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Mit Bedacht und Entwicklungssinn
„Sean Connery als James Bond, das war außer einem Vergnügen auch die absolut glaubhafte Verkörperung eines Aufstiegsversprechens: auch ein sehr starker, rauher, barbarisch wirkender Mann kann sich formen und zivilisieren. Das war ja in den Sechzigern das britische Versprechen: dass in einer wahren Demokratie jeder das Recht hat, Upperclass zu sein und seine Anzüge in der Savile Row schneidern zu lassen. Es dauerte trotzdem bis zum Jahr 2000, dass die Königin ihn endlich zum Ritter schlug.“
Claudius Seidl, „Der höfliche Mister Connery“ (Nachruf), „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ („FAS“), 1.11.2020, S. 18.
„Ich denke, dass wir uns alle darauf einigen können, dass wir nicht mehr so weitermachen können. Die einen nennen das Transformation, die anderen Zerfall. Wie auch immer Sie es nennen wollen, sind sich doch viele einig, dass die bisherige Lebensweise nicht mehr funktioniert, für die meisten Menschen in diesem Land nicht und auch nicht für die meisten Menschen auf der Welt. (...) Wenn wir also die Probleme angehen, die die schwarzen Communities betreffen, profitieren alle davon. Wenn wir dafür sorgen, dass Unternehmen keinen ungebührlichen Einfluss auf die Demokratie haben, ist das nicht nur gut für schwarze Menschen. Wenn wir für einen Mindestlohn sorgen, von dem die Menschen mit Würde leben können, ist das nicht nur gut für schwarze Menschen. Aber Tatsache ist, dass die Ungleichheit in den Vereinigten Staaten so groß sind, dass Schwarze einen viel weiteren Weg gehen müssen.“
Alicia Garza, Mitbegründerin der Bewegung „Black Lives Matter“, im Gespräch mit „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ („Die Bewegung muss jedem gehören“), 1.11.2020, S. 39.
„Im Großen und Ganzen herrscht also eine unsichere Grundstimmung, das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Die Frage: ›Wo will ich überhaupt hin?‹ lässt sich in dieser Zeit für junge Erwachsene kaum beantworten. (...) Es muss uns aber gelingen, diese fehlende Vernetzung mit Ende der Pandemie nachzuholen. Da müssen auch die Lehrenden dann viel Energie investieren und Gruppenarbeit sowie Community-Building fördern.“
Die Jugendforscherin Beate Großegger im Gespräch mit dem „Hamburger Abendblatt“, 30.10./1.11.2020, S. XIX in der Rubrik „Beruf & Erfolg“.
„Ein Werk, das der Realität gegenüber keine Souveränität zeigt und dem Publikum der Realität gegenüber keine Souveränität verleiht, ist kein Kunstwerk.“
Bertolt Brecht, „Notizen zur Arbeit“ / „2. Über ästhetische Gesetze“, 1939.
Im Idealfall entstehen in den gesellschaftlichen Bereichen Politik, Kunst, Kultur und Wissenschaft sowie im Gesundheitssystem souveräne Werke oder souveränes Handeln, wodurch allgemein nützliche Resultate entstehen, die sich erfreulich und erweiterte Souveränität bildend auswirken.
Im gezoomten Regierungshandeln ist dies zur Zeit nur wenig ausgeprägt. Eine strategische Entwicklungsperspektive für rundum menschenwürdige gesellschaftliche Lebensbedingungen darf getrost vermißt werden. Auch die Mittel und Maßnahmen zur Einschränkung der Corona-Pandemie können kaum im Gesamt der Grundrechte verhältnismäßig oder angemessen – ebenso überprüft und begründet – nach dem Maßstab der Gleichheit vor dem Gesetz genannt werden.
Bildung, Kunst, Kultur und Wissenschaft sind „systemrelevant“, sind soziale und kulturelle Lebensmittel, machen wesentlich das gesamte Mensch-Sein aus und sind, wie gesagt: im Idealfall, gesellschaftliche Bereiche der positiven Entwicklung bzw. Bildung mündiger Persönlichkeiten – eine Essenz der sozialen Demokratie und einer aufgeklärten Lebensweise.
Deshalb ist auch von Belang, das „Hybrid-Semester“ der Hochschulen – bei allen erforderlichen Vorsichtsmaßnahmen – so begegnungsreich wie möglich zu gestalten. Ferner ist die komplette Schließung von Theatern, Kinos, Museen und Kunsthallen (auch Gastwirtschaften), die ja alle ausgefeilte Hygienekonzepte haben, notfalls gerichtlich zu überprüfen.
Darüber hinaus benötigen die Gesundheitsämter, Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen für ältere Menschen mehr Personal, verläßliche Testungen sowie Ausrüstungen zur adäquaten Bewältigung der Pandemie. Ohnehin ist die neoliberale Doktrin der Privatisierung und Kommerzialisierung von öffentlichen Einrichtungen, die Deregulierung von Arbeitsverhältnissen sowie das Drängen der Menschen in die düstere Vereinzelung am Ende. Diese Stelle darf nicht von rechten Demagogen oder Verschwörungstheoretikern eingenommen werden.
Aufklärung, Frieden, soziale Gerechtigkeit und demokratische Partizipation als die aktive und aktuelle Verwirklichung der Grundrechte sind die Alternative. „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“ (Erich Kästner) – Von der Mehrheit für die Mehrheit. All over the world.