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Tag der Befreiung: Der 8. Mai 1945
„Es wäre angemessen, wenn sich Politik und Wissenschaft der Diskussion um die Deutungshoheit stellen würden, statt zu schweigen, auch wenn die andere Sicht nicht selten als Propaganda oder Provokation daherkommt. Sonst ließe sich Deutschland einseitig für eine Sichtweise einspannen, die nicht der historischen Wahrheit entspricht. Zu einer solchen Antwort gehörte auch, dass deutsche Parlamentarier nicht zustimmen, wenn der Sowjetunion die gleiche Schuld am Ausbruch des Zweiten Weltkriegs [wie in einer Resolution des Europaparlaments im September vergangenen Jahres geschehen] zugeschoben wird wie Nazideutschland. Und eine Einladung nach Moskau zum 9. Mai müssten Kanzlerin oder Bundespräsident dann ohne langes Zögern annehmen, ebensowie nach Warschau, Kiew, Minsk oder Auschwitz.“
Christiane Hoffmann, „Geschichte als Waffe“, „SPIEGEL“ Nr. 19/2.5.2020, S. 40-41, hier S. 41.
„– Dinner Party zu Neumanns 50. Geburtstag mit Peter Pr.[ingsheim], Leonh.[ard] Frank, Frau Horkheimer und Dr. Pollack. (...) Gespräche über das Atomwesen, Amerika u. Rußland, die Lage des Kapitalismus, der Weg Europa’s zum Sozialismus. Für Amerika die Frage, ob es, wenn sich nach dem Boom der nächsten 3–5 Jahre die Lage zum Schlechten wende, Bürgerkrieg oder Krieg nach außen haben wird. Der sofortige Präventivkrieg gegen Rußland wohl ausgeschlossen.“
Thomas Mann, Tagebucheintrag vom 15.10.1945, im Exil in Pacific Palisades.
Esther Bejarano und die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) fordern in einer Petition (www.change.org/8mai), den 8. Mai zu einem Feiertag zu machen. Darüber hinaus sollen die historischen Lehren folgende Konsequenzen haben:
„Die Lehren des 8. Mai umzusetzen, bedeutet für uns:
- AfD, NPD und ihre Verbündeten aufzuhalten,
- das Treiben gewalttätiger und mordender Neonazis zu unterbinden, ihre Netzwerke in Polizei, Bundeswehr aufzudecken und aufzulösen,
- einzugreifen, wenn Jüdinnen und Juden, Muslime, Roma und Sinti und andere, die nicht in das Weltbild von Nazis passen, beleidigt und angegriffen werden,
- Geflüchtete in Deutschland aufzunehmen,
- die Logik des Militärischen zu durchbrechen und Waffenexporte zu verhindern und
- die Diffamierung und Behinderung demokratischer und antifaschistischer Gruppen und Organisationen durch Geheimdienste und Finanzämter zu beenden.“
Auf einer ähnlichen Linie liegt das politische Begehren von SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich – welches vom SPD-Vorsitzenden Norbert Walter-Borjans sowie von der LINKEN und den Grünen unterstützt wird –, alle US-Atomwaffen von bundesdeutschem Boden abzuziehen. Hiermit wird die atomare Abschreckung der NATO in Frage gestellt. Mützenich: „Trumps Regierung hat verkündet, dass Atomwaffen nicht mehr nur der Abschreckung dienen, sondern Waffen sind, mit denen man Kriege führen kann.“ Gegen diese Initiative bäumen sich die CDU, aber auch Teile der SPD auf. Atomare Abschreckung werde benötigt. Hier wird die sogenannte atomare Teilhabe – welch eine Verniedlichung! – verteidigt, die die BRD zur Mitentscheiderin dieser NATO-Politik macht.
Die Initiative der atomaren Abrüstung richtet sich aktuell gegen die Absicht der „Verteidigungsministerin“ Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), die bisherigen Atomwaffen tragenden Jagdbomber „Tornado“ durch US-amerikanische Flugzeuge von Boeing der Marke F18 zu ersetzen. Der Verzicht auf die „atomare Teilhabe“ bedeutet nicht nur die Verminderung der Kriegsgefahr, die Umwandlung auf eine zivile Perspektive sowie die bessere Verwendung öffentlicher Mittel, sondern ebenfalls, den tiefgreifenden Lehren aus dem 8. Mai 1945 politisch Rechnung zu tragen.
Die menschliche Welt benötigt dringend einen friedlichen, sozialen, demokratischen und kultivierten Wandel zur Lösung aufgestauter Probleme, hin zu einer wahrhaft menschenwürdigen globalen Gemeinschaft.
Die Wissenschaften sollten diesen höheren Zwecken in erneuter Wachsamkeit verpflichtet sein.