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Krisenlösung

Mit mehr gesellschaftlichem Engagement

„Für Geflüchtete gab es vom Bund vergangene Woche nur eine Milliarde Euro – das Geld wird woanders gebraucht. Pünktlich zum Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenskij in Berlin schnürte die Bundesregierung ein weiteres Waffenpaket für das Land im Wert von mehr als 2,7 Milliarden Euro. Unter anderem sollen 20 weitere »Marder«-Schützenpanzer, 30 »Leopard-1«- Panzer und vier Flugabwehrsysteme Iris-T SLM von der Rüstungsindustrie bereitgestellt werden, wie das Bundesverteidigungsministerium am Samstag mitteilte. Außerdem bekommen die ukrainischen Streitkräfte 18 Radhaubitzen, Munition für Artillerie und Luftverteidigungssysteme, mehr als 100 gepanzerte Gefechtsfahrzeuge und über 200 Aufklärungsdrohnen. (...)
Bei der deutschen Bevölkerung stoßen solche Forderungen auf wenig Gegenliebe. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov im Auftrag der Deutschen Presseagentur sprach sich die Mehrheit gegen weitere Waffenlieferungen an die Ukraine aus. 39 Prozent erklärten, es seien bereits jetzt zu viele Waffen und andere Rüstungsgüter in die Ukraine geliefert worden. 28 Prozent hielten die bisher gelieferte Menge für angemessen, und lediglich 17 Prozent meinten, die Ukraine müsse militärisch noch stärker unterstützt werden. Was die Lieferung von Kampfjets angeht, wird sie sogar von 49 Prozent abgelehnt.“

Kristian Stemmler, „Tödliche Geschenke, „junge welt“, 15.5.2023.

„Die Inflation bringt etliche Menschen im Land gerade an den Rand des Ruins. In der Ukraine droht ein Krieg zu eskalieren. Europa steht womöglich vor dem nächsten Brutsommer. Amerikaner und Chinesen proben dazu den Wirtschaftskrieg – und stellen die Weltordnung um. Und die Deutschen? Kriegen gerade seit Wochen stetig neue Mutmaßungen zur Familiensaga aus dem landeseigenen Wirtschaftsministerium. Mit täglichem Update in den Hauptnachrichten. (…)
Und fast könnte sich der Gedanke aufdrängen, dass es vielleicht auch ganz schön wäre, wenn im Land mit genauso viel Energie und Eifer daran gearbeitet würde, die möglicherweise noch etwas größeren Probleme zu lösen. (…)
Ein Wechsel, den Deutschland in vielem noch vor sich zu haben scheint – oder bitter zu spüren bekommen droht.“

Thomas Fricke, „Deutschland hat riesige Probleme und droht sich in Aufregung über Trauzeugen zu verlieren“, „SPIEGELONLINE“, 12.5.2023.

„Die Verantwortung jedes einzelnen von uns ist ungeheuer; vergebens würde jemand sie fliehen wollen, weil er zu klein sei, oder sie verschmähen, weil er sich zu groß dünkt.“

Heinrich Mann, „Kaiserreich und Republik“, 1919.

Eine sinnvolle Frage mit demokratischem Hintergrund: Gibt es ein Leben nach der Arbeit? Ja, genauso wie es nach und vor den (parlamentarischen) Wahlen, also immer dazwischen, ein sinnvolles Leben gibt, gibt es auch nach der Arbeit ein gestaltbares gesellschaftliches Dasein. In sozialen, kulturellen und politischen Bereichen. Beispielsweise in Gewerkschaften und Betriebs- und Personalräten für bessere Arbeitsbedingungen (Löhne, qualifiziertes Personal, Mitbestimmung); nicht zuletzt auch für die Verkürzung der Arbeitszeit bei vollem Lohn- und Personalausgleich – zu Gunsten von Entlohnung, Personalstärke, Selbstbewußtsein, höherer gesamter Kaufkraft, besseren Steuer und Sozialeinnahmen sowie Raum für Erholung, Qualifizierung und gesellschaftliches Engagement.

Auch die Friedensbewegung fordert und bietet eine begründete, zivile und international kooperative Perspektive jenseits von Krieg, Rüstung und Gehorsamsgeist in einer turbulenten Welt.

Ebenso das vereinte Wirken für eine rationale verbindliche Bewältigung der Klimakrise ist erforderlich und sinnvoll. Jedes einzelne Engagement hat Bedeutung und führt über die gegenwärtige Enge hinaus.

Gleichfalls ist das gemeinsame Wirken an den Hochschulen (in studentischer Interessenvertretung und akademischer Selbstverwaltung) für das Verlassen der ökonomisierten wissenschaftlichen Bildung, hin auf gesellschaftlich verantwortliche Wissenschaften, bedarfsgerechte öffentliche Finanzierung, Studienreform, tarifliche Arbeitsverhältnisse und die soziale Absicherung der Studierenden ein tatsächlich sinnvoller Beitrag zu einer
besseren, kultivierten und humanen Entwicklung der Gesellschaft. Die aktive gemeinsame Gestaltung ist die Alternative zur (leider) eher gängigen Vereinzelung. Niemand ist wirklich allein. Es gibt also – schon vielfach praktiziert
– gesellschaftlichen Einsatz über die Wahlen und die Arbeit hinaus, ohne daß die Wahlen oder die Arbeit in Gänze negiert sein sollen. Wer nicht oder blöd wählt, vergibt ein Votum; wer nicht arbeiten kann oder darf, ist sozial schlecht dran.

Wer sich darüber hinaus nicht interessiert, informiert und engagiert, verpaßt gesellschaftliche positive Gestaltungsmöglichkeiten, die Entwicklung der verantwortlichen und mündigen Persönlichkeit sowie kultivierende Erlebnisse.

Der Mensch ist ein gesellschaftliches (soziales, politisches und kulturelles) Wesen.

Daran ist eigentlich nicht zu zweifeln. Schauen wir uns um und beginnen neu zu handeln. Der Horizont wird weiter. Das Leben heiter.