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Wider die Angst:
Eine aufgeklärte soziale Perspektive
„Während sich bislang das traumatische Erlebnis in vielen Fällen auf einen konkreten Schockmoment oder zumindest zeitlich abgegrenzten Vorfall bezogen hat, sind die gegenwärtigen Corona-Folgen eher ein dauerhafter Stresszustand. Psychologen bezeichnen ihn als ›permanentes Krisengefühl‹, das mit den Kontaktbeschränkungen im März seinen Anfang nahm und womöglich über Jahre das Lebensgefühl, das zwischenmenschliche Miteinander sowie die Seelenlage des Einzelnen grundlegend verändern wird. Das Gefühl der Unsicherheit verschwindet also in absehbarer Zeit nicht. Stattdessen hält die Ankündigung neuer Bedrohungen die innere Spannung aufrecht. Körper und Seele stehen gewissermaßen unter Dauerstrom – was mit einer Flutung des Stresshormons Cortisol verbunden ist und so auf Dauer auch den Organismus schädigen kann.“
Ulrich Friese, „Seelenretter in der Krise“ (Porträt des Psychologen Georg Pieper), „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“), „Beruf und Chance“, 8.8.2020, S. C2.
„HA: Wir sind wieder bei mehr als 1000 Neuinfektionen am Tag. Beunruhigt Sie das?
STREECK: Nein. Wir werden Infektionsketten nicht vollständig unterbinden können und werden auch mittelfristig nicht den Punkt erreichen, an dem es keine Infektionen mehr gibt. Wichtiger ist es aus meiner Sicht, anhand der stationären Belegung und Intensivbettenbelegung in den Krankenhäusern das Infektionsgeschehen zu bemessen. Zurzeit haben wir keine wesentliche Zunahme von schweren Coronafällen auf den Intensivstationen zu verzeichnen, obwohl seit gut einer Woche die Infektionszahlen gestiegen sind. […] Eine Corona-Dauerwarnung ist nicht das richtige Mittel. Uns fehlt ein Ziel.“
Der Virologe Hendrik Streeck im Interview („Souveräner mit dem Virus umgehen“) mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ („FAZ“), 7.8.2020, S. 6.
„FAZ: Hat sich die sozialliberale Perspektive mangels Masse – die SPD ist einfach zu schwach – nicht überlebt?
BAUM: Das sehe ich nicht. Es geht doch nicht um eine Koalitionsaussage, sondern ein politisches Ziel, eine politische Grundhaltung. Der Markt kann zur Gefahr für die Freiheit werden. Liberale Markteffizienz ist nur erträglich, wenn sie mit sozialen Grundwerten zusammengebracht wird, die diese Gesellschaft zusammenhalten. Der Zusammenhalt der Gesellschaft wird nach Corona zum Thema werden. Wie geht die Gesellschaft mit den Verwerfungen um, mit den Krisenverlierern? Auch die prekäre Unterklasse, die Benachteiligten, dürfen nicht aus dem Blick geraten. Liberale sind eine Partei für die ganze Gesellschaft.“
Der Linksliberale Gerhart Baum im Interview („Der Mensch ist nicht nur Steuerzahler“) mit der „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ („FAS“), 9.8.2020, S. 4.
Schon deutlich vor der Corona-Pandemie respektive dem politischen Shutdown fast der gesamten Gesellschaft waren der „Zusammenhalt der Gesellschaft“ oder die wachsende soziale Ungleichheit und die Schwierigkeiten des Gesundheitssystems, auch die mangelnde Hygiene in Schulen, Krankenhäusern sowie Altenheimen, Probleme der gesellschaftlichen Gestaltung und entsprechend Themen der sozialen Auseinandersetzungen. Übrigens: Die „prekäre Unterklasse“ scheint doch objektiv die Mehrheit zu sein. Zu konstatieren ist:
Die Erde, bewohnt von nahezu acht Milliarden Menschen, ist ein Planet in Kugelform und bewegt sich um die Sonne in einer elliptischen Bahn, und Arbeitszeitverkürzung bei vollem Personal- und Lohnausgleich, mit intensivierter Mitbestimmung, schafft Arbeitsplätze, verbessert die Arbeitsbedingungen und -ergebnisse sowie die Position und die Kultur der Beschäftigten, erhöht die Kaufkraft, generiert Steuern und Sozialabgaben und minimiert Krankheiten durch permanente Überarbeitung (auch in Krankenhäusern und Altenheimen). Auch die Corona-Pandemie ist ein Faktum bzw. ernstes Problem, das durch die Eindämmungspolitik lediglich reguliert, aber nicht gelöst werden kann. Es kann nur sozial und medizinisch gelöst werden, wozu über die Verbesserung der medizinischen Behandlung und die Entwicklung eines für Alle anwendbaren und verfügbaren Impfstoff hinaus auch die Resozialisierung der Krankenhäuser gehören mag.
Ebenso bedarf es – auch überhaupt – der internationalen Solidarität bei der Behandlung von Krankheiten sowie der Verbesserung der sozialen Lage weltweit. Rüstungsexporte sind hierbei gewiß nicht hilfreich. Gleichfalls sind politische Regimes wie beispielsweise in Brasilien und den USA tödlich für die Bevölkerung und zerstörerisch gegenüber der natürlichen Umwelt.
Diesen Themen, Problemen und Aufgaben sich vermehrt verantwortlich zu widmen, sei die Aufgabe der Wissenschaften.
Deshalb erscheint, entsprechend „Der Forschung. Der Lehre. Der Bildung.“, für das kommende Semester (inklusive der Orientierungseinheiten für Erstsemester!) soviel Präsenz wie möglich und so wenig Digital wie nötig angebracht. Der Mensch als soziales Wesen ist auf kultivierte Begegnungen angewiesen.
„Es ist fast unmöglich, die Fackel der Wahrheit durch ein Gedränge zu tragen, ohne jemandem den Bart zu sengen.“