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Alles Krieg?
Die höchste Ebene
„Die Gesundheit ist ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen.
Der Besitz des bestmöglichen Gesundheitszustandes bildet eines der Grundrechte jedes menschlichen Wesens, ohne Unterschied der Rasse, der Religion, der politischen Anschauung und der wirtschaftlichen oder sozialen Stellung.
Die Gesundheit aller Völker ist eine Grundbedingung für den Weltfrieden und die Sicherheit; sie hängt von der engsten Zusammenarbeit der Einzelnen und der Staaten ab.
Die von jedem einzelnen Staate in der Verbesserung und dem Schutz der Gesundheit erzielten Ergebnisse sind wertvoll für alle.
Ungleichheit zwischen den verschiedenen Ländern in der Verbesserung der Gesundheit und der Bekämpfung der Krankheiten, insbesondere der übertragbaren Krankheiten, bildet eine gemeinsame Gefahr für alle.
Die gesunde Entwicklung des Kindes ist von grundlegender Bedeutung; die Fähigkeit, harmonisch in einer in voller Umwandlung begriffenen Umgebung zu leben, ist für diese Entwicklung besonders wichtig.
Für die Erreichung des besten Gesundheitszustandes ist es von besonderer Bedeutung, dass die Erkenntnisse der medizinischen, psychologischen und verwandten Wissenschaften allen Völkern zugänglich sind.
Eine aufgeklärte öffentliche Meinung und eine tätige Mitarbeit der Bevölkerung sind für die Verbesserung der Gesundheit der Völker von höchster Wichtigkeit.“
Verfassung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), New York, 22.7.1946.
Lauterbachs Taumel
„Russlands Krieg gegen die Ukraine vor zwei Jahren hat die Wiederertüchtigung der Bundeswehr zu einem zentralen Thema der deutschen Politik gemacht. Doch wenn Deutschland wirklich verteidigungsfähig werden will, muss die vom Bundeskanzler ausgerufene Zeitenwende sehr viele Bereiche des öffentlichen Lebens erfassen. Auch die zivilen Strukturen müssen auf den Ernstfall vorbereitete sein – von der Staatlichen Verwaltung bis zu den Betreibern der kritischen Infrastruktur wie Energieversorgung und Telekommunikation. In ganz besonderem Maße gilt das für das Gesundheitssystem. Es muss darauf eingestellt sein, im Falle eines Krieges rasch zahlreiche Verwundete zu versorgen. Und zwar auch dann, wenn nur die NATO-Staaten im Osten direkt betroffen sein sollten.“
Reinhard Veser, „Lauterbachs Krieg“, Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“), 4.3.´24, S. 8.
Kurz entgegnet
„Wissenschaft im Dienst der Menschen
Durch ein breites Angebot wissenschaftlicher Dienstleistungen sowie durch Krankenversorgung auf dem neuesten Stand der Forschung dient die Universität dem Wohl der Menschen und der Erfüllung öffentlicher und gesellschaftlicher Aufgaben.“
Leitbild der Universität Hamburg, 1998.
Zwei Voranstellungen: 1) Es gibt keinen Endsieg. 2) Ein Bundesminister sollte nicht den Besorgnis erregenden Eindruck erwecken, er sei permanent bekifft.
Zudem sei immer wieder betont: Der Frieden ist der Ernstfall!
So geht die Weltgesundheitsorganisation nach dem Zweiten Weltkrieg mit seinen brutalen Verheerungen davon aus, daß Gesundheit nur im Frieden gelingen kann. Oder sollen wir düster-vorsorglich uns – so weit sozial möglich – einen Bunker im Garten anlegen, allerlei Vorräte sammeln, in steter Angst leben, auf soziale und kulturelle Errungenschaften verzichten, gegenseitiges Mißtrauen zur alltäglichen Maxime erheben, nicht mehr ruhig schlafen können, der Obrigkeit unbesehen vertrauen und gänzlich alle Solidarität und Sympathien vermeiden?
Am Maßstab seiner Ressortaufgaben scheint der Minister nicht zurechnungsfähig. Gesundheit ist eindeutig mehr als die Abwesenheit von Krankheit. Sie beinhaltet idealerweise einen „Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens“ und bezieht sich auf die menschliche Weltgemeinschaft als eine „Grundbedingung für den Weltfrieden und die Sicherheit“.
Somit sind Lauterbachs Vorhaben für den fabulierten Kriegsfall die schädliche Verneinung seiner eigentlichen Aufgabe. Diese besteht in der Rekonstruktion des Gesundheitssystems nach WHO-Maßstäben, nicht im Abbau vorhandener Strukturen respektive Umbau als Kriegslazarett. Hier ist eine strenge Nachhilfe der Öffentlichkeit dringend erforderlich. Entsprechende Qualifikationen sind vorhanden. Der Konflikt hat also eine gute Seite. Wir sind Teil davon. So sei es.
Das Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) ist mit Forschung, Lehre, wissenschaftlicher Ausbildung und Gesundheitsversorgung Teil der Universität Hamburg. Hier sind rund 14.900 Angestellte beschäftigt, davon sind 2.400 Ärzte und Wissenschaftler. Darüber hinaus arbeiten 3.100 Pflegekräfte und Therapeuten in dieser öffentlichen Einrichtung. Die übrigen MitarbeiterInnen sind in Technik und Verwaltung beschäftigt. In diesem Zusammenhang studieren am UKE, beziehungsweise der medizinischen Fakultät, im Wege der akademischen Ausbildung rund 3.400 Studierende in den Fachrichtungen Medizin und Zahnmedizin.
Die humanen und zivilen Maßstäbe der WHO sowie des Leitbildes haben auch vitale Gültigkeit für das UKE. Man könnte diese permanent zu verwirklichende Ethik auch einen Anti-Lauterbach nennen.
Krieg ist nicht menschlich. Gesundheit ist keine Ware. Karl Lauterbach ist kein Minister. Und wir sind keine Esel. Die kritische Vernunft ist zu legalisieren.