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„Sterben für Deutschland?“

Keineswegs!

Schädlich
„Berlin. Die Debatte um eine weitergehende Öffnung der Bundeswehr auch für Bewerber ohne einen deutschen Pass nimmt Fahrt auf.
>Grundsätzlich müssen wir bei der Suche nach geeigneten jungen Menschen, die ihren Dienst in der Bundeswehr zu leisten bereit sind, deutlich europäischer denken<, sagte die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), der >Rheinischen Post<. Dazu gehöre auch die Überlegung, >dass Soldaten und Soldatinnen ohne deutschen Pass diesen durch den erfolgreichen Dienst in der Bundeswehr schneller bekommen können<.
„Wir wären nicht die ersten Streitkräfte in Europa“
Verteidigungsminister Boris Pistorius lässt bereits Modelle einer Dienstpflicht prüfen und lässt eine Taskforce auch das gesamte Personalwesen untersuchen. Der SPD-Politiker zeigte sich in der vergangenen Woche offen für Soldaten ohne deutschen Pass. >Wir wären nicht die ersten Streitkräfte in Europa, die das tun würden<,> Keine Denkverbote<“, „Hamburger Abendblatt, 22.1.´24.

Ohne Fesseln
„Aber ach! Jeder Zoll, den die Menschheit weiterrückt, kostet Ströme Blutes; und ist das nicht etwas zu teuer? Ist das Leben des Individuums nicht vielleicht ebensoviel wert wie das des ganzen Geschlechtes? Denn jeder einzelne Mensch ist schon eine Welt, die mit ihm geboren wird und mit ihm stirbt, unter jedem Grabstein liegt eine Weltgeschichte – Still davon, so würden die Toten sprechen, die hier gefallen sind, wir aber leben und wollen weiter kämpfen im heiligen Befreiungskriege der Menschheit.“
Heinrich Heine, „Reise von München nach Genua“, Kapitel XXX, 1828.

Nur mal so zu Beginn bedacht: Denkverbote – nicht zuletzt für das Handeln – werden aufgestellt, wenn vorrangig von Krieg, Aufrüstung und Militarisierung die Rede und die Mache ist. Gewaltfreiheit soll sich hinten anstellen.

Ganz vorne an der bellizistischen Front steht tapfer unsere Kriegsgöttin Agnes-Marie Strack- Zimmermann, die nicht müde wird, die Steigerung der germanischen Kriegstüchtigkeit zu propagieren. Dabei können selbst die Ausländer erst einmal ohne deutschen Pass hilfreich sein. Vielleicht auch Kriegsflüchtlinge?

(By the way: Die französische Fremdenlegion wurde am 10. März 1831 auf Initiative von Kriegsminister Nicolas Jea-de-Dieu Soult durch einen Erlass von König Louis-Philippe I. gegründet und diente zunächst der Eroberung und Absicherung der Kolonien Frankreichs in Afrika. Sie existiert bis heute in einer Stärke von 10.000 Mann und untersteht direkt dem französischen Staatspräsidenten.)

„Bundesverteidigungsminister“ Boris Pistorius (SPD) läßt diese und ähnliche Möglichkeiten hektisch prüfen, um die geplante Erhöhung der personellen Stärke der Armee von derzeit 181.000 Personen bis 2031 mit 203.000 Menschen zu erreichen.
Die Grünen sind gegen einen Militärdienst ohne deutschen Pass. Auch bei Auslandseinsätzen sollten nur deutsche Staatsbürger in den Krieg geschickt werden. Also: Deutsche Armee nur mit deutschem Pass.

Die allgemeine Wehrpflicht in der BRD gilt seit 1956 und wurde 2011 ausgesetzt. Sie steht noch im Grundgesetz, wo auch die Möglichkeit der Wehrdienstverweigerung normiert ist.

Seit 2011 nehmen die Schwierigkeiten nicht ab, „Freiwillige“ für den „Dienst an der Waffe“ zu rekrutieren. Auch aufwendige Werbekampagnen, Ausbildungsvorteile sowie der propagandistische Einsätze an Schulen konnten daran nichts ändern. Die Bevölkerung ist „kriegsmüde“ und das ist gut so.

Der Frieden ist der eigentliche Ernstfall. Krieg, Aufrüstung und Militarisierung gehen empfindlich zu Lasten des Bildungs-, Kultur- und Sozialstaates, der öffentlichen Infrastruktur sowie den zivilen internationalen Beziehungen, der Lösung globaler Probleme und einer aufgeklärten demokratischen Alltagskultur. Hierin liegt der grobe Unsinn der sogenannten Zeitenwende. Diese hunderte Milliarden Euro sind schädlich fehlgeleitet. Militärische Gewalt, die Verpulverung von Ressourcen, auch Befehl und Gehorsam, stehen der aktiven Verwirklichung der Menschenwürde diametral entgegen. Hier ist die gesellschaftliche Opposition für die Verwirklichung humaner Zwecke erforderlich – für eine praktische Philosophie des Friedens.

Die Hochschulen sollten sich auf diese Aufgabe konzentrieren.