit und Verteilungsprozedur«, Teilprojekt »Gerechtigkeit, Bedarf und Anreizwirkung...« (Prof. Dr. Kai-Uwe Schnapp), Teilprojekt »Gleichstellung, Antidiskriminierung und Diversity Management in neuen Beschäftigungsformen« (Prof. Dr. Daniela Rastetter, Dr. Anna Mucha). Doch auch der Forschungsschwerpunkt »Klima, Erde, Umwelt«, an dem u.a. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der WiSo beteiligt sind, ist zu nennen, so beschäftigt sich das Exzellenzcluster CliSAP u.a. mit sozialer Unsicherheit und Konflikten infolge des Klimawandels: https://www.clisap.de/de/forschung/c:-klimawandel-und-soziale-dynamiken/.“
Frau Frost: In welcher Weise könnte in der Universität verstärkt bewusst und handlungsleitend gemacht werden, dass wir doch alle im Wesentlichen „in einem Boot“ sitzen?
Vizepräsidentin Prof. Dr. Frost gibt nachträglich zu Protokoll: „Eine Orientierung aller Teilstrategien sowie ihrer Ziel- und Maßnahmenpakete an dem Leitbild »innovating and cooperation for a sustainable future« kann auch für pluralistische Organisationen wie Universitäten handlungsleitend wirken.“
VII. Fragen an das Präsidium zur AS-Sitzung am 13. September 2018
„Das »Zurück« oder das »Bewahren« waren nie das Ziel der konservativen Gegenrevolution, die seit 1789 am Wüten ist - und der neoliberale Coup von Ronald Reagan und Margaret Thatcher in den Achtzigerjahren offenbarte diese gesellschaftszersetzende Kraft: Die konservativen Parteien haben sich im Grunde nie davon erholt, dass ihre Selbsttäuschung aufgeflogen ist und in aller Klarheit formuliert wurde, dass Demokratie zweitrangig sei und den Kapitalismus in seinem Gang bitte nicht zu stören habe.“
Georg Diez: Die Krise der Konservativen. Kolumne, S.P.O.N., 9. September 2018. Es geht um wesentlich mehr als einen Struktur- und Entwicklungsplan: Progression!
Herr Lenzen: „Im Ergebnis sichert der vorliegende Struktur- und Entwicklungsplan auf der einen Seite eine hinreichende Reliabilität [Verlässlichkeit] von Entwicklungen für eine mittlere Zukunft und ermöglicht es auf der anderen Seite, auf den erforderlichen kontinuierlichen Veränderungsprozess (»rollende Reformen«) der Bildungs- und Forschungseinrichtung Universität flexibel reagieren zu können“, heißt es im STEP (S.2). Kann man in solcher Sprache vernünftig überzeugen und gemeinsam wirken? Wie finden wir unseren Ausdruck wieder?
Der Präsident gibt nachträglich zu Protokoll: „Die von Struktur- und Entwicklungsplänen erwartete Nomenklatur suggeriert eine Planbarkeit des Nicht-Planbaren: Bildung und Erkenntnis. Beides wird selbst dann stattfinden, wenn es STEPs gibt.“
Frau Rupp: „Die Weiterentwicklung der bestehenden Qualitätskriterien für Studienangebote zu einem studiengangbezogenen Qualitätsmanagement wird es zukünftig ermöglichen, die Erreichung ihrer studiengangbezogenen Ziele evidenzbasiert und systematisch zu überprüfen (im Sinne des Qualitätskreislaufs »plan-do-check-act«) und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, wenn dies nicht der Fall sein sollte oder wenn die Zielerreichung verbessert werden kann. Damit stärkt die Universität Hamburg wesentlich die Umsetzung einer nachhaltigen Studiengangsentwicklung“, heißt es im STEP (S. 40).
„Plan-Do-Check-Act“? Ist betriebswirtschaftliches Management in der Studienreform harmlos, wenn es schöne Selbstverständlichkeiten menschlicher Arbeit technokratisch verballhornt bzw. „entseelt“?
Vizepräsidentin Prof. Dr. Rupp gibt nachträglich zu Protokoll: „Im Zuge des Autonomiezuwachses der Hochschulen in den 90er Jahren wurden an europäischen Hochschulen Verfahren der systematischen Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung eingeführt. In diesem Zusammenhang wurde das Modell des PDCA-Zyklus aus dem ökonomischen Kontext auf die Qualitätsentwicklung in Studium und Lehre übertragen. Während der PDCA-Zyklus im ökonomischen Kontext zentrale Steuerung und Planung suggeriert, wird das Verfahren im universitären Kontext eher kooperativ unter Berücksichtigung unterschiedlicher Perspektiven (Lehrende, Studierende, Studienmanagement) umgesetzt.“
Frau Frost: „Wenn sie nachhaltig Bestand haben wollen, müssen Universitäten deshalb (…) sowohl hinreichend Exploration als auch hinreichend Exploitation betreiben“, heißt es im STEP-Entwurf (S.43).
Und bei Karl Marx (Deutsche Ideologie, MEW 3, S. 394 f.): „Bei Holbach wird alle Betätigung der Individuen durch ihren gegenseitigen Verkehr als Nützlichkeits- und Benutzungsverhältnis dargestellt, z.B. Sprechen, Lieben etc. Die wirklichen Verhältnisse, die hier vorausgesetzt werden, sind also Sprechen, Lieben, bestimmte Betätigungen bestimmter Eigenschaften der Individuen. Diese Verhältnisse sollen nun nicht die ihnen eigentümliche Bedeutung haben, sondern der Ausdruck und die Darstellung eines dritten, ihnen untergeschobenen Verhältnisses sein, des Nützlichkeits- oder Benutzungsverhältnisses. (…) Holbachs Theorie ist also die historisch berechtigte, philosophische Illusion über die eben in Frankreich aufkommende Bourgeoisie, deren Exploitationslust noch ausgelegt werden konnte als Lust an der vollen Entwicklung der Individuen in einem von den alten feudalen Banden befreiten Verkehr. Die Befreiung auf dem Standpunkte der Bourgeoisie, die Konkurrenz, war allerdings für das achtzehnte Jahrhundert die einzig mögliche Weise, den Individuen eine neue Laufbahn freierer Entwicklung zu eröffnen. Die theoretische Proklamation des dieser Bourgeoispraxis entsprechenden Bewußtseins, des Bewußtseins der wechselseitigen Exploitation als des allgemeinen Verhältnisses aller Individuen zueinander, war ebenfalls ein kühner und offner Fortschritt, eine profanierende Aufklärung über die politische, patriarchalische, religiöse und gemütliche Verbrämung der Exploitation unter der Feudalität; eine Verbrämung, die der damaligen Form der Exploitation entsprach und namentlich von den Schriftstellern der absoluten Monarchie systematisiert worden war.“
Sind wir seit Holbach resp. Marx vernünftig geworden oder nicht? In welcher Weise? Was fangen wir damit an?
Vizepräsidentin Prof. Dr. Frost gibt nachträglich zu Protokoll: „Zentral ist ein gemeinsames Grundverständnis über Exploration. Exploration hat mit Serendipität und Experiment zu tun, als Suchbewegung ohne ex ante festgelegte Ziel-Kausal-Ketten.“
Herr Louis: „Nachhaltigkeit wird zum prägenden Profilelement der Universität Hamburg,“ heißt es im STEP (S.22). Welche Konsequenzen soll dies für den Diskurs im Akademischen Senat und im Präsidium haben?
Die Antwort wird nachgereicht.
Herr Hecht: „Vor dem Hintergrund dieses Nachweises hoher Leistungsfähigkeit erwartet die Universität von der Politik die Bereitstellung der erforderlichen Mittelaufwüchse, Professuren und strukturellen Erfordernisse, auch gesetzlicher Art, um die aufgesetzte und beschlossene Zukunftsentwicklung tatsächlich vollziehen zu können. (…) Die Universität geht davon aus, dass im Lichte der seitens des Landes erklärten Entschlossenheit für einen Ausbau des Wissenschaftsstandorts Hamburg eine solche Entwicklung vorangetrieben wird, und nimmt entsprechende Erklärungen der jüngeren Vergangenheit erfreut zur Kenntnis“, heißt es im STEP (S. 3).
Was kann der AS dafür tun, diese Forderungen sinnvoll und handfest zu konkretisieren?
Der Kanzler gibt nachträglich zu Protokoll: „Als erstes sollte der Akademische Senat geschlossen zum Wohle der Universität agieren. Zweitens ist es richtig und notwendig, sich mit den Fakten insbesondere zu den finanziellen Rahmenbedingungen systematisch auseinanderzusetzen. Dazu dient die Arbeit in der gegründeten AG Finanzierung. Drittens sind Erwartungen und Bedarfe der Universität adressatengerecht zu formulieren, um den politischen Senat, die Bürgerschaft und die Öffentlichkeit von der Notwendigkeit der Unterstützung überzeugen zu können.“
VIII. Fragen an das Präsidium zur AS-Sitzung am 18. Oktober 2018
Was ist eine „Universität der Nachhaltigkeit“?
„Wir sind entschlossen, von heute bis 2030 Armut und Hunger überall auf der Welt zu beenden, die Ungleichheiten in und zwischen Ländern zu bekämpfen, friedliche, gerechte und inklusive Gesellschaften aufzubauen, die Menschenrechte zu schützen und Geschlechtergleichstellung und die Selbstbestimmung der Frauen und Mädchen zu fördern und den dauerhaften Schutz unseres Planeten und seiner natürlichen Ressourcen sicherzustellen. Wir sind außerdem entschlossen, die Bedingungen für ein nachhaltiges, inklusives und dauerhaftes Wirtschaftswachstum, geteilten Wohlstand und menschenwürdige Arbeit für alle zu schaffen, unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Entwicklungsstufen und Kapazitäten der einzelnen Länder.“
Aus dem Beschluss der Generalversammlung der Vereinten Nationen: „Transformation unserer Welt: Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“, 2015.
Herr Lenzen: Welche Bedeutung messen Sie der Agenda 2030 der Vereinten Nationen bei und was ist der Kern Ihrer Bewertung?
Der Präsident gibt nachträglich zu Protokoll: „Resolutionen der UN haben Signalwirkung, die über eine einzelne Nation hinausgehen. Unmittelbare Konsequenzen haben sie nicht, weil eine implizierte deduktive Logik fälschlich suggeriert, dass aus Normen eindeutiges Handeln ableitbar wäre.“
Frau Frost: In welcher Weise wirken Wissenschaft und Politik hierzulande gemeinsam in Richtung auf die Verwirklichung der Agenda 2030? Wo sehen Sie Verbesserungsbedarf?
Vizepräsidentin Prof. Dr. Frost gibt nachträglich zu Protokoll: „Antworten formuliert der Lenkungskreis der Wissenschaftsplattform Nachhaltigkeit 2030 (https://www.iasspotsdam.de/sites/default/files/2017-12/IASS_Wissenschaftsplattform.pdf). Verbesserungsbedarf sehe ich darin, die sowohl Wissenschaft wie auch Politik inhärente Polyphonie zu erkennen und die damit verbundenen Zielkonflikte handhabbar zu machen.“
Frau Rupp: Wie sehen Sie die didaktische Nachhaltigkeit der Lehre und die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen miteinander verbunden?
Vizepräsidentin Prof. Dr. Rupp gibt nachträglich zu Protokoll: „Universitäre Lehre ist dann nachhaltig, wenn sie die Voraussetzungen dafür schafft, dass »die Studierenden hohe wissenschaftliche Kompetenz erwerben, ihre Fähigkeiten selbsttätig entfalten und sich als mündige Mitglieder der Gesellschaft weiterentwickeln können, die bereit und in der Lage sind, an deren sozial und ökologisch nachhaltiger, demokratischer und friedlicher Gestaltung maßgeblich mitzuwirken und für ihre Zukunftsfähigkeit Verantwortung übernehmen.« (vgl. Leitbild universitärer Lehre der UHH, beschlossen durch den AS am 10.7.2014).“
Herr Louis: Die Beseitigung von Armut ist das wesentliche Ziel der Agenda 2030 der Vereinten Nationen. Welche Forschungstätigkeit auf diesem Gebiet gibt es an der Universität Hamburg und wie könnte diese gefördert bzw. aufgewertet werden?
Vizepräsident Prof. Dr. Louis gibt nachträglich zu Protokoll: „Die Forschungstätigkeit zur Beseitigung von Armut ist auf der digitalen Plattform »Forschungslandkarte Nachhaltigkeit« zu finden: https://forschungslandkarte-nachhaltigkeit.uni-hamburg.de/.“
Herr Hecht: Gelingt es, eine kohärente und transparente Verwaltung zu entwickeln, die eine intensive Partizipation anregt? Welches sind dabei die gegenwärtig größten Herausforderungen?
Der Kanzler gibt nachträglich zu Protokoll: „Herausforderungen auf dem Weg zu einer Verwaltung, die eine intensive Partizipation anregt, liegen vorrangig in der Sicherstellung ihrer Funktionsfähigkeit sowie der Etablierung einer kollegialen, konstruktiven Feedbackkultur. Grundsätzlich sollte ein respektvoller Umgang zwischen den Kunden aus der Universität und der Verwaltung gepflegt werden.“
IX. Fragen an das Präsidium zur AS-Sitzung am 08. November 2018
„Und dann konnten wir endlich lachen. Bis uns die Tränen in den sauberen Sonntagskragen liefen.“
Wolfgang Borchert, „Der Stiftzahn oder Warum mein Vetter keine Rahmbonbon mehr ißt“, aus dem Nachlaß, 1961.
Herr Lenzen: Für das nächste, das Jubiläumsjahr – welche leitende Phantasie haben Sie von einer gelingenden Einheit der Universität und authentischer Festlichkeit?
Der Präsident gibt nachträglich zu Protokoll: „Das Jubiläumsjahr 2019 wird dann ein authentisches gewesen sein, wenn die Stadt eine Einheit ihrer selbst mit der Universität erkennt und annimmt.“
Frau Rupp: Welche Bedeutung haben für die Kultur der Universität Feste und Feiern, jenseits luftleichter Präsentation?
Vizepräsidentin Prof. Dr. Rupp gibt nachträglich zu Protokoll: „Feiern zu besonderen Anlässen fördern die Identifikation mit der Universität, bieten Anlass zum Austausch und sind daher ein wertvoller Bestandteil der Universitätskultur.“
Herr Louis: Welches Ihrer Projekte hat die größte dynamische Bedeutung für die Allgemeinheit?
Vizepräsident Prof. Dr. Louis gibt nachträglich zu Protokoll: „Die größte Bedeutung für die Allgemeinheit haben meine Forschungsprojekte.“
Frau Frost: Welche beispielgebenden Erfahrungen universitären Lebens verweisen auf einen neuen Alltag, in dem die Entfremdung aufgelöst wird?
Vizepräsidentin Prof. Dr. Frost gibt nachträglich zu Protokoll: „Eine ganz aktuelle beispielgebende Erfahrung sind die SDG-Patenschafts-Teams, in denen sich kleinere interdisziplinär zusammengesetzte Gruppen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu den verschiedenen Sustainable Development Goals (17 SDGs) vernetzen, um Ergebnisse sichtbarer zu machen und auch kritisch zu reflektieren sowie weitere Forscherinnen und Forscher mit Bezug zu diesen SDGs zu identifizieren.“
Herr Hecht: Was wäre ein positiver Schritt in der derzeitigen Entwicklung der Universität, der für Alle einen stimmigen Anlaß zum Feiern böte? Wie kommen wir dem näher?
Der Kanzler gibt nachträglich zu Protokoll: „Ein positiver Schritt wäre getan, wenn ein Einvernehmen über das jeweilige Rollenverständnis aller Mitglieder der Universität erzielt wäre. Idealerweise werden die Angebote der internen Kommunikation dem Rollenverständnis entsprechend von den Absendern vorbereitet und von den Adressaten angenommen.“
X. Fragen an das Präsidium zur AS-Sitzung am 13. Dezember 2018
„Wenn wir 2018/19 die Einführung der Demokratie in Hamburg erinnern, müssen wir diese Wochen und Monate der Unsicherheit für die Stadtgesellschaft mitbetrachten. Die Ergebnisse der Revolution führten letztlich auch in Hamburg in die erste deutsche Demokratie: die Republik von Weimar. Doch diese Republik war ein fragiles Gebilde und geprägt durch die Folgen des Ersten Weltkrieges. Letztlich stand der Kampf um diese Demokratie von Weimar auch in Hamburg von Beginn an auf der Tagesordnung. Die Demokratie musste gelebt und gestaltet werden. Sie musste angenommen werden; Zweifel an ihrem Funktionieren mussten beseitigt werden. Die politische Rechte versuchte, die Errungenschaften der Revolution zu nutzen, um die »Dolchstoßlegende« zu etablieren, die Schuld des Kaiserreichs am Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde geleugnet. Die Gesellschaft, die »Heimatfront« habe die Soldaten verraten und sei mitschuldig an den Folgen der Niederlage: den erheblichen Gebietsverlusten, die die Weimarer Republik im Versailler Vertrag zugestehen musste, sowie den wirtschaftlichen Verlusten in Handel und Industrie. Letztere trafen auch Hamburg unmittelbar: Der Verlust der Kolonien des Kaiserreichs wurde von den rechten Parteien zum Menetekel für die verlorene Weltmachtstellung aufgebaut.“
Sabine Bamberger-Stemmann (LpB): „Revolution in Hamburg“ (Vorwort), Hamburg 2018.
Ende November war der Lokalpresse ein Programm für Feiern der Universität zu ihrem einhundertjährigen Jubiläum zu entnehmen. Die wesentlichen Eckpunkte seien ein Auftaktkonzert mit einer Symphonie Gustav Mahlers, ein Festakt mit einer Rede Dr. Wolfgang Schäubles (kurz vor der Europawahl), ein „CampusOpenAir“, ein Universitätsball und ein Abschlusskonzert in der Elbphilharmonie.
Vor diesem Hintergrund fragen wir:
Dieter Lenzen: In welcher Weise stellt sich die offizielle Planung für das Universitätsjubiläum der konkreten Gründungsgeschichte und der historisch-gegenwärtigen Verantwortung gegen die Aushöhlung der Demokratie durch politisch-ökonomische Macht und rechten Populismus?
Herr Hecht: Halten Sie die Einbeziehung der akademischen Gremien und der weiteren Universitätsöffentlichkeit in die Festvorbereitungen für gelungen? Wenn nicht so ganz, welche Schlussfolgerungen könnten daraus gezogen werden?
Frau Rupp: Wie lässt sich heute Demokratiebildung in der Universität – für ihre Mitglieder und die Öffentlichkeit – stärken? Wie kommt dies in den Aktivitäten zum Uni-Jubiläum vor?
Frau Frost: Die Orientierung der Universität auf Beiträge zur Erreichung der Sustainable Developement Goals der Vereinten Nationen verspricht, dem positiven geschichtlichen Erbe der in der Revolution gegründeten Universität gerecht zu werden. Welche Rolle könnte dies im Rahmen des Uni-Jubiläums spielen? Ist dazu Konkretes geplant?
Herr Louis: Welche Forschungsaktivitäten der Universität befassen sich gegenwärtig mit der Infragestellung der Demokratie in Europa? Welche Demokratie stärkenden Aktivitäten lassen sich benennen?
[Die schriftlichen Antworten liegen zum Zeitpunkt der Veröffentlichung noch nicht vor; die Hg.]