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Die Bedeutung der Sprache
„Wer People of Color sagt, zeigt damit, dass er Rücksicht auf die Interessen von Menschen nehmen möchte, die sich von einer weißen Mehrheitsgesellschaft diskriminiert fühlen. Hinter der neuen Bezeichnung steckt also das politische Ziel, Rassismus aus den Köpfen zu verbannen, also das Verhalten der Menschen zu ändern, indem man eine Bezeichnung ändert. Über die Sprache soll das Denken in eine andere Richtung gelenkt werden. Schließlich beeinflusst die Sprache unsere Deutung der Welt und auch unser Handeln. So stellen sich Vertreter der Sprachforschung das Wirkmuster von Deutungsrahmen vor, die unseren Wörtern eine Bedeutung geben, das sogenannte Framing. […] Bedeutungen werden, teils mühsam, erlernt. Insofern löst jede Umbenennung erst einmal kognitiven Widerstand aus.“
Andreas Frey, „Raus mit der Sprache/Lässt sich die Welt ändern, indem man Wörter ändert?“, „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ („FAS“), 19.7.2020, S. 53.
„Mephistopheles: Ich wünschte nicht, Euch irre zu führen,
Was diese Wissenschaft [Theologie] betrifft.
Es ist so schwer, den falschen Weg zu meiden,
Es liegt in ihr so viel verborgnes Gift,
Und von der Arznei ist´s kaum zu unterscheiden,
Am besten ist´s auch hier, wenn Ihr nur EINEN hört,
Und auf des Meisters Worte schwört,
Im ganzen – haltet Euch an Worte!
Dann geht Ihr durch die sichre Pforte
Zum Tempel der Gewißheit ein.
Schüler: Doch ein Begriff muß bei dem Worte sein.“
Johann Wolfgang von Goethe, „Faust I“, „Studierzimmer“, 1808.
„Das Bewußtsein kann nie etwas Andres sein als das bewußte Sein, und das Sein der Menschen ist ihr wirklicher Lebensprozeß.“
Karl Marx / Friedrich Engels, „Deutsche Ideologie“, 1846, Marx-Engels-Werke (MEW), Band 3, S. 26.
Die gegenwärtige Welt ist problematisch. Die Lösung der Probleme erfordert ein aufgeklärtes Bewußtsein und entsprechendes Engagement. „Rassen“ existieren nicht in der gesellschaftlichen Menschenwelt. Rassismus aber ist ein weltweites Problem der ideologischen Festschreibung von sozialer Ungleichheit, des Mangels an menschenwürdiger Arbeit, Bildung, Kultur und Gesundheit. Dies zeigt sich aktuell auch und besonders in den USA, wo infolge der Corona-Pandemie die (strukturelle) soziokulturelle und demokratische Benachteiligung von Menschen mit dunkler Hautfarbe zusätzlich verschärft wird. Ein Wort zu ändern, (änderbare) Tatsachen auf den realistischen Begriff zu bringen, wodurch Probleme, Zusammenhänge oder auch positive Entfaltungsmaßstäbe deutlich zum Ausdruck kommen, ist zwar nicht ausreichend, weil mangelhafte Tatsachen dadurch noch nicht zum Besseren verändert sind, aber die damit veränderte Bewußtseinslage kann zu materiellen Veränderungen führen, die grundsätzlichen positiven Ansprüchen genügen.
„Artikel 3
[Grundgesetz, Gleichheit vor dem Gesetz]
(3) Niemand darf wegen seines Geschlechts, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“
So macht es beispielsweise Sinn „seiner Rasse“ durch „in Folge rassistischer Vorurteile“ zu ersetzen, weil durch die Diskussion darüber kritisches Bewußtsein entsteht, das Grundgesetz und Folgegesetze dem entsprechen können und weil durch neue Ansprüche Friedensbemühungen wachsen, soziale Ambitionen der Daseinsvorsorge verwirklicht sowie sinnvolle und ausreichend bezahlte Arbeitsbedingungen realisiert werden können, so daß nicht nur die Gleichheit vor dem Gesetz, sondern auch die soziale und kulturelle Gleichheit gesellschaftlicher Bedingungen und Möglichkeiten Aller tendenziell zur kulturellen Tatsache einer aufgeklärten Gesellschaft werden.
Auch hier sind – wieder einmal und nicht zuletzt – die Wissenschaften gefragt, Antworten zu geben, die ihre gesellschaftliche Verantwortung relevant zum Ausdruck bringen. Ein Begriff muß bei dem Worte sein. So macht „Der Forschung. Der Lehre. Der Bildung.“ einen Sinn. In einer offenen Universität.