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Frieden als notwendige Profession

Zur studentischen Wahl des Akademischen Senats

Notwendige Rationalisierung
„Eine Moralisierung der Außenpolitik liegt seit einem Vierteljahrhundert im Trend. Schon Joschka Fischer drückte die deutsche Beteiligung an den Nato-Angriffen auf Serbien mit dem >Auschwitz<-Argument durch. Die gesamte desaströse US-Außenpolitik der letzten Jahrzehnte gründet auf dem moralischen Anspruch, recht zu haben, die eigenen Ideen [und Geschäfte] zu verbreiten und Interessensphären auszuweiten. Es waren die US-Neokonservativen, die im Mittleren Osten den Teufel mit dem Belzebub vertrieben haben. Im Irak wurde der Diktator Saddam Hussein gestürzt, in Libyen Muammar al-Gaddafi, in Afghanistan die Taliban. Der Regimewechsel hat geklappt – mit einem Schönheitsfehler. Das nächste Regime wurde nicht besser. Das sollten alle die bedenken, die schon vom Regimewechsel in Moskau schwärmen. Was bedeutet das? Wir müssen die Diplomatie wiederbeleben und die Wirklichkeit in den Blick nehmen. Wir müssen lernen, dass jeder Krieg eine Vorgeschichte hat, um fortan die Eskalation zu verhindern. Und wir dürfen uns niemals auf die Frage konzentrieren, wie eine Seite den Krieg, sondern wie alle den Frieden gewinnen können. Letzteres gilt übrigens auch für den Krieg im Nahen Osten. Die Welt ist ein Irrenhaus. Aber Deutschland sollte nie mehr die Zentrale sein.“
Matthias Iken, „Die Kriege zu Ende denken“, „Hamburger Abendblatt“, 27.1.´24, S. 2.

Akademische Verantwortung
„Ziel universitärer Lehre ist es, Bildung durch Wissenschaft zu ermöglichen. Das schließt die Aufgabe ein, alle Voraussetzungen dafür zu schaffen,dass die Studierenden hohe wissenschaftliche Kompetenz erwerben, ihre Fähigkeiten selbsttätig entfalten und sich als mündige Mitglieder der Gesellschaft weiterentwickeln können, die bereit und in der Lage sind, an deren sozial und ökologisch nachhaltiger,demokratischer und friedlicher Gestaltung maßgeblich mitzuwirken und für ihre Zukunftsfähigkeit Verantwortung zu übernehmen. Grundlage der universitären Lehre ist das Humboldt’sche Bildungsideal der Einheit von Forschung und Lehre. Lernendes Forschen, lebenslanges Lernen und die argumentative Verständigung auf wissenschaftlicher Grundlage sind wesentliche Merkmale dieser Lehre.
Diesem Ziel der Bildung durch Wissenschaft sind alle Mitglieder der Universität Hamburg gemeinsam verpflichtet - Lehrende und Lernende ebenso wie die mit administrativen und technischen Aufgaben befassten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. (…) Von allen wird erwartet, sich gemeinsam dafür einzusetzen,dass die für die universitäre Lehre erforderliche finanzielle, personelle und technische Ausstattung zur Verfügung gestellt wird.“

Leitbild Lehre der Universität Hamburg. Beschlossen vom Akademischen Senat 2014.

Das Leitbild Lehre entspricht dem Leitbild der Universität, der Zivilklausel der MIN-Fakultät sowie einer positiven ethischen Bestimmung der Wissenschaftsfreiheit. Mitwirkung aller Mitgliedergruppen als notwendige Möglichkeit.

Die Universität versteht sich als Hochschule der Nachhaltigkeit. Frieden als Gewaltfreiheit und zivile menschenwürdige Entwicklung sind Maßstäbe von Bildung und Wissenschaft, an denen auch die Aufgaben des Akademischen Senats zu orientieren sind.

In diesem Gremium gilt – durch Urteile des Bundesverfassungsgerichts festgelegt – die Mehrheit der ProfessorInnen. Von 19 Sitzen sind lediglich drei für die Studierenden (gut 40.000) vorgesehen.

Die (auch) studentische Wahl zum Akademischen Senat hat in Zeiten großer Verunsicherung sowie bei einem geringen Bekanntheitsgrad seiner Aufgaben und Möglichkeiten stattgefunden.

Die Wahlbeteiligung ist gesunken, alle bisherig kandidierenden Gruppen haben Stimmenanteile verloren, die wieder kandidierende Gruppe CampusGrün (pazifistisch) hat ein Achtungsergebnis erzielt. Vertreten sind nun (ab April) „Linke Listen und Klimabündnis“ mit zwei Sitzen sowie die klassisch rechte Formation „Jura, WiWi, und LHG Liste“ mit einem Sitz. Es hätte besser kommen können und sollen.
Allerdings: Die Aufgaben einer Wissenschaft in gesellschaftlicher Verantwortung respektive die aufklärende Funktion der Wissenschaften sowie die dafür erforderliche Entwicklung mündiger kooperativer Subjekte sind als Realisierungsauftrag geblieben. Beispielsweise die bedarfsgerechte Finanzierung (nicht nur) der Hochschulen wird eine neu brisante Dauerherausforderung bleiben. Wir werden diesen notwendigen Prozeß weiterhin aufmerksam begleiten. Eine bessere Welt ist möglich.

Alle sind dafür von Bedeutung.

Wahlergebnis:

Liste Stimmen Prozent Sitze
Bündnis für Aufklärung und Emanzipation! (BAE!): 601 (-236) 17,1 (-4,0) 0 (+/-0)
CampusGrün: 475 (neu) 13,5 (neu) 0 (neu)
"Linke Listen und Klimabündnis": 1657 (-552) 47 (-8,6) 2 (+/-0)
Jura, WiWi, RCDS und LHG Liste: 791 (-129) 22,4 (-0,7) 1 (+/-0)
Wahlbeteiligung: 3550 (-426) 8,7 (-0,5)