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„Respekt“

Worauf kommt es an?

„Das Leben mit der Pandemie ist anstrengend, weil es eine permanente Überforderung ist.“

Mona Jaeger, „Der Preis der Pandemie“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“), 17.8.2020, S. 1 (erster Leitkommentar).

„Großer Respekt muss daher jenen Lehrern gezollt werden, die in dieser Lage souverän mit vollem Einsatz ihrem Beruf nachgehen.“

Reinhard Müller, „Werte des Lebens“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“), 17.8.2020, S. 1 (zweiter Leitkommentar).

„SPIEGEL: Was ist die übergeordnete Botschaft, die Sie mit Ihrer Kandidatur verknüpfen?
Scholz: Respekt ist mein zentraler Begriff. Daran hapert es in unserer Gesellschaft. (...)
SPIEGEL: Respekt ist sicherlich eine gute Sache. Aber viele Bürger erwarten auch von der SPD, dass sie ihre Lebensverhältnisse konkret verändert.
Scholz: Respekt vor der Leistung des anderen hat was mit ordentlichen Löhnen zu tun. Wir können nicht samstags den Corona-Helden applaudieren, Pflegekräfte aber mit miserablen Löhnen abspeisen. (...).“

Bundesfinanzminister Olaf Scholz im „SPIEGEL-Gespräch“ („Das wird ein harter Ritt“), „SPIEGEL“ Nr. 34/14.8.2020, S. 24–27, hier S. 26.

Respekt (m), 1 Achtung, Hochachtung, Ehrerbietung, Scheu; ˜ einflößen; jmdm. ˜ schulden; sich ˜ verschaffen; vor jmdm. ˜ haben 1.1 allen ˜! meine Anerkennung 2 (Getrennt- u. Zusammenschreibung) 2.1 ˜ heischend = respektheischend“

„Wahrig Wörterbuch der deutschen Sprache“, Gütersloh/München 2013, S. 770.

„Denn nichts ist schwerer und nichts erfordert mehr Charakter, als sich in offenem Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: Nein!“

Kurt Tucholsky, „Die Verteidigung des Vaterlandes“, 1921.

Wenn mit „Respekt“ nicht – im konservativen Sinne – die normative und automatische Ehrerbietung vor der Obrigkeit, den Hierarchien und entsprechenden starren Geboten, sondern die Wertschätzung bzw. Aufmerksamkeit gegenüber Seines- oder Ihresgleichen gemeint und praktiziert ist, ist dagegen wenig einzuwenden. Respekt auf diese Weise wäre beispielsweise im Straßenverkehr sehr hilfreich und kultivierend, d.h. auch stress- und unfallmindernd.

Gleichfalls ist gegen die Erhöhung der Löhne im Pflege- und Krankenhausbereich nichts einzuwenden; ebenso ist die Steigerung des Mindestlohns zu begrüßen. Gleichwohl sind diese Reförmchen eindeutig unzureichend für die Überschreitung der gesellschaftlichen (politischen, sozialen und ökonomischen) Krise: die Steigerung der Firmenpleiten und der Erwerbslosigkeit, das Elend der prekären Arbeitsverhältnisse; die Destruktivität rechter Kräfte; die Militäreinsätze im Ausland, der steigende Rüstungshaushalt und die schädlichen Rüstungsexporte verlangen eine grundlegend neue Friedens-, Sozial-, (Steuer-) und Kulturpolitik. Der Ausgang aus der „permanenten Überforderung“ ist die sukzessive Schaffung (gleichwohl internationaler) menschenwürdiger Lebensbedingungen – in Arbeit, Bildung, Sozialem, Gesundheit, Kultur und internationalen Beziehungen, auch durch die UNO und die Weltgesundheitsorganisation WHO.

Das ist wahrlich ein forscher Ritt und bedeutet, sich nicht auf die Verlautbarungen der SpitzenkandidatInnen der werbenden Parteien zu verlassen. Hier haben Alle mit ihrer qualifizierten Meinungsbildung und ihrem Engagement Bedeutung. Demokratie ist die aktive Verwirklichung der Grundrechte. Auch die Hochschulen – einschließlich der Personalräte, der Verfaßten Studierendenschaft sowie der Akademischen Selbstverwaltung – sollten, daran bemessen, ihre Rolle dabei neu und gründlich bestimmen.

Im Übrigen: So viel Präsenz im nächsten Semester (inklusive der Orientierungseinheiten) wie möglich und so wenig Digitales wie nötig.