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Angemessen!

Zur notwendigen Unbestechlichkeit des Denkens

Schädliche Propaganda
„Das vor rund 30 Jahren ausgerufene Ende der Geschichte, die Vorstellung eines endgültigen Sieges des Liberalismus und der dauerhaften Verteilung einer Friedensdividende an die Menschen hat sich indes als voreilig herausgestellt. Die Welt ist in eine neue Zeit der Verunsicherung und der geopolitischen Spannungen eingetreten. Die schöne Idee, der Handel zwischen den Völkern sichere den Frieden, ist von der Erkenntnis der Römer abgelöst worden: >Si vis pacem, para bellum.< (Wenn du den Frieden willst, bereite den Krieg vor). Diese Rückkehr in alte Denk- und Handlungsmuster besitzt erhebliche ökonomische Konsequenzen, aber aus ihr folgt allein noch keine Abkehr vom Pfade wirtschaftlicher Prosperität [Aufrüstung!]. Das ist ein Grund für Zuversicht in einer von verbreiteter Ängstlichkeit überlagerten Zeit. Der wirtschaftliche Aufschwung des Westens nach dem Zweiten Weltkrieg wurde begleitet von der Systemkonkurrenz mit dem Osten. Zudem hatte die erste Globalisierung in der zweiten Hälfte Hälfte des 19. Jahrhunderts [Kolonialismus!] in einer Ära ausgeprägter Rivalität zwischen den führenden europäischen Mächten stattgefunden. Auch in der ersten Globalisierung hatte sich jedoch die These, eine enge wirtschaftliche Verflechtung verunmögliche schwere Konflikte, als trügerisch erwiesen: Die engsten wirtschaftlichen Bande unter den großen Mächten bestanden seinerzeit zwischen dem Deutschen Reich und Frankreich – den kurz darauf erbittertsten Gegner im Ersten Weltkrieg. Handel alleine reicht nicht: es geht nicht ohne die glaubwürdige Fähigkeit zur Verteidigung.“
Gerald Braunberger, „Friede auf Erden“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“), 23.12.´23, S. 17.

Geistige Haltung
„Dort der Regent ernährt eine Menge schöner Geister und braucht sie des Abends, wenn er sich von den Sorgen des Staats durch Schwänke erholen will, zu seinen lustigen Räten. Wie viel fehlt ihm, ein Mäcen zu sein! Nimmermehr werde ich mich fähig fühlen, eine so niedrige Rolle zu spielen; und wenn auch Ordensbänder zu gewinnen stünden. Ein König mag immerhin über mich herrschen; er sei mächtiger, aber besser dünke er sich nicht. Er kann mir keine so starken Gnadengelder geben, daß ich für wert halten sollte, Niederträchtigkeiten darum zu begehen.“
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781), „Mäcen“, nachgelassene Schriften.

Eine kleine Denkaufgabe zu Beginn: Hätten der Erste und der Zweite Weltkrieg, die beide vom „Deutschen Reich“ ausgingen, verhindert werden können, wenn die kriegerisch Angegriffenen (beispielsweise Frankreich und Rußland) präventiv stärker aufgerüstet hätten?
Immerhin wird mittlerweile das „Ende der Geschichte“ bezweifelt. Der Mensch als „Homo Sapiens“, d.h. weitgehend komplett in seiner biologisch und sozial entwickelten Ausstattung, existiert mittlerweile seit gut 300.000 Jahren. Bis heute hat er in seiner gesellschaftlichen Existenz erhebliche Änderungen durchbracht. Wie es also global, regional und persönlich besser und menschengemäßer vonstatten geht, steht auf der politischen, sozialen und kulturellen Tagesordnung des zu gestaltenden Zusammenhanges gemeinschaftlicher Existenz.
Der ökonomische Liberalismus (Everything goes“) hat sich nunmehr eindeutig als nicht friedenssichernd erwiesen. Das muß selbst die „Zeitung für Deutschland“ (s.o.) zugeben. Daraus allerdings die gefährliche Schlußfolgerung zu ziehen, es müsse deshalb mehr aufgerüstet werden, ist das Prinzip „More of a bad Thing“!
Wer nicht ganz so weit in die Geschichte zurückgeht, kann für das 18. Jahrhundert entdecken, daß sich die Aufklärung (siehe Lessing oben) und die bürgerliche Revolution (in Frankreich) an der Trias „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ - wobei die „Brüderlichkeit“ aktuell mit (internationaler) Solidarität übersetzt werden sollte – grundsätzlich daran orientiert und ihre Umsetzung im gesellschaftlichen Leben versucht haben.
Diese humane Ambition ist bei Weitem noch nicht abgeschlossen bzw. allseitig verwirklicht.
Tatsächlicher Frieden, soziale Gerechtigkeit, lebendige demokratische Teilhabe, Beseitigung von Elend, Not, Naturzerstörung und auch die Überwindung von aggressiven Vorurteilen bleiben notwendige und mögliche Anliegen und Aufgaben, denen sich mehr und mehr Menschen stellen sollten.
Die Maßstäbe der UNO (Gewaltfreiheit, positive politische, soziale und gesundheitliche Entwicklung weltweit, Beendung der Naturzerstörung) bieten dafür eine allgemein eröffnende und praktische Orientierung. Der Mensch als gesellschaftliches Wesen, welcher seine Bedingungen und Möglichkeiten selber schafft. Die grundlegende Selbsterkenntnis als geistige Tendenz der kooperativen Selbstbestimmung.
Deshalb sollten die Hochschulen mit all ihren Mitgliedern sich mehr und mehr dieser übergreifenden Selbstbestimmung annehmen.
Dabei ist die Erkenntnisfreiheit in diesem Sinne auch abhängig von einer zu schaffenden finanziellen und sozialen Souveränität. Diese ist um so mehr realisiert, wenn ein angemessenes BaFöG die soziale Offenheit der wissenschaftlichen Bildung und Ausbildung besser ermöglicht.
Aber auch dann, wenn in tariflich gesicherten Beschäftigungsverhältnissen konzentriert gearbeitet werden kann. Und nicht zuletzt auch dann, wenn die Hochschulen angemessen öffentlich grundfinanziert sind.
So ist es im realen Leben. Wir können es nach diesen Zwecken gemeinsam gestalten.