HomePublikationen › Flugblatt von Liste LINKS und harte zeiten mit SDS* vom

Der soziale Weg

Eine gemeinsame Richtung

Realitätsnäherung
„Die Nominallöhne der Arbeitnehmer in Deutschland sind im vergangenen Jahr um durchschnittlich 2,6 Prozent gestiegen. Real, also preisbereinigt, sanken die Löhne damit aufgrund der starken Teuerung um 4,0 Prozent. Dies hat das Statistische Bundesamt am Donnerstag aufgrund revidierter Daten mitgeteilt. (…) Die nun revidierten Daten stammen aus der neu konzipierten amtlichen Verdiensterhebung, die dem Statistischen Bundesamt zufolge eine breitere Grundlage hat. Mit ihr wurden nun auch kleinere Betriebe erfasst. Außerdem würden neben den Entgelten für Vollzeit-, Teilzeitarbeit und geringfügige Beschäftigung auch die Vergütungen von Auszubildenden und Altersteilzeitbeschäftigung erfasst.
Offensichtlich war in diesen Betrieben und für diese Personengruppen die Lohnentwicklung im vergangenen Jahr deutlich gedämpfter als in den übrigen Bereichen.“

Dietrich Creutzberg, „Reallöhne 2022 deutlich stärker gesunken“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“), 28.4.2023, S. 25.

Warnender Hinweis
„Ausweg
Es muß einen Ausweg geben / aus jenem Aberglauben der immer meint / es muß einen Ausweg geben.“

Erich Fried, 1963.

Bündiges Engagement
„Mehr als wohl alle anderen Sänger seiner Zeit hatte Harry Belafonte auch eine politische Stimme. Während Elvis Presley seine Millionen in sein »Graceland«-Anwesen steckte, so schrieb einmal ein Kritiker, habe Belafonte mit seinen die Bürgerrechtsbewegung finanziert. Und er hat darüber hinaus auch noch viele andere einflussreiche Menschen zur Unterstützung bewegt, auch zu finanzieller. Über einige Jahre hinweg, so heißt es, habe Belafonte fast täglich im Kontakt sowohl zu [ Martin Luther] King als auch zu Robert Kennedy gestanden. Im Gegensatz zu vielen Autobiographien von Stars lohnt seine [„My Song“] die Lektüre, schon deswegen, weil sie zeigt, wie das Künstlerleben eingebettet war in echtes Engagement. (…) Sein Lebensmotto leitete Belafonte aus einer Kindheitsepisode her: Im Alter von erst fünf Jahren hatte er einmal in Abwesenheit seiner Mutter den ganzen Tag auf seinen jüngeren Bruder aufpassen müssen und erwartete dafür gelobt zu werden. Stattdessen sagte sie ihm: »Leg dich abends niemals schlafen, wenn du es tagsüber unterlassen hast, dich gegen eine Ungerechtigkeit zur Wehr zu setzen.«“

Jan Wiele, „In excelsis Day-O“, Nachruf auf Harry Belafonte, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“), 26.4.2023, S. 9.

Die Nominallöhne sind nicht nur im letzten Jahr geringer gewachsen als die Teuerungsrate für die Lebenshaltungskosten. Auch schon vor 2022 haben die Inflation und zu geringe Lohnangleichungen besonders die geringfügig Beschäftigten, die Auszubildenden (auch Studierende) sowie die Beschäftigten in Altersteilzeit getroffen.
Die negativen Auswirkungen sind allseitig: Die Einkommen (auch Sozialleistungen) reichen nicht für das Notwendigste, der Mangel schränkt die gesellschaftliche Teilhabe (Sport, Kultur, gesellschaftliches Engagement) ein; die gesamte Kaufkraft und das Selbstbewußtsein werden gesenkt, es fehlen Mittel für Steuern und Sozialversicherungen. Ein neoliberaler Teufelskreis.
Des Pudels Kern ist die Skrupellosigkeit der Beschränkung.
Hier und da wachsen allerdings Infragestellungen, gelingen Durchbrüche. Das Allgemeinwohl wird nicht an der Börse ausgehandelt. Das Ringen um Lohn- und Tarifabschlüsse thematisiert die Mängel und Verluste der Vergangenheit und macht deutlich, daß der sogenannte Fachkräftemangel ein selbstverschuldetes Unglück unerträglich gewordener Lohnverhältnisse und Arbeitsbedingungen ist.
Auch die Friedensbewegung macht deutlich, daß die rationale Perspektive der Gesellschaften auf dem Globus,
d.h. die menschenwürdige Zivilisationsentwicklung, keineswegs durch Kriege, Aufrüstung und heillose Konfrontationen zu erreichen ist. Soziale, solidarische und zivil-kooperative Maßstäbe gewinnen durch diese gesellschaftlichen Kontroversen an Bedeutung.
Der Mensch sei kein Objekt wachsender Kapitalerträge, sondern ein gemeinschaftliches Subjekt vernünftiger Gestaltung des Gemeinwesens und der verantwortlichen Persönlichkeit.
Menschen wie Harry Belafonte machen exemplarisch deutlich, wie gut Kunst und gesellschaftliches Engagement für Frieden und Gerechtigkeit Hand in Hand gehen können – und dabei Viele international positiv erreichen und bewegen können.
Im Grundgesetz der Bundesrepublik (Artikel 5, Absatz 3) heißt es: „Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. Die Freiheit der Lehre entbindet nicht von der Treue zur Verfassung.“
In einer aufgeklärten Deutung – entgegen einem eingeschränkten konservativen Ordnungssinn – läßt sich daraus ableiten: Kunst und Wissenschaft seien nicht beschränkt, gleichermaßen kreativ und dem Friedensgebot der Verfassung, der Menschenwürde sowie dem Allgemeinwohl und der sozialen Demokratie ethisch verpflichtet. Die bedarfsgerechten Mittel dafür sollten staatlich gewährleistet sein. Die Studienreform von Bachelor/Master habe diesen sozialen Inhalt. Das Engagement in studentischer Interessenvertretung und Akademischer Selbstverwaltung (aller Gruppen der Hochschulen) sei daran verbindlich orien- tiert. Der rationale Bezug zum gesellschaftlichen Kontext ist die Bildung menschlicher Emanzipation – eine NeuSchaffung solidarischer Menschenwürde.
Es ist die Zeit dafür.