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Niedriglöhne kommen in der Natur nicht vor

Die Stärkung des Sozialen für eine bessere Kultur

Lohnmisere
„Der Niedriglohnsektor wurde massiv ausgeweitet zu Lasten existenzsichernder, sozial abgesicherter Arbeit. Für viele prekär Beschäftigte, die einen Leiharbeitsjob, einen Werkvertrag oder einen Minijob haben, wurde der Niedriglohnsektor zu einem Gefängnis. Getreu dem Motto: Einmal Billiglohn, immer Billiglohn. Trotz Ausbildung, Studium und Berufserfahrung gelang ihnen nicht der Aufstieg in gut bezahlte Arbeit. Ganze Branchen basieren heute auf Lohndumping. Dazu gehören Lieferdienste, Reinigungsdienste, die Gastronomie, Teile des Einzelhandels und der Altenpflege, und auch Branchen der Besonderen Dienstleistungen wie etwa das Friseurhandwerk oder der Bereich der Freizeiteinrichtungen. (…)
Es gibt von Seiten der Politik wenig Bereitschaft, diese Geschäftsmodelle durch eine Austrocknung des Niedrig- lohnsektors in Frage zu stellen. (…)
Eine zentrale Stellschraube ist die politische Stärkung von Tarifverträgen. (…) Wir brauchen eine Re-Regulierung des Arbeitsmarktes. (…)
Aktuell profitieren wir von einem guten Zusammenspiel von gesetzlichen sozialen Mindeststandards und Tarif- politik. Wir nutzen die Mindestlohnerhöhung und den Fachkräftemangel in einigen Niedriglohnbereichen, um diese Branchen tarifpolitisch aufzuwerten.“

Dierk Hirschel, Chefökonom bei ver.di, im Interview mit „die besonderen/report“ (ver.di-Magazin), 2/2022, S. 5. u. 6.

Kulturschwund
„Dass derzeit erstaunlich viele Zuschauer zu Hause bleiben, liegt einerseits an einer nach wie vor verbreiteten Unsicherheit und Angst in beziehungsweise vor großen Menschenmengen. Hinzu kommt, dass wir uns in der Pandemie notgedrungen zu Hause eingerichtet haben und inzwischen merken, dass das auch ganz schön ist. Soll heißen: Es fällt schwer, sich aufzuraffen und ins Konzert oder Theater zu gehen, insbesondere dann, wenn man den Arbeitstag gar nicht im Büro oder in der Innenstadt verbracht hat, wo Theater ganz in der Nähe liegen, sondern daheim. Als wäre das nicht genug, schrumpft angesichts der hohen Energiekosten bei vielen Menschen der Teil des Geldes, den man zur freien Verfügung hat und etwa für Kultur ausgeben kann. (…) Die dadurch sinkende Nachfrage trifft aber voraussichtlich auf ein nie dagewesenes Angebot. Bedeutet: Für den einzelnen Kulturort und für den einzelnen Künstler wird es am Ende weniger zu verdienen geben – wobei damit zu rechnen ist, dass die Superstars wie immer einen großen Teil der Gelder absorbieren werden.“

Lars Haider, „Kultur in Not“ (Leitartikel), „Hamburger Abendblatt“, 12.11.2022, S.2.

Orientierende Frage
Soziale Verwirklichung Werte schafft das Gros der Leute:
Wer doch nimmt sie sich als Beute?

Sinnvers des BAE! für die Sozialökonomie.

Die Inflation frißt an allem.

Sie stieg im Oktober auf über zehn Prozent. Dies ist der stärkste Anstieg seit ca. 70 Jahren. Wesentlich dafür sind die enormen Preiserhöhungen bei Energiewaren sowie bei Lebensmitteln und auch bei Dienstleistungen. Energie schnellte preislich um 43,0 Prozent gegenüber dem Vormonat nach oben, Nahrungsmittel wurden um 20,3 Prozent teurer. Daran profitieren die Energiekonzerne, die Lebensmittelhersteller und die Großhändler. (Die Rüstungs- und die Pharmaindustrie haben ohnehin goldene Zeiten.)

Das soziale Leid haben die Mehrheit der Bevölkerung, besonders die prekär Beschäftigten und die sozial Degradierten sowie somit auch die öffentlichen Einrichtungen.

Das ist keineswegs „natürlich“ oder alternativlos, sondern eine Konsequenz aus neoliberaler Politik und ihrer umfassenden Deregulierung. Weitreichende Korrekturen stehen also auf der gesellschaftlichen Tagesordnung, denn die verringerten Einkommen der meisten schränken die Kaufkraft, Steuern und Sozialabgaben, öffentliche Einrichtungen (Gesundheit, Bildung, Soziales, Kultur und Infrastruktur), die Würde, die Lebensqualität bzw. die Persönlichkeit ein. Das ist weder menschlich noch ökonomisch vernünftig. Diese politische Beharrung ist aufzulösen.

Diese Auflösung beginnt schon mit den laufenden Arbeits- und Lohnkämpfen, mit den Forderungen nach höherer Besteuerung des – gesellschaftlich erarbeiteten und privat angeeigneten – Reichtums sowie der qualifiziert besseren finanziellen Ausstattung (incl. mehr Personal) für die öffentlichen allgemeinen Aufgaben einer zivilisierten Gesellschaft. Das vernünftige Kontra kommt ebenso in der Kritik an dem enormen Aufrüstungsprogramm (100 Milliarden Euro „Sondervermögen“ mit Absicherung über das Grundgesetz!) zum Ausdruck. Vernünftig ist, was Allgemeinwohl schafft respektive gemeinsam engagiert die wesentlichen Fehler der Vergangenheit nachhaltig korrigiert. Niedriglöhne und würdelose Arbeitsbedingungen einerseits und geringe (Reichen-)Steuern und niedrige Lohnkosten andererseits sind nicht vernünftig oder sozial angemessen.

Eine Wende hin zum Sozial-, Bildungs- und Kulturstaat ist dringend erforderlich: Abrüstung schafft Frieden, internationale Kooperation ist notwendig für die Bewältigung der Klimakrise und die Beseitigung des Elends, sinnvolle Arbeit schafft auch sinnvolle Ergebnisse, Bildung und Kultur sind Lebensmittel und Solidarität als gestaltende Kooperation, auch rationale Fairneß, sind menschliche Bedürfnisse.

Die Wissenschaften – ihre Subjekte – können, ihrem eigentlichen Wesen entsprechend, diese positive Verantwortung in kritischer Selbstbestimmung und angemessener neu engagiert mit verwirklichen.

Auf diese Weise läßt sich sorgfältig in die Gesellschaft blicken. Dort lassen sich sinnvolle Aufgaben entdecken und ein heilsamer Transfer in soziale und kulturelle Zusammenhänge verwirklichen.

Wir haben stets die wohltuende Wahl.