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Bewegung contra Stillstand
„Drei Konkurrenten, die einander nicht bekämpfen und schon gar nicht wehtun, sondern miteinander koalieren wollen: Das ist jetzt unser German Standoff, dessen Ausgang aber kaum jemanden kümmert. (…)
Auf die Frage, wen sie sich als Kanzler oder Kanzlerin wünschen, antwortet, gemäß einer Umfrage vom vergangenen Dienstag, nur etwas mehr als die Hälfte der Wähler mit Baerbock, Laschet oder Scholz. 46 Prozent wünschen sich keinen dieser Kandidaten. (…)
Angela Merkel tritt ab, und selbst ihren treuesten Anhängern müsste bewusst sein, dass fast genauso dringend wie damals, als Helmut Kohls Amtszeit endete, etwas Neues beginnen muss. Und dass man darüber, wie dieses Neue beschaffen sein sollte, gar nicht genug streiten kann. Wer aber, in seiner Eigenschaft als Wähler, dabei mitstreiten will, wird sich schwertun. Was die Inszenierungen des Wahlkampfs zeigen, sind zwei Männer, die sich, jeder auf seine Art, um die legitime Nachfolge bewerben, als jüngere Brüder gewissermaßen. Und eine Frau in der Rolle der Lieblingstochter. Zusammen sind sie, wie jede Familie, unerträglich.“
Claudius Seidl, „Die Politik der Verweigerung“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“), 7.8. 2021, S. 9.
„Am erstaunlichsten ist die Vorstellung, das Aussetzen der Wehrpflicht sei als Zugeständnis an die Kritikerinnen und Kritiker des Zwangsdienstes erfolgt. Der Aufbau einer Berufsarmee war vielmehr die zwingende Voraussetzung für das Vorhaben, die Bundeswehr zu einer weltweit einsetzbaren Interventionstruppe zu machen.“
Stephan Hebel, „Bald haben wir sie geschafft“, „der Freitag“, 5.8.2021, S. 6 u.7.
„Die Zeit ist reif.
In einer Zeit, in der die Schere zwischen den Schwerreichen und allen Anderen immer weiter auseinandergeht, in der zwei Menschen nun mehr besitzen als die unteren 40 Prozent und in der die größten Unternehmen der Welt keinerlei inländische Einkommenssteuern zahlen – in so einer Zeit muss die Klasse der Milliardäre und müssen die großen, profitablen Unternehmen endlich ihren gerechten Anteil an Steuern zahlen. (…)
Die Zeit ist reif.
In einer Zeit noch nie dagewesener Hitzewellen, Dürren, Hochwasser, Extremwetterkapriolen und der Übersäuerung der Ozeane ist es für die US-Regierung an der Zeit sicherzustellen, dass der Planet, den wir unseren Kindern und zukünftigen Generationen hinterlassen, gesund und bewohnbar ist. Wir müssen uns gegen die Gier der fossilen Industrie auflehnen, unser Energiesystem transformieren und die Welt beim Kampf gegen den Klimawandel anführen.(…)
Wir werden die Krise der höheren Bildung angehen, indem wir öffentliche Universitäten in den USA gebührenfrei machen.“
Bernie Sanders (US-Senator und das ranghöchste Mitglied im Haushaltsausschuss des Senats. Er ist Abgeordneter für den Staat Vermont und der dienstälteste Unabhängige in der Geschichte des Kongresses.), „Ein großer Sieg für die Arbeiterklasse“, „The Guardian“/“der Freitag“, 24.7.2021.
Die Krise, die legitime Verärgerung über grobe Ungenügenheiten ebenso, ist allseitig und sollte beim Namen genannt werden. Weder ist der Kapitalismus – oder dieser an der langen Leine – ein Segen, noch ist diese globale Renditejagd das Ende der Geschichte; er, die Konzentration von Reichtum, Macht und Skrupellosigkeit, ist nicht unkritisierbar bzw. unveränderbar. Das wird man ja wohl noch sagen dürfen.
Die Auslandseinsätze der Bundeswehr, präzise genommen grundgesetzwidrig, schaffen offen- kundig keinen Frieden bzw. keine Demokratie- und allgemeine Wohlstandsentwicklung. Das Militärische ist ein Riesengeschäft, die Mittel fehlen für die zivile Entwicklung (Soziales, Bildung, Kultur, Gesundheit und Umwelt) im gesellschaftlichen Nahraum sowie im globalen Maßstab. Geistige Energien sind destruktiv gebunden, Befehl und Gehorsam sind eigentlich von Vorgestern und die Öde des zum Teil lebensgefährlichen Dienstes mag nicht sinnvoll erscheinen.
Die Hartz-IV-Mentalität des Sozialstaates (Armut und Demütigung per Gesetz, Beweislastumkehr) schafft keine sinnvolle, qualifizierte und angemessen bezahlte Erwerbstätigkeit.
Die Privatisierung und Kommerzialisierung des Gesundheitswesens ist nur bedingt heilsam.
Die Dressur-Elemente im Bildungsbereich, hin auf den prekären Arbeitsmarkt, hindern die Entwicklung von mündigen, kritischen und kooperativen Persönlichkeiten.
All dies und noch einiges mehr will und soll von den Personen/Parteien, die um die nächste Kanzler- oder Kanzlerinnenschaft buhlen, nicht ernsthaft geändert werden.
Deshalb ist nur wenig verwunderlich, wenn die Leut´ unschlüssig sind, wen sie aus guter Überzeugung am 26. September diesen Jahres
wählen sollen. Ein „Weiter so!“ ist wenig angebracht.
Von daher erscheint sinnvoll, sich selbst – kritisch, gemeinsam, thematisch und längerfristig – für eine Verbesserung des gesellschaftlichen Lebens zu engagieren.
Die Möglichkeiten sind stets vorhanden: In Initiativen, Bewegungen, in der Interessenvertretung, den Gewerkschaften, einigen Parteien sowie auch in der inhaltlichen Aufwertung von privaten Kontakten. Ein Aufbruch ist lohnend.
Für Frieden, internationale Solidarität, für Aufklärung gegen das Vorgestrige, für soziale Verbesserungen, ein vernünftiges Verhältnis zur natürlichen Umwelt – nicht unwesentlich für Fairneß, Kooperation, Lebensfreude und einen kultivierteren Alltag.
Dazu mag auch die weitere Reform des engen Ba-/Ma-Systems gehören. So ist niemand allein. In Präsenz, versteht sich.