Home › Publikationen › Flugblatt von Liste LINKS und harte zeiten mit SDS* vom
Aus Fehlern lernen!
2021 wird eines Tages vielleicht als das Jahr betrachtet werden, in dem das 21. Jahrhundert erst richtig begann. Die Vorzeichen dafür sind gar nicht so schlecht, wie das vielleicht auf den ersten Blick aussieht: Wenn die Menschheit es richtig anstellt, kann die Aufbruchstimmung, die das Ende der Pandemie erzeugen wird, auch den echten Beginn eines echten Aufbruchs markieren. Eines Aufbruchs in eine weltgeschichtliche Phase, in der die Menschheit beginnt, ihre schlimmsten Fehler zu korrigieren und eine bessere Zukunft für sich selbst zu schaffen.“
Christian Stöcker, „Jahreswechsel / Jetzt kommen die wilden Zwanziger“, „SPIEGELONLINE“, 3.1.2021.
Reich: Die Pandemie verschärft die Ungleichheit. Die Wohlhabenden kaufen Häuser und Autos und alle möglichen Konsumgüter, sie kriegen Kredite zu tiefen Zinsen. Angestellte mit mittleren oder geringen Einkommen dagegen verlieren derzeit ihre Wohnungen, ihre Jobs. (…) In Zeiten der Not erstarkt der Staat. Wir sind jetzt wieder in einer solchen Zeit. (…) Es geht darum, dass wir die Jobs, die noch existieren oder neu entstehen, verbessern. Und dass wir endlich die Gewerkschaften stärken. (…)
Was ich mir zudem wünsche, ist ein duales System der Berufsausbildung, so wie es das in Deutschland gibt. Das haben wir [in den USA] nicht, und wir brauchen es. (…) Konzerne wie Facebook, Amazon, Apple, Google und Microsoft sind alle viel zu groß. (…)
SPIEGEL: Joe Biden hat noch keinen neuen Arbeitsminister für sein Kabinett benannt. Wurden Sie nicht gefragt?
Reich: Himmel. Nein, ich wurde nicht gefragt, und ich bin auch ganz zufrieden mit der Rolle, die ich jetzt habe. Ich weiß, dass Bernie Sanders´ Name im Spiel ist für die Position, und das würde ich natürlich sehr unterstützen.
Robert B. Reich, Jurist und Professor an der University of California, Berkeley, ehemals Arbeitsminister bei Bill Clinton, im SPIEGEL-Gespräch, „SPIEGEL“ Nr. 1 / 2.1.2021, S. 66-68.
General, der Mensch ist sehr brauchbar.
Er kann fliegen und er kann töten.
Aber er hat einen Fehler:
Er kann denken.
Bertolt Brecht, Svendborger Gedichte, 1939.
Der Mensch kann denken: Auf diese Weise ist erkennbar und offensiv gestaltbar, daß der offene Zugang zu Bildung und Kultur aller Art, eine hinreichend soziale Absicherung im Krankheitsfall, bei Erwerbslosigkeit und im höheren Alter, die tariflich abgesicherte Erwerbstätigkeit – möglichst sinnvoll sowie mitbestimmt –, öffentlich bestimmte Mobilität, verträgliche Mieten, ein heilendes Gesundheitssystem und solidarische Kooperation in allen gesellschaftlichen Bereichen die soziale Ungleichheit vermindern, das gemeinschaftliche Leben erfreulicher machen und erleichtern, ökonomisch sinnvoll sind sowie einen Weg aus der unerträglichen Krise bilden. Zudem ist so zu erwarten, daß rechtsextreme Kräfte in die Bedeutungslosigkeit gedrängt werden.
Darüber hinaus ist die internationale Solidarität eine praktische Menschenpflicht und die Entmilitarisierung eine zu realisierende zivile Herausforderung. Das empfindliche Entwicklungsgefälle auf der Welt ist zu begradigen. Das Mensch-Natur-Verhältnis ist dringend zu rationalisieren, die Schäden sind zu heilen, eine neue Balance ist herzustellen.
Die SDG (Sustainable Development Goals) der Vereinten Nationen sind mit Nachdruck zu verwirklichen.
Diesen Zielen hat sich auch die Universität Hamburg verpflichtet. Um dieser ambitionierten Selbstverpflichtung nachkommen zu können, bedarf es einer erweiterten Neubestimmung der – interdisziplinären – gesellschaftlichen Verantwortung der Wissenschaften. Dazu gehören ebenso die fortgesetzte Reformierung des Bachelor-/Master-Systems (Abbau der Restriktionen, Vertiefung der In-halte, Master als Regelabschluß), bedarfsgerechte öffentliche Finanzierung der Hochschulen, hinreichende soziale Absicherung der Studierenden, aktivierte Mitbestimmung in Verfaßter Studierendenschaft und Akademischer Selbstverwaltung sowie ein politisches Selbstbewußtsein der wissenschaftlichen Einrichtungen. Dafür sind auch die lebendigen – wissenschaftlichen und kulturellen – Begegnungen aller Beteiligten unverzichtbar. Darin besteht der Aufbruch. Wir haben die Wahl.
Nehmen wir sie qualifiziert wahr.