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Wo bleibt der Frieden?

Ein Hinweis zur Nachhaltigkeit

In Erwartung
„Hamburg erwartet Anfang kommender Woche internationale Polit-Prominenz und steht am 7. und 8. Oktober ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit. Auf der Hamburg Sustainibility Conference (HSC) wollen Verantwortliche aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft in der Handelskammer und im Rathaus darüber sprechen, wie man die UN-Nachhaltigkeitsziele erreichen kann. Eröffnet wird die Konferenz von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), der andere Staatenlenker bereits beim Nachhaltigkeitsforum der Vereinten Nationen im vergangenen Jahr in New York dazu eingeladen hatte. Initiatoren sind neben dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung das UN-Entwicklungsprogramm (UNDP), der Hamburger Senat und die Michael Otto Stiftung.“
Insa Gall, „Gipfeltreffen mit Staats- und Regierungschefs“, „Hamburger Abendblatt“, 5.10.´24, S. 8.

Grober Widerspruch
„>Zeitenwende< und >Wehrhaftigkeit< müssten endlich in den Köpfen ankommen, verlangt Pistorius. Mit seinem Feldzug für >Kriegstüchtigkeit< bekämpft er die in der Bevölkerung weit verbreitete Ablehnung militärischer Einsätze. In der ideologischen Schlacht gegen pazifistische Tendenzen kann er auf viel Mitstreiter zählen. Politiker fast aller Parteien, Linke und BSW ausgenommen, befürworten sein Drängen, den Dienst bei der Armee offensiver zu bewerben. Wichtigster Schauplatz dieser Kampagne neben beruflichen Orientierungsveranstaltungen oder Jugendmessen: Schulen. (…) Sie [Bundesministerin für Bildung und Forschung, Bettina Stark-Watzinger (FDP)] hat auch die Universitäten im Blick: Diese müssten sich für militärische Forschung stärker öffnen. Zivilklauseln, die Hochschulen verpflichten, ausschließlich für friedliche Zwecke wissenschaftlich tätig zu sein, gehörten abgeschafft, stimmt CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz zu. Das CSU-regierte Bayern fordert gar eine >Kooperationspflicht im Interesse der nationalen Sicherheit<. Kritiker sehen darin einen unverhältnismäßigen Eingriff in die Autonomie der Hochschulen und einen Verstoß gegen die Wissenschaftsfreiheit.“
Thomas Gesterkamp, „Erziehung zur Kriegstüchtigkeit“, „der Freitag“ Nr.40/2.10.´24, S. 4.

Kurz gesagt
„Wer die Tapferkeit kaufen kann, der ist tapfer, wenn er auch feig ist.“
Karl Marx, „Ökonomisch-philosophische-Manuskripte“ (1844), Marx-Engels-Werke (MEW), Erg.-band 1, S. 566.

Die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen hatten sich 2015 auf die 17 Nachhaltigkeitsziele (siehe Grafik) geeinigt, die darauf orientiert sind, bis 2030 im globalen Maßstab für alle Menschen ein würdevolles Leben zu realisieren sowie die natürlichen Lebensgrundlagen auf Dauer zu gewährleisten. Dabei wurde zumindest proklamatorisch eingeräumt, daß die Realisierung dieser ambitionierten Ziele nicht allein von den Staaten zu realisieren seien. Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft müssten dafür internationale an einem Strang ziehen.

Danach sieht es zur Zeit nicht so recht aus. Zwar sind für die Universität einige Veranstaltung auf dem Zentralcampus Von-Melle-Park vorgesehen, das Thema Frieden (Ziel 16: „Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen“) findet jedoch keine besondere Erwähnung. Auch sind die Friedensbewegung, die Friedenswissenschaften – auch die Gewerkschaften – nicht speziell eingeladen. (Wie kämen sie sich auch in der Handelskammer vor?)

Das Thema oder die generelle Aufgabe Frieden bedeutete die Beendigung von Kriegen, die stringente Einschränkung von Rüstungsexporten, die zivile Umwandlung der Rüstungsindustrie, eine wahrhaft zivile kooperative Entwicklung, eine seriös konzentrierte Hinwendung zur Lösung globaler Probleme bzw. die Bewältigung humaner Aufgaben (die Beseitigung der Armut ist Nachhaltigkeitsziel Nr. 1!) sowie die ernsthafte Mobilisierung aller gesellschaftlichen Kräfte für dieses allseitige grundlegende Verbesserungsanliegen.

Hinzu kommt, daß die gegenwärtige Bundesregierung sich, was das betrifft, keineswegs mit Ruhm bekleckert hat. (CDU/CSU und AfD wollen´s noch schlimmer.)

Von daher ist das entsprechende und neu ambitionierte Engagement aus der Zivilgesellschaft und den Wissenschaften von gestiegener Bedeutung.

Ist die Geschichte eine Geschichte von großen Frauen und Männern? Sind Kunst, Kultur und Wissenschaften eine Angelegenheit von („begabten“) Minderheiten? Welche Rolle spielt die soziale Frage in der ökonomischen Entwicklung? Welche praktische Dimension hat das Gleichheitsideal? Worauf, mit welcher Konsequenz, bezieht sich das Lernen? Sind die Naturwissenschaften ein Geschäftsmodell? Worin besteht die Verantwortung für eine menschenwürdige Existenz? Können wir den bisherigen Alltag durchbrechen? Bestiimen wir uns mit der Bedeutung der Veränderung?

Diese und andere Fragen lassen sich gemeinsam stellen und in Bezug auf die 17 Nachhaltigkeitsziele Schritt für Schritt beantworten. Ein Denksport der sinnvollen Art.