HomePublikationen › Flugblatt von Liste LINKS und harte zeiten mit SDS* vom

Hochschulen für den Krieg?

Eine fragliche Angelegenheit

Merz als Mars
„Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz hat Verteidigungsminister Boris Pistorius aufgefordert, sich für mehr sicherheitsrelevante Forschung einzusetzen. Pistoriius solle mit den Kultusministern und -senatoren über eine große Offenheit in Bildungs- und Forschungseinrichtungen sprechen. Die Bundeswehr müsse >wieder einen Platz in der Mitte der Gesellschaft< einnehmen, so Merz in einem Interview mit der >Mediengruppe Bayern<. Die Armee, die unter Nachwuchsmangel leidet, solle >ungehinderten Zugang zu den Schulen bekommen<. Außerdem sollen >sogenannte Zivilklauseln, die militärische Forschung an Hochschulen verbieten, aufgehoben werden.<“

Peter Carstens, „Merz will Bundeswehr Platz in der Mitte der Gesellschaft geben“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“), 15.7.´23, S. 2.

Wahrhaft CDU
„Dass der neue CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann nun seine ersten Pflöcke einschlägt, dass die CDU für genau diese Menschen da sein muss, die sich an die Regeln halten, morgens arbeiten gehen, und abends [was machen sie mittags und nachmittags?]zum Sport- oder Musikverein, ist ein Schritt in die richtige Richtung, um seine Partei aus der Misere zu ziehen.“

Philip Eppelsheim, „Klare Kante“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“), 17.7.´23, S. 1 (Leitkommentar).

Zivile Wissenschaft
„Präambel
Die Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften bekennt sich als Trägerin von Forschung und Lehre, in den von ihr vertretenen Fächern und Fachgebieten, zu dem Leitbild er Universität Hamburg. Die kollegiale und durch gegenseitiges Vertrauen und Respekt geprägte und auf Transparenz und und Information beruhende Zusammenarbeit ihrer Mitglieder, die gegenseitige Bildungspartnerschaft der Lehrenden und Studierenden und das Wirken zum Wohl der Allgemeinheit stehen im Mittelpunkt des Handelns innerhalb der Fakultät. Die MIN-Fakultät will allein zu friedlichen Zielen beitragen und nur zivile Zwecke erfüllen. Ihre Mitglieder richten deswegen Forschung und Entwicklung, Studium und Lehre auf zivile Fragestellungen und Anwendungen aus. Ziele der Arbeit der Fakultät sind die Erkenntnisgewinnung in den Forschungsgebieten der Fakultät, die wissenschaftliche und berufsbefähigende Bildung von Studierenden, die kritische Reflexion der Disziplinen, die Förderung der fach-, fakultäts- und hochschulübergreifenden Kooperation sowie die Sicherstellung des Wissenstransfers in die Gesellschaft.“

Satzung der Fakultät MIN an der Uni Hamburg, Februar 2017.

„Freiheit als Verantwortung
Wenn Viele sich so einig sind:
Wer fängt vernünftig an, geschwind?“

BAE!-Sinnvers MIN, 2022/23.

Das hat uns gerade noch gefehlt: Militarismus an Schulen und Hochschulen. Die Beseitigung der Zivilklausel in den Wissenschaften. Lustiges Schießen für die Kleinen. Mehr Befehl und Gehorsam wagen. Das geborene Leben gehört schließlich an die Front. Vorher ins Büro und in den Musikverein. Ertüchtigung, von Kindesbeinen an. Die Menschenwürde soll energisch angetastet werden. Für Rendite, Ressourcen und Raserei.

Was ist eigentlich die „Mitte der Gesellschaft“? Damit ist im Wesen die ganze Gesellschaft gemeint, eine neue alte Ordnung. Das gemahnt an das Kaiserreich des neunzehnten und zwanzigsten Jahrhunderts oder die 1950er Jahre dieser Republik (wenn nicht an Schlimmeres).

Dagegen steht die zivile Kategorie in Bildung, Ausbildung und Wissenschaften, erfreulich mündige

Kinder sowie aufgeklärte Jugendliche und Erwachsene. Kooperativ und sozial verantwortlich für das Allgemeinwohl bzw. für eine erträgliche weltweite Zivilisation. Solche – auch angehenden – StaatsbürgerInnen kleiden keine Uniformen, Strammstehen, Militärmärsche, Schießen, Töten und Sterben. Das sinnvolle gesellschaftliche Leben stehe an erster Stelle des Menschlichen. Würde konkret.

Diesen Verneinungen einerseits respektive positiven Maßstäben andererseits folgen die Dutzenden Zivilklauseln an den bundesrepublikanischen Hochschulen. (Auch das Leitbild der Universität Hamburg. [Link!]) Häufig sind damit sowohl militärische Forschungszwecke als auch Forschung und Lehre) auf Themenfeldern, die zivile und militärische Nutzung beinhalten können (dual use), umfaßt. Die Alternative: Frieden.

Demzufolge hat die Universität Kassel im März dieses Jahres ihre langjährige Kooperation mit Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann (beide Panzerhersteller) aufgekündigt. Ganz in der Mitte der Gesellschaft. Diese ist nämlich ganz und gar nicht kriegslüstern. Das hat wohl auch mit der Erfahrung von zwei Weltkriegen, der akuten sozialen Lage und der Unbekömmlichkeit militärischer Kultur zu tun.

Die Schulen (auch Kindergärten?) und Hochschulen, die Gewerkschaften, die SchülerInnenvertretungen, auch die studentische Interessenvertretung sowie die akademische Selbstverwaltung sind also gut beraten, wenn sie sich – am besten koordiniert – in neuer Weise für die zivile Priorität von Bildung, Ausbildung und Gesellschaft stark machen. Die Freiheit der Meinungsbildung, der Kunst und der Wissenschaften (Artikel 5 Grundgesetz) ist so positiv zu bestimmen und wirksam zu machen. Die Persönlichkeiten können dabei aufblühen. Aus der Geschichte ist zu lernen. Die Zukunft beginnt heute.

Der Staatsbürger, die Staatsbürgerin: Heiter, freundlich und in Zivil.