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Erkenntnis als Tat
„Wir wollen und müssen, weil wir Menschen sind, andere Menschen schützen, pflegen, erziehen und versorgen - aber warum wird das so organisiert wie der Handel mit Obst und Schrauben? Jeder Mensch muss irgendwo wohnen, aber nirgends ist es festgelegt, dass er die Hälfte seines Arbeitslohns an andere Menschen abzugeben hat, um nicht obdachlos zu sein. Es bittet ja niemand darum, geboren zu werden, aber wo man schon auf der Welt ist, ergeben sich gewisse Bedürfnisse – deren Erfüllung wir als Gesellschaft, nach den Werten, die uns leiten sollen, gar nicht verweigern dürfen. Es kann Menschenwürde nicht nur gegen Geld geben. Und warum soll der Besitz von Dingen der beste Weg sein, sich an ihnen und am Leben zu erfreuen? Bibliotheken, Museen, Schwimmbäder, die aus Steuern finanziert werden und urbane Räume, die allen offen stehen, sind nicht das überflüssige Produkt böser Subventionen, sondern kulturelle Errungenschaften, die mit dem Schutz des Eigentums mindestens gleichrangig sind. Der Sozialismus wird nicht wiederkehren und dieser Kapitalismus versagt in der Klimakrise, verliert seine Legitimität und gesellschaftliche Unterstützung, es wird etwas Neues kommen. Höchste Zeit für politische Fantasie, denn unsere Gesellschaft denkt zu eng.“
Nils Minkmar: Das Tabu, das er bricht. Spiegel-Online, 4. Mai 2019.
„Wenn ein Kommunist arm ist, dann sagen die Leute, er sei neidisch. Gehört er dem mittleren Bürgertum an, dann sagen die Leute, er sei ein Idiot, denn er handele gegen seine eigenen Interessen. Ist er aber reich, dann sagen sie, seine Lebensführung stehe nicht mit seinen Prinzipien im Einklang. Worauf denn zu fragen wäre: Wann darf man eigentlich Kommunist sein –?“
Kurt Tucholsky, „Schnipsel“, 1931.
Große Aufregung auf der politischen Rechten! Warum? Weil der Juso-Vorsitzende die Vergesellschaftung von Großkonzernen (z.B. BMW) in Schlüsselbereichen der gesellschaftlichen Entwicklung (Mobilität) erwog. Die nervösen Entgegnungen zeugen davon, dass ein Nerv getroffen ist: Der neoliberale Kapitalismus – also die ungebremste Kapitalbegünstigung – ist nicht das Ende der Geschichte. Er zerstört soziale Errungenschaften von Generationen für Alle, reißt die Kluft zwischen Arm und Reich tief auf, zerstört die Umwelt und ist kultur-, bildungs- und aufklärungsfeindlich. Er nährt die extreme Rechte.
Zum Beispiel: Die BMW-Hauptaktionäre haben im letzten Jahr jede halbe Stunde mehr aufs Konto bekommen als ein mittlerer Beamter im öffentlichen Dienst pro Jahr. Der Konzern profitiert bis heute von Kriegsgewinnen aus Zwangsarbeit, aber auch von Subventionen (Abwrackprämie), ideologischem Unsinn (mein Auto, meine Freiheit) und Mauschelei (Dieselskandal). Der Gegensatz zu Gemeinwohl, sozialer Verantwortung, Nachhaltigkeit und Demokratie könnte kaum größer sein.
Der moralische Bankrott des gegenwärtigen Systems erfährt öffentlich dynamisch Widerspruch durch solidarisches, ziviles, aufklärendes und geschichtsbewusstes Engagement: Die Kampagne für die Beseitigung der Schuldenbremse und für massive öffentliche Investitionen zum Gemeinwohl (International solidarisch: Schluss mit Austerität!), die Friedensbewegung für Abrüstung und Nuklear-Bann, der Kampf für eine gute Personalausstattung in Pflege und Medizin, Aufbegehren gegen den Klimawandel (und politische Ignoranz), Mobilisierungen für Wohnungen in öffentlicher Hand, für Arbeitszeitverkürzung, für die Überwindung von knechtischem Geldeintreiben und Marktkonformität in den Wissenschaften, für die Unteilbarkeit des Menschenrechts – all dies sind Signale einer neuen Etappe: Human, geschichtsbewusst, die Zukunft sichernd, alltäglich und global solidarisch. Alle Beteiligung stärkt diesen Neubeginn. Sie ist eine kulturelle Befreiung.
Bildung, Wissenschaft, Studierendenschaft – die Universität als Ganze ist hier gefragt: ideenreich, engagiert, sorgfältig, mit Mut der Welt und den Mitmenschen zugewandt, eine Bewegung heilsamer Veränderungen zu werden. Wir schlagen ein neues Kapitel auf!