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Zivilisierung!

Der Frieden erfordert angemessene Gedanken

Aufschlußreiche Zusammenhänge
„Inzwischen haben auch die Ökonomen begonnen, den Zusammenhang von Terror, Religion und wirtschaftlicher Benachteiligung zu erforschen. Berühmt geworden ist eine Untersuchung des amerikanischen Ökonomen David Clingsmith, der zusammen mit Kollegen die Auswirkung der religiös vorgeschriebenen Wallfahrt nach Mekka (Hadsch) auf muslimische Pilgergruppen aus Pakistan studierte. Es liegt nahe, hier einen radikalisierenden Effekt zu vermuten, zumal bekannt ist, dass einige islamische Terroristen, die am 7. Juli 2005 einen Anschlag auf die Londoner U-Bahn verübten, zuvor eine Pilgerreise nach Mekka unternommen hatten. Doch die Hadsch-Studie der Ökonomen hat das Radikalisierungsvorurteil gründlich falsifiziert. Die Pilger kamen aus Mekka friedlicher zurück als sie aufgebrochen waren. Antipathien und Aggressionen gegenüber Ungläubigen sind nicht etwa größer geworden, sondern nahmen ab. Dagegen wuchs der Glaube an die Notwendigkeit von mehr Gleichheit zwischen den ethnischen Gruppen. Und das Bekenntnis zu Frieden und Harmonie unter den Religionen. Ein Ergebnis, an dem Lessings "Nathan der Weise" seine Freude gehabt hätte. (…) Tim Krieger [Freiburger Ökonom] äußert die Vermutung, dass Religiosität immer dann eine problematische Wirkung hat, wenn die politischen, wirtschaftlichen oder sozialen Rahmenbedingungen eines Landes schlecht sind. Daraus könnte man zumindest folgern, dass Sozial- und Entwicklungspolitik ein Mittel zur Pazifizierung von Gruppen ist, die auf diese Weise weniger anfällig dafür würden, sich in Kriege und Massaker schicken zu lassen und dies dann auch noch als religiös gebotenen Auftrag eines Gottes camouflieren.“

Rainer Hank, „Morden im Auftrag Gottes“, „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ („FAS“), 19.11.´23, S. 18.

Aufklärung und Humanität
„Tempelherr: Ich muß gestehn,
Ihr wißt, wie Tempelherren denken sollten.
Nathan:
Nur Tempelherren? s o l l t e n bloß und bloß,
Weil es die Ordensregeln gebieten?
Ich weiß, wie gute Menschen denken; weiß
Daß alle Länder gute Menschen tragen.“

Gotthold Ephraim Lesssing, „Nathan der Weise“, Zweiter Aufzug/Fünfter Auftritt, 1779.

Aktualität
Theologie:
Über den Tag hinaus
Das Ringen um Gerechtigkeit
ist nach wie vor sinnvoll-gescheit.

BAE-Sinnvers für die kommenden Wahlen zum Akademischen Senat.

Im „Nathan“ gibt es auch die bemerkenswerte Aussage: „Der Forscher fand nicht selten mehr, als er zu finden wünschte.“ (Ebenda, „Tempelherr“, Zweiter Aufzug/Neunter Auftritt.)

Was läßt sich forschend finden und Überraschendes entdecken?

An erster Stelle sind aufgeklärte, soziale, demokratische sowie kultivierte Verhältnisse entscheidend für eine gewaltfreie, kooperative und solidarische Verhaltensweise der Persönlichkeiten, für den Alltag, die Arbeit, die Kultur in einem Land sowie relevant für die internationalen Beziehungen.

An zweiter Stelle ist praktisch wirksam zu bewerten, wie sehr eine Weltanschauung human, d.h. umfassend demokratisch und positiv entwicklungsorientiert, verfaßt ist. Dabei gibt es auch sehr unterschiedliche Akzente innerhalb diverser Weltanschauungen – seien sie nun religiös oder säkular.

Wenn beispielsweise Wolfgang Schäuble (CDU, „schwarze Null“) der protestantischen Religiosität dogmatisch die „Spiritualität“ zuweist und jegliche politische Intervention verneint, ist dies ein großer Unterschied zu Margot Käßmann, die mit dem christlichen Glauben untrennbar eine pazifistische Haltung und ein entsprechendes gesellschaftliches Engagement verbindet.

Auch könnten sich Grüne und SozialdemokratInnen daran hilfreich erinnern, daß mit ihren Parteien pazifistische Traditionen bzw. Abrüstung, Entspannung, gemeinsame Sicherheit, Diplomatie, zivile Konfliktregulierung und soziale Entwicklung verbunden sind. „Kriegstüchtigkeit“ gehört keinesfalls (dominant) zu diesem politisch-kulturellen Erbe. Historisches Bewußtsein kann dabei helfen, die humanen Werte und gesellschaftlichen Maßstäbe wiederzuentdecken und praktisch wirksam anzuwenden.

Das Leitbild der Universität, das Leitbild Lehre sowie die Zivilklausel der Fakultät Mathematik/Informatik/Naturwissenschaften (MIN) enthalten ein unzweideutiges Friedensgebot.

Darüber hinaus sieht sich die Universität den 17 Nachhaltigkeitszielen der UNO (Sustainable Development Goals/SDGs) verpflichtet. Hier folgt das Denken den zu bewältigen Schwierigkeiten und geht dem Handeln voraus.

Daraus sind Schlußfolgerungen zu ziehen, welche den Wissenschaften, ihrer gesellschaftlichen Verantwortung und ihrem kulturellen Auftritt eine perspektivbildende Prägung geben.

In diesem Zusammenhang entstehen und wirken mündige und bedeutende Persönlichkeiten.

Zu diesen Zwecken ist jede Entscheidung erfreulich. Jeder Schritt in diese Richtung macht Sinn.