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Der Friedensnobelpreis 2024

Zur grundlegenden Orientierung

Eine gute Nachricht
„Der Friedensnobelpreis geht in diesem Jahr an die japanische Friedensorganisation Nihon Hidankyō, die sich gegen die nukleare Aufrüstung in der Welt einsetzt. Die auch als Hibakusha bekannte Organisation wird damit für ihren Einsatz für eine Welt frei von Atomwaffen geehrt und auch dafür, dass sie durch Zeitzeugen-Aussagen demonstriert hat, dass solche Waffen nie wieder eingesetzt werden sollten. Das gab das norwegische Nobelkomitee in Oslo bekannt. (…) Hintergrund der Organisation sind die Atombomben von Hiroshima und Nagasaki gegen Ende des Zweiten Weltkriegs 1945. Nihon Hidankyō gründete sich gut neun Jahre später und hat seither den Anspruch, für die Interessen der Betroffenen einzustehen. Ihr Gründer Senji Yamaguchi erlitt nach dem Bombenabwurf auf Nagasaki selbst schwere Verbrennungen. (…) Vor der Bekanntgabe hatte sich in diesem Jahr kein klarer Favorit herauskristallisiert. Bei einem Wettbüro lagen zuletzt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, der chinesisch-uigurische Regierungskritiker Ilham Tohti und die belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja ganz vorne. Wer unter den Nominierten ist, wird von den Nobel-Institutionen traditionell 50 Jahre lang geheim gehalten.“
„Friedensnobelpreis geht an Anti-Atomwaffen-Organisation“, „Hamburger Abendblatt“, 11.10.´24.

Ein tiefer Sinn
„>Wir wollen vielmehr ein Scheinwerfer sein und die Aufmerksamkeit für den Frieden schaffen<, sagt er [Jorgen Watne Frydnes , Vorsitzender des norwegischen Nobelkomitees]. „Das ist unsere Aufgabe, und sie ist jetzt noch wichtiger als in friedlicheren Zeiten.<“
Sebastian Balzter, „Scheinwerfer für den Frieden“, Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“), 11.10´24, S. 10.

In Kürze
„General, der Mensch ist sehr brauchbar.
Er kann fliegen und er kann töten.
Aber er ha einen Fehler:
Er kann denken.“

Bertolt Brecht, „General, die Tank ist ein starker Wagen“, „Svenborger Gedichte“ 1939 (im Exil).

Die diesjährige Verleihung des Friedensnobelpreises erinnert mit deutender Klarheit daran, was bitter uneingelöst bleibt: die atomare Abrüstung und folgend die weitere De-Militarisierung der Welt.

In der Beendigungsphase des Zweiten Weltkrieges bombardierte die US-Armee die beiden japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki mit Atombomben. Die verheerenden Explosionen töteten insgesamt ca. 100.000 Menschen auf der Stelle – fast ausschließlich Zivilisten und von der japanischen Armee verschleppte Zwangsarbeiter. Die Städte waren vollends zerstört. An Folgeschäden starben bis Ende 1945 weitere 130.000 Menschen. In den nächsten Jahren kamen etliche hinzu.

„Der Mensch erfand die Atombombe, doch keine Maus der Welt würde eine Mausefalle konstruieren.” (Albert Einstein, 1879-1955)

15.000 Atombomben gibt es weltweit, wobei einen einzelne Bombe ein vielfaches der Sprengkraft hat, jener Bomben die auf Hiroshima und Nagasaki abgeworfen wurden.

Dieser historisch gewachsene Irrsinn zeigt also, es hätte damit erst gar nicht begonnen worden dürfen; die Beendigung der nuklearen potentiellen Destruktivität erneut ein striktes Gebot der globalen Vernunft.

Zugleich würde damit ein besserer Weg der – zivilen und kooperativen – Entwicklung der menschlichen Zivilisation eingeschlagen. Die „Kriegstüchtigkeit“ sollte ohne jeden Zweifel mit Nachdruck in eine umfassende Friedensfähigkeit umgewandelt werden.

Das betrifft ebenso und folgendermaßen die nichtnukleare Rüstung, die Kriegspolitik, das Gift des militärischen Denkens (Feinddenken, Primat der Gewalt, das kulturelle Schema von Befehl und Gehorsam) sowie die zerstörerische Verschwendung von gesellschaftlichen Mitteln und Arbeitsleistungen.

Dagegen und darüber hinaus gibt es viel Sinnvolles zu tun: Die tatsächliche Bewältigung der Klimakrise, die Beseitigung von Armut, Hunger und Elend, die Vorrangigkeit von Bildung, Gesundheit, Kultur und sozialen Sicherungen und die neue Bedeutung von Aufklärung, Vernunft und Humanität bilden eine notwendige Alternative zu jeglicher aufgeregten Konfrontation.

Dabei sollten auch die Hochschulen, ihre Subjekte, ihre Fakultäten, ein heiter-kritisches Verhältnis zu dem vulgären Vorwurf des „Lumpempazifismus“ entwickeln. Das ist ein relevanter Teil ihres eigentlichen verantwortlich-gesellschaftlichen Auftrages. Die Wahrheitsfindung sei friedensstiftend.

Der Mut zum Frieden hat noch nie geschadet.