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Arm und Reich sind nicht gleich

Ein Hinweis

Soziale Inflation
„Teuer ist vor allem Energie geworden. Der Preis für leichtes Heizöl, das vor allem von privaten Haushalten genutzt wird, hat sich etwa im Mai im Vergleich zum Vorjahresmonat fast verdoppelt. Der von Erdgas stieg um mehr als die Hälfte, der von Kraftstoffen um mehr als vierzig Prozent. Bei den Lebensmitteln stiegen die Preise um elf Prozent. Schaut man aber genauer hin, kann man erkennen, dass vor allem Grundnahrungsmittel teurer geworden sind: Weizenmehl über vierzig Prozent, Sonnenblumenöl über 65 Prozent, Rinderhackfleisch 35 Prozent, Eier 25 Prozent, Butter über 40 Prozent, Kartoffeln und Milch 13 und zwölf Prozent. Da nützt es wenig, wenn Pralinen und tiefgefrorene Meeresfrüchte nahezu unverändert blieben. Steigen die Preise für Grundnahrungsmittel und Heizen, dann betrifft das vor allem Menschen, die ohnehin schon wenig Geld haben.“

Wibke Becker, „Teuer und zu teuer“, „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ („FAS“), 19.6.´22, S. 2.

Infragestellung
„Man wird nicht durch Arbeit reich. Man wird reich, weil man schon reich ist. (…) Ich möchte mindestens 90 Prozent meiner Erbschaft zurückgeben, idealerweise durch die Steuer (…) Mir geht es dabei um eine Veränderung auf struktureller Ebene und nicht darum, was ich mir persönlich unter Steuergerechtigkeit vorstelle. Es wird viel zu viel davon gesprochen, was überreiche Menschen für richtig halten. Das geht doch alle etwas an und muss daher im öffentliche Diskurs erarbeitet werden, transparent, inklusiv, partizipativ. Das halte ich für eine der wichtigsten Aufgaben der Demokratie. (…) Ich kenne kein sauberes Geld. Hinter solchen Vermögen [Bill Gates et.al.]stehen Geschichten des Raubs, der Ausbeutung und der Vernichtung. Bei anderen Überreichen ist es genauso, etwa bei Jeff Bezos und Elon Musk. Kommen sie aus Russland nennen wir solche Leute Oligarchen. Bill Gates ist der zweitgrößte Geldgeber der Weltgesundheitsorganisation. Er hat mehr Macht als manche Staaten. Das ist nicht in Ordnung. Wir wissen, wie viel Geld wir brauchen würden, um die Klimakrise zu lösen. Es gibt genug Geld dafür in der Welt!“

BASF-Erbin Marlene Engelhorn (Germanistikstudentin in Wien), im Gespräch mit „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ („FAS“), 19.6.´22, S. 23.

Historische Weitsicht
„Was wäre durch die Beseitigung der Adelsaristokratie gewonnen, falls an ihre Stelle die Geldaristokratie tritt? Sobald ein Deich bricht, folgen die Wasser des Meeres unwiderstehlich dem Gefälle und halten nicht eher in ihrem Lauf inne, bis sie überall die gleiche Höhe erreicht haben. Also jene Gleichheit der Rechte hat die Gleichheit des Besitzes zur Folge, die einzige Grundlage, auf die sich der Verstand verlassen kann.“

Jean Paul Marat (1743-1793, Arzt, Journalist und Revolutionär), 1790, ausgewählte Schriften Berlin 1954, S. 142.

Es läßt sich getrost von Gesamt-Krise (Entscheidung) sprechen. Die Inflation frißt uns die Haare vom Kopf. Große Unternehmen und die Börse florieren. Güter des alltäglichen Bedarfs werden hochspekuliert. Die Pandemie und der Krieg in der Ukraine seien an allem Schuld. Nervosität hat Konjunktur. Vernunft soll in die Ecke und sich schämen.
Die Minister reisen um die Welt und betteln um Öl und Gas. Die Energiewende muß warten. Wir sollen sparen (was?) und frieren (wie lange?).
100 Milliarden Euro sind für die Aufrüstung ins Grundgesetz geschrieben. Das „Sondervermögen“ ist ein Kredit. Wer soll ihn (ab)zahlen?
Mit dem 9-Euro-Ticket sind die Züge überfüllter denn je. Das BaFöG reicht vorne und hinten nicht.
Sind das die vielbeschworenen „westlichen Werte“?
Der eigentliche Bedarf an Allgemeinwohl und menschenwürdigen Lebensbedingungen ist riesig: Die Welt ruft nach Frieden. Gewalt ist in keinem Fall hilfreich. Der Hunger muß beseitigt werden. Bildung, Kunst, Kultur und Wissenschaft sind menschliche Bedürfnisse und sollen erworben sowie angewandt werden können. Der Raubbau an der Natur muß beendet sein. Erbärmliche Arbeitsbedingungen sind nicht alternativlos. Die Kooperation zwischen den Bevölkerungen der Welt ist ein humanes Erfordernis. Die nah angewandte Freundlichkeit mit Weitsicht in Alltag und Arbeitsleben steht dem hektischen Egoismus entgegen. Die menschlichen Werte seien in Einheit Freiheit, Gleichheit und Solidarität. Darin stecken Erfahrung und Potential. Ein wertvolles kulturelles Erbe.
Vergeblich? Aussichtslos? Traumtänzerei?
Irrsinnig sind hingegen die dürftige Verwaltung des Elends respektive die Fortsetzung von Zerstörungen sowie die hohle Inszenierung von politischer Handlungsfähigkeit.
Das haben wir nicht verdient. Es gilt, zur Vernunft zurückzukehren und die menschlichen Lebensbedingungen so zu gestalten, daß sie mit Fug und Recht tatsächlich menschlich genannt und praktiziert werden können. Das ist Allen als Möglichkeit gegeben. Die Ansätze sind vorhanden. Sie lassen sich aufsuchen. Auch in der Universität. Wir haben die Wahl. Immer und überall.