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Eine andere Welt muß besser sein
„Dieser Artikel ist ein Beitrag für die deutsche Friedensbewegung zum diesjährigen Anti-Kriegstag am 1. September. An diesem Tag vor 84 Jahren überfiel das Deutsche Reich Adolf Hitlers Polen und entfachte damit den Zweiten Weltkrieg.
Die UN-Charta war der Versuch, den beiden schrecklichsten, zerstörerischsten und mörderischsten Kriegen der Menschheitsgeschichte seit der Aufklärung ein Friedenskonzept der Menschlichkeit entgegenzustellen. Erforderten der Erste und Zweite Weltkrieg in heutiger Währung Trilliarden an Dollar, um immer durchtriebenere Waffensysteme des millionenfachen Tötens zu produzieren und einzusetzen, bestand die UN-Charta gerade einmal aus zwanzig Seiten Papier. Damit stand die Kraft der Worte des Friedens den Arsenalen an Waffen des Krieges gegenüber – zwei höchst ungleiche Gegenspieler! Und doch stellen die Prinzipien der UN-Charta und nicht die Apologien der Kriege und militärischen Siege die wirklichen epochalen Errungenschaften der Menschheit dar. (…) In der UN-Charta verpflichten sich die Mitgliedsstaaten auch zur Gleichberechtigung aller Nationen, der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten, der Einhaltung internationaler Vereinbarungen sowie zur internationalen Kooperation und gegenseitiger Toleranz. Herkömmliche Überlegungen, Kriege durch militärische Gleichgewichte zu verhindern, gibt es nicht mehr. Hingegen legt die UN-Charta das Hauptgewicht für den Erhalt eines Friedens auf fundamentale Menschenrechte und die unantastbare Würde eines jeden Menschen – unabhängig von seiner Herkunft, Geschlecht und Religion – sowie die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau. Dazu zählt auch das Recht aller Menschen auf sozialen und wirtschaftlichen Fortschritt. (…) Die UN-Charta ist und bleibt Ausdruck der Hoffnung auf Frieden. Sie ist inzwischen von einer Vielzahl an internationalen Konventionen und Vereinbarungen zu fast allen Aspekten des menschlichen Zusammenlebens umgeben, angefangen von Menschenrechten bis zum Klimaschutz sowie zu faireren humanitären, sozialen und wirtschaftlichen Beziehungen in der Welt. Ihnen ist gemein, dass sie auf die Gewaltlosigkeit zwischen Staaten, der souveränen Gleichheit aller ihrer Mitglieder und der Gleichberechtigung und Selbstbestimmung aller Menschen setzen.“
Michael von der Schulenburg (ehemaliger bundesdeutscher der OSZE und der UN; von 2009 bis 2012 war er höchster Repräsentant der UN in Freetown in Sierra Leone und Leiter der weltweit ersten integrierten Peacebuilding-Mission) , „UN-Charta: Herz und Seele jeder neuen Friedensarchitektur“, „Makroskop“, 24. 8.´23.
„Die Tendenz entscheidet. Am Wendepunkt bedarf es der Orientierung; ein klarer Kurs tut not. Was wollen wir, die geeinte Welt oder die zerstörte?“
Klaus Mann, „Der Wendepunkt“, 1949/1986, Reinbek bei Hamburg´, S. 509.
Zu den gewichtigen Tatsachen: Kriege sind nicht beseitigt. Spannungen bestehen fort. Die Erderwärmung ist nicht gestoppt. Verwüstungen aller Art sind weltweit die Folge. Hunger und Armut sind nicht überwunden. Das Elend ist evident. Demokratie, soziale Sicherheit und Teilhabe stehen hintan. Die Welt ist eng. Wir müssen sie und uns weiten. Gesund ist, wer und was Veränderung macht.
Nach zwei Weltkriegen, aber auch der Befreiung von Faschismus und Krieg; nach den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki, aber auch nach dem erfolgreichen „Kampf dem Atomtot“ (keine eigene Aufstellung von Atombomben in der BRD); nach dem Kalten Krieg zwischen den Geselschaftssystemen, aber auch Entspannungspolitik und partieller Abrüstung; nach vermehrten Kriegen (1990ff.), aber auch dem Fortwirken weltweiter Friedensbewegungen und -bemühungen, stehen neue zivile Erfordernisse auf der Tagesordnung der Weltgemeinschaft, der Länder sowie aufgeklärt wirkender Individuen auf der Tagesordnung. Die Beendigung von Kriegen, die zivile Konfliktregulierung, ein hellwaches Geschichtsbewußtsein, die Rüstungskonversion der Industrie, die Entmilitarisierung des Denkens sowie ein aktiver Klimaschutz und die Beseitigung des Elends sind als positive Herausforderung einer allseitigen Entwicklung als konkrete und
übergreifende Aufgaben neu gestellt. Umfassende Gewaltlosigkeit und soziale Humanität als fundamentale kulturelle Leitlinien sind bedeutend für präzises Denken, Handeln und Wirken.
Dafür sind auch die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung, englisch Sustainable Development Goals, SDGs; französisch Objectifs de développement durable, als politische Zielsetzungen der Vereinten Nationen (UN), welche weltweit der Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer Ebene dienen sollen, grundlegend formuliert.
Die Universität Hamburg sieht sich diesen Zielen und Zwecken in ihrem wissenschaftlichen Handeln verpflichtet. Die Realisierung dieser höheren Aufgaben geschieht nicht von alleine.
Dafür ist in Seminaren, Fachschaftsräten, Fakultätsräten sowie dem Akademischen Senat, auch in der Friedensbewegung – nicht nur von studentischer Seite aus – nach und nach zunehmend zu wirken.
Insofern ist ein neuer Denk- und Handlungsansatz gemeinsam und einzeln zu verwirklichen. Dieser betrifft die gesamte Studien- und Alltagsgestaltung. Ansätze lassen sich allerorten und jederzeit finden und aufsuchen. Ein besserer Sinn und praktizierte Hoffnung entstehen. Niemand sollte sich zurückhalten. Die Welt ist überall. Jede lange Reise beginnt mit einem ersten Schritt. Reisegemeinschaften sind vorhanden oder zu bilden. Es kann losgehen.
„Bemühe dich, nicht unter deiner Zeit zu sein.“ (474)