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Die Alternative zu Davos
„Die Kritik am Weltwirtschaftsforum in den Schweizer Bergen ist fast so alt wie die Veranstaltung selbst. Das Treffen der internationalen Elite aus Politik und Wirtschaft gilt vielen Menschen als weltfremd, intransparent und aus der Welt gefallen – für hartgesottene Globalisierungsgegner stellt es die Manifestierung der neoliberalen Weltherrschaft dar. Sie werden feiern, dass das für kommende Woche geplante Jahrestreffen im winterlichen Davos verschoben wird. (…)
Es stimmt ja: Jahrelang war das Managertreffen, das der Deutsche Klaus Schwab Anfang der Siebzigerjahre ins Leben gerufen hatte, auf Sinnsuche. Vom inspirierenden Gedankenaustausch jenseits des hektischen Alltags schien irgendwann nur noch wenig übrig. Neben einer zunehmenden Amerikanisierung hat das Forum im Laufe der Zeit auch eine wachsende Kommerzialisierung erfahren. (…) [Dennoch:] Verständnis für die Position des anderen und Ansätze für Lösungen komplexer Problemlagen finden sich am ehesten im direkten Austausch. Deshalb brauchte die Welt gerade in diesen Tagen nicht weniger, sondern mehr vom Geist des ursprünglichen Davos.“
Sven Astheimer, „Rettet Davos!“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“), 15.1.2022, S.17.
„Der Mensch soll um der Güte und Liebe willen dem Tode keine Herrschaft einräumen über seine Gedanken. (…)
...Auf, auf! Die Augen auf! Es sind deine Glieder, die Beine da im Schnee! Zusammenziehn und auf! Sieh da,- gut Wetter!“
Thomas Mann, „Der Zauberberg“ („Schnee“), 1924 S. Fischer AG Berlin / 1987 Aufbau-Verlag Berlin und Weimar, S. 654.
„Gegenläufig zu ihrer gestiegenen Bedeutung waren die vergangenen vier Jahre für die Wissenschaft eine politische Dürreperiode.“
Thomas Thiel, „Ein liberaler Aufbruch?“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ“), 17.1.2022, S. 9.
Der „Geist“ vom „ursprünglichen Davos“ ist, neben dem
„Ski-Vergnügen“, ein mondäner Lungenheilort mit Luxussanatorium für reiche Leute. Die Tuberkulose machte damals auch vor dieser Klientel nicht halt.
Im „Zauberberg“ wird von Thomas Mann die Dekadenz der Bourgeoisie thematisiert. Wer seinen (humanen) Dienst im „Flachland“ flieht, gerät in Verfall, Nationalismus, Antisemitismus – und wird in den Ersten Weltkrieg geworfen. Wie sieht es nun im „Flachland“ (global) aus?
Die Nichtregierungsorganisation Oxfam kritisiert in ihrem jährlichen Reichtumsbericht, daß die reichsten Menschen der Erde während bzw. infolge der Corona-Pandemie ihr Vermögen auf beispiellose Weise vermehren konnten – mehr als in den vergangenen 14 Jahren zuvor. (Oxfam beruft sich dabei auf Quellen wie die Forbes Reichenliste und die Vermögensstatistiken der Credit Suisse.) So konnte beispielsweise E-Auto-Unternehmer Elon Musk, der reichste Mann der Welt, sein Vermögen zwischen März 2020 und November 2021 um mehr als 1000 Prozent auf nahezu 300 Milliarden Dollar steigern. Die zehn reichsten Männer, darunter Jeff Bezos (Amazon), Bill Gates (Micro- soft), Mark Zuckerberg (Facebook), konnten ihr Vermögen mehr als verdoppeln.
Selbst der Chef der Weltbank, David Malpass, hat jüngst beklagt, daß die positive Entwicklung der ärmeren Länder zum Stillstand gekommen sei und, so warnte er, die Kluft weiter wachse. In diesem Zusammenhang ist beherzt zu fragen, was jenseits und zu Füßen der Schweizer Berge mit diesem Reichtum zu unternehmen ist, um die Lösung der globalen Probleme voranzutreiben.
Nicht abgesehen von der Beendigung von Kriegen, dem Stopp von Rüstungsexporten, der Abrüstung, der Rüstungskonversion in der Produktion sowie der zivilen Konfliktregulierung, sollten diese Herren erst einmal „ordentliche“ Löhne und Steuern zahlen. Es gibt wichtige globale Aufgaben genug – nebst der Beseitigung von Hungerlöhnen und mangelnden Sozialleistungen –, die mit diesen von den Arbeitenden geschaffenen Reichtümern angegangen werden können und sollten. Darüber hinaus ist ein Schuldenerlaß für die armen Länder notwendig und möglich.
Aber auch die bedarfsgerechte öffentliche Finanzierung von Kunst, Kultur, Bildung und Gesundheit ist ein längst fälliges Erfordernis.
So lassen sich bessere Lebensbedingungen für Alle schaffen. Die Wissenschaften mögen dafür ein Wegweiser sein.