Home › Publikationen › Flugblatt von Liste LINKS, junge sozialist:innen & fachschaftsaktive und SDS* vom
Uneingelöst: Humanismus!
Der Irrweg: Bellizismus
„Jennifer B. (38) Hauptfeldwebel, Familienbetreuungszentrum der Bundeswehr.
Durch meinen Bruder, der damals Zeitsoldat war, hatte ich einen kleine Einblick in die Bundeswehr und habe auch ein zweiwöchiges Truppenpraktikum gemacht. Die Herausforderungen und Vielseitigkeit des Soldatenberufs waren entscheidend. Wir dienen den Berliner Familien, die eine Soldatin oder einen Soldaten im Einsatz haben, indem wir die Angehörigen beraten und betreuen. Ich finde, das ist eine gute Möglichkeit, der Gemeinschaft etwas zurückzugeben. Ich fahre regelmäßig in Uniform nach Hause. Ich habe nur positive Reaktionen, wenn ich angesprochen werde. Viele Nachfragen: Was ist das für ein Dienstgrad? Was sind das für Lizen? Die Familie steht an erste Stelle, daher bin ich sehr zufrieden, das die Bundeswehr die Belange der Familien berücksichtigt.“
„Quarterly Weekend/Frankfurter Allgemeine“, „Worauf es ankommt/Was junge Menschen antreibt, die für uns alle arbeiten – bei THW,Feuerwehr, DRK, Polizei und Bundeswehr“, Nr. 2/2024, S. 6.
Studentische Armut
„Die Zahl ist alarmierend: Rund drei Viertel (77,4 Prozent) aller Studierenden in Deutschland ist von Armut betroffen. Veröffentlicht hatte die Zahl am28. August das Statistische Bundesamt mit Bezug auf die Einkommens- und Wohnsituation von Studierenden. Vor allem die Belastung durch Wohnkosten ist seit 2021 enorm angestiegen. Der Anteil der Studierenden, die zuletzt von Wohnkosten überlastet waren, stieg von56,6 Prozent auf 60,5 Prozent. Knapp die Hälfte des verfügbaren Haushaltseinkommens geht inzwischen für die Miete drauf. Daran ändert auch die Tatsache nichts, das eine Mehrheit der BAFöG-Empfänger*innen den maximalen Berufsausbildungsförderungsbetrag erhält. Er reicht längst nicht aus, um alle Kosten decken zu können.“
Petra Welzel, „Vollzeitstudium ist Vollzeitjob“/BAFöG – Immer mehr Studierende sind trotz Nebenjob armutsgefährdet. ver.di fordet eine deutliche Erhöhung der Berufsausbildungsförderung und eine Anpassung an die Reallöhne“, „ver.di publik“, Nr.6 2024, S. 18.
„Wehgetan“
„Zu strategischen Überlegungen in der Partei, die Grünen breiter aufzustellen, sagte Lang:
"Wir werden niemals in die Breite der Gesellschaft kommen, solange wir als Elitenprojekt
wahrgenommen werden. Und das muss man anerkennen: Gerade werden wir Grüne stärker
als Elitenprojekt wahrgenommen als lange Zeit davor."
Die Entscheidung zum Rückzug habe ihr wehgetan, gab Lang zu. "Ja, natürlich. Ich habe die letzten Jahre unfassbares Herzblut in diesen Laden gesteckt", sagte sie. "Dieser Schritt war schmerzhaft für mich, der war hart für mich, der war emotional für mich."
„ntv“, 29.9´24: „Grünen-Chefin Lang stellt Rücktrittsumstände dar/>Entscheidung selbst getroffen<“.
Übergreifendes Ethos
„In der >Natur der Dinge< oder in der >Natur des Menschen< liegt der Humanismus nicht. Er wird uns nicht angeboren. Jedes Individuum muß neu erlernen, was die Gesellschaft in Jahrtausenden als höchste, mühsamste, am meisten gefährliche Leistung hervorgebracht hat, kein Instinkt verbietet ihm wie den meisten Tierarten die Tötung der Artgenossen.“
Christa Wolf, „Erinnerte Zukunft“, 1968.
Die Grünen treten zurück – aus dem Bundesvorstand, dem Bundesvorstand des Jugendverbandes, treten aus der Partei aus. Ricarda Lang macht eine zarte Andeutung des Problems, wenn sie konstatiert, die Grünen würden gerade stärker als Elitenprojekt wahrgenommen als lange Zeit davor. In Wahrheit ist sie, die Partei, zur Zeit weit entfernt von ihren Gründungselementen des Pazifismus und der Ökologie und Teilen der sozialen Gerechtigkeit. („Erinnerte Zukunft“ könnte auch hier sehr helfen.)
Ebenso ist die SPD gegenwärtig – zumindest in der Regierung und im Parlament – alles andere als eine Friedens- oder Arbeiterpartei. (Genauso hier gilt: Die Erinnerung an bessere Zeiten wäre ausgesprochen förderlich.)
Von der FDP ist kaum zu reden. Sie steht auf der „Schuldenbremse“ und will lediglich die Schlote rauchen lassen. ArbeiterInnen sind für sie eine fremde Rasse.
Kanonen sollen wichtiger sein als Butter. Die soziale Lage der Studierenden und das BAFöG sind eine gesellschaftliche Katastrophe. Die Kindergrundsicherung ist ausgesetzt. Das sogenannte Bürgergeld (die Fortsetzung von Hartz IV, Armut und Demütigung per Gesetz) soll nicht den Lebenshaltungskosten angeglichen werden. Stattdessen wird das Militärische hochgefahren – in Kriegsbeteiligungen, Rüstung, Waffenexporten und Militärpropaganda (s.o.). Heldenpropaganda und die Unkultur von Befehl und Gehorsam – auch das „Fallen im Felde“ - sind ganz und gar keine demokratischen Tugenden.
Und die Drei lassen sich von AfD und CDU treiben in der Sündenbockideologie der Flüchtlinge. (Erinnert sei: Krieg, Umweltschädigungen und autoritäre politische Strukturen sind die gewichtigsten Fluchtursachen.)
Es ist also höchste Zeit für die „Erinnerte Zukunft“. Der Humanismus ist keinesfalls ein Relikt der Antike, der Renaissance und der Aufklärung. Es geht dabei um das gesellschaftliche, also soziale, politische und kulturelle Bemühen, menschenwürdige Bedingungen und Möglichkeiten zu schaffen, „die Mühseligkeit der menschlichen Existenz zu erleichtern“, gewaltfreie, zivile, kooperative und tatsächlich demokratische Bedingungen und Möglichkeiten für die Mehrheit der Menschen zu schaffen. Das heißt im Wechselverhältnis: Aufgeklärt und solidarisch verantwortliche Persönlichkeiten entstehen im gemeinsamen Engagement für eine eine vernünftige und sinnvolle Gestaltung strukturell gesicherten Allgemeinwohls. In diesem Zusammenhang bekommt die soziale Sicherung der Studierenden ihre spezifische Bedeutung. Weitgehend sorgenfrei läßt sich besser wirklich Nützliches schaffen. Das gilt gleichermaßen für die Arbeitsverhältnisse, die Finanzierung (nicht nur) der Hochschulen und die Reformierung des beengenden Bachelor-/Master-/Systems.
So bekommt auch „Butter statt Kanonen“ seine aktuelle Relevanz. Die Not ist zu wenden. Wir können uns befähigen.