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Pazifismus oder an die Front?
Ursprung
„Pazifismus (lat.), der, Grundhaltung und Bewegung, die aus eth. Gründen Gewaltanwendung sowie militär. Vorbereitung eines Kriegs verwirft und kompromisslose Friedensbereitschaft fordert. Mittel gegen bewaffnete Okkupationen sollen soziale Verteidigung u.a. Formen des zivilen Ungehorsams sein.“
Brockhaus, Gütersloh/München 2010, S. 5750.
Fatale Revision
„Am Rand der B298, die von Schwäbisch Gmünd nach Mutlangen führt, wehen ukrainische Flaggen. Mutlangen war 1983 einer der Hauptschauplätze der westdeutschen Friedensbewegung. Die Amerikaner stationierten dort 36 Pershing-II-Raketen. Friedensaktivisten stellten sich immer wieder vor die amerikanischen Jeeps und Militärtransporter. Petra Kelly, Gert Bastian, Heinrich Albertz, Oskar Lafontaine, Erhard Eppler; Walter Jens, Heinrich Böll, Wolf Biermann und Inge Aicher-Scholl nahmen in dem kleinen Ort auf der Ostalb an den Prominenten-Sitzblockaden teil. Es ging aus der Sicht der Aktivisten um nichts Geringeres als die Verhinderung eines ›atomaren Holocausts‹.
Ohne die Ökologie-, die Frauen- und eben die Friedensbewegung wären die Grünen nie so schnell zu einer politischen Größe geworden. Heute fordern Grüne auf allen Kanälen, an die Ukraine Waffen zu liefern.“
Helene Bubrowski, Rüdiger Soldt, „Welker grüner Pazifismus“, „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ („FAS“), 12.6.2022, S. 23.
Aufrüstungsdruck
„Der Vertreter von ThyssenKrupp Marine Systems nannte Exporte – auch an Drittländer – für die Branche überlebenswichtig. Ohne sie könnte die Ausstattung der Bundeswehr nicht sichergestellt werden.“
Autorengruppe, „Gute Waffen, böse Waffen/Rüstungsexporte“, „SPIEGEL“ Nr. 24/11.6.2022, S. 18 u. 19, hier S. 19.
„Jetzt ist es durch: Das Sondervermögen hat auch den Bundesrat passiert. Die Bundeswehr wird um 100 Milliarden Euro und die Verfassung um eine schräge Vorschrift reicher. Die angekündigte Zeitenwende ist damit allenfalls eingeleitet. Denn auch umfangreiche Beschaffungslisten sind noch kein Garant für eine Stärkung der Wehrfähigkeit Deutschlands.“
Reinhard Müller, „Parodie einer Zeitenwende“ (Leitartikel), „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“), 11.6.2022, S. 1.
Beachtenswerte Lehre
„(…) denn in Frieden und Wohlstand leben Städte und Menschen nach besseren Grundsätzen, weil sie nicht in ausweglose Not geraten. Der Krieg aber, der die Annehmlichkeiten des täglichen Lebens raubt, ist ein harter Lehrmeister und gleicht die Leidenschaften der Menge den Gegebenheiten des Augenblicks an.“
Thukydides, „Der Peloponnesische Krieg“ [zwischen Athen und Sparta]/Drittes Buch/„Die Pathologie des Krieges“, ca. 410 v.u.Z., Reclam Universalbibliothek 2000, S. 253.
Die Rüstungsindustrie ist unersättlich. Stramm konservative Journalisten wissen das. Die Oberen der Grünen machen das möglich.
Krieg und Aufrüstung aber sind seit der Antike kritisiert und bestritten. So soll es bleiben, bis Frieden geschaffen ist.
Auch wenn zur Zeit der Eindruck vermittelt werden soll, außer Krieg sei nichts möglich, sind Friedenswille und -engagement nicht totzukriegen.
In allen gesellschaftlichen Bereichen (Arbeit, Kunst Kultur, Wissenschaft und Politik) und überall auf der Welt wachsen erneut Einsicht und Aussicht, daß ein sinnvolles, vernünftiges und würdevolles Leben „in Frieden und Wohlstand“ Gewalt, Hass und sozialer Not vorzuziehen sind.
Auch wenn die Grünen mittlerweile (mehrheitlich) zu einer Kriegspartei geworden sind, kommen sie von ihrer Geschichte sowie von den zivilen, sozialen und demokratischen Erfordernissen einer humanen Weltgemeinschaft bzw. wie diese von begründet kritischen Stimmen zum Ausdruck gebracht werden – auch aus ihren eigenen Reihen – nicht los.
Wer Frieden will und eine positive Entwicklung von Gesellschaft und Kultur, muß Frieden schaffen: durch die Beendigung von Kriegen, zivile Konfliktregulierung, Rüstungskonversion der militärischen Industrie; durch internationale Solidarität, die Bewältigung des negativen Klimawandels, den bedarfsgerechten Ausbau des Sozialsystems, auch mittels der Wertschätzung und -steigerung von Bildung, Kultur, Kunst und Wissenschaft.
Die regierungsamtliche und die mediale Verwirrung dagegen ist groß. Es wird vorrangig in militärischen Kategorien – nun ja – gedacht und gehandelt. Worauf das hinführen soll, ist nicht klar.
Dabei machen spätestens die historischen Erfahrungen aus zwei Weltkriegen, ebenfalls die positiven Erfahrungen von erfolgreichen Abrüstungs- und Entspannungsbemühungen klar deutlich, daß immer eine Alternative zu Gewalt und Krieg, ebenfalls zur Zerstörung der Vernunft besteht.
So kann gedacht, bewegt und gehandelt werden. Das liegt auf der Hand.
Verantwortliche und kooperative Wissenschaft ist angewandte Völkerverständigung. Vernunft ist praktizierte Menschlichkeit. Das Engagement für den Frieden ist ein rationales Kontra gegen jegliches Elend. Wer die Ergebnisse der kritischen Vernunft will, sollte sich dafür einsetzen.